Saarbruecker Zeitung

Lasst Obdachlose in leere Häuser

- Janine Dietzen, Dudweiler

In Saarbrücke­n lief mit meinem Sohn die Fußgängerz­one entlang und habe auf 500 Metern fünf Obdachlose gesehen. Sie saßen auf Decken auf dem Boden, hatten kaputte Handschuhe, und ihnen war kalt. Dem einen hab’ ich zwei Euro gegeben, dem anderen einen heißen Kaffee. Der Mann hat sich über den Kaffee gefreut, als wären es 2000 Euro. Das sollte uns zu denken geben. Leider konnte ich nicht jedem was geben, weil es zu viele waren. Ein Passant lief an mir vorbei und sagte zu mir: „Verschwend­est du immer dein Geld?“. Ich sagte ihm: „Guter Mann, das ist keine Verschwend­ung, sondern Hilfe.“Der Mann lief ohne Worte weiter. Ich bekam zu hören, dass die Stadt drei Monate braucht, um Papierkram für ein Flüchtling­sheim zu bearbeiten. Dieses Haus steht leer. Warum wieder diese Bürokratie? In drei Monaten sind die Leute erfroren. Und das ließe sich verhindern durch leere Häuser, die sie beziehen könnten. An die Verantwort­lichen, die solche Dinge entscheide­n: Ihr sitzt jeden Tag im heimischen Wohnzimmer und wärmt euch auf. Die Leute auf der Straße können sich nicht wärmen. Kommende Woche wird es ein Grad minus. Und die Obdachlose­n können nicht in die Häuser, weil die Bürokratie zu lange dauert. Ich finde das sehr traurig. Für so was gibt es Eilanträge. Liebe Verantwort­lichen im Raum Sulzbach/ Saarbrücke­n: Geht noch mal in euch. Denkt mal nach, ob da nicht doch was zu machen ist. Ich bin nicht ausländerf­eindlich. Aber die Flüchtling­e haben ein Dach über dem Kopf. Sie müssen keine Angst haben, dass sie den Winter nicht überleben. Obdachlose, die schon seit Jahren in Deutschlan­d leben, werden sich selbst überlassen. Ich hoffe, ihr nehmt euch das zu Herzen, sitzt schon kommende Woche hinter den Schreibtis­chen und tut was für diese Menschen. Ich wünsche euch schöne warme Tage. Ob Wärmebusse, Tafeln oder Unterkünft­e wie die Hirschbach: Denkt an die Menschen, die frieren, wenn ihr abends schlafen geht.

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