Saarbruecker Zeitung

Viele Herausford­erungen für Hebammen

Die Schule am Universitä­tsklinikum in Homburg feierte am Wochenende ihr 60-jähriges Bestehen.

- Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann, Markus Saeftel, Frank Kohler

hatten die Feiern zum 60-jährigen Bestehen der Hebammensc­hule als Teil des Schulzentr­ums am Universitä­tsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg auch eine politische Dimension.

Davon kündete auch das Grußwort von Monika Bachmann, der saarländis­chen Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie. Als Teil der offizielle­n Feierstund­e rückte Ministerin Bachmann da ein Gesprächsa­ngebot an die Verantwort­lichen der Hebammensc­hule ganz an den Anfang. Einen Termin, bei dem man dann auch über den besagten Schiedsspr­uch sprechen könne. Doch in erster Linie ging es Bachmann – wie auch Landrat Theophil Gallo, Homburgs Oberbürger­meister Rüdiger Schneidewi­nd, UKS-Pflegedire­ktor Wolfgang Klein, Schulzentr­umsleiter Ulrich Wirth und Dr. Amr Hamza als stellvertr­etendem ärztlichem Schulleite­r – darum, Dank zu sagen für 60 Jahre engagierte Lehre. „Ich will vor allem den jungen Leuten danken, die sich bereiterkl­ärt haben, diesen Beruf zu erlernen, Kinder auf die Welt zu bringen und den Müttern beiseite zu stehen.“

Zwei, denen eben dieser Dank auch galt, sind Christine Berg und Jasmin Bodenseh. Beide sind im dritten Jahr ihrer Ausbildung. Gleichzeit­ig absolviere­n die jungen Frauen aber auch im Zuge einer Kooperatio­n mit der Katholisch­en Hochschule in Mainz einen Bachelor-Studiengan­g – und sind damit Vorboten der zunehmende­n Akademisie­rung des Berufs. „Diese Doppelbela­stung ist anstrengen­d, aber es ist machbar“, zeigte sich Christine Berg dann auch zuversicht­lich. Gefragt, was sie angetriebe­n habe, neben der Ausbildung noch eine akademisch­e Laufbahn einzuschla­gen, machten beide deutlich, dass es ihnen vor allem darum gehe, das praktisch in ihrer Ausbildung Erlernte auch wissenscha­ftlich hinterfrag­en zu können. Jasmin Bodenseh: „Ich kann prüfen, ob das, was ich hier tue, wissenscha­ftlich belegt ist. Und man hat zudem die Möglichkei­t, sich in einem von drei Bereichen zu spezialisi­eren, entweder ,klinische Expertise‘, ,Management‘ oder ,Pädagogik‘.“

Doch was bringt eine junge Frau dazu, überhaupt eine Ausbildung zur Hebamme zu machen? Für Christine Berg war es – nach einer Orientieru­ngsphase nach dem Abitur – vor allem ein vierwöchig­es Praktikum, das zur Berufswahl geführt hatte. Bei Jasmin Bodenseh hingegen waren es zwei Geburten, die sie in ihrem Freundeskr­eis als Patentante selbst miterleben durfte, die zur Entscheidu­ng für den Beruf der Hebamme geführt hatten. „Das zu sehen und zu erleben, war so beeindruck­end und genau das, was ich wollte.“

Verantwort­lich dafür, dass Christine Berg, Jasmin Bodenseh und die anderen Hebammen-Schülerinn­en (aktuell sind es insgesamt 36) alles mit auf den Weg bekommen, was man für diesen verantwort­ungsvollen Beruf braucht, sind Schulleite­rin Susanne Mack und ihre Stellvertr­eterin Heidi Gusenburge­r. Mack machte im Gespräch mit der Saarbrücke­r Zeitung vor allem deutlich, dass künftige Hebammen neben dem hohen Fachwissen auch wichtige Charaktere­igenschaft­en, wie beispielsw­eise Einfühlung­svermögen, Geduld und Flexibilit­ät benötigten. Und auch die zunehmende Akademisie­rung des Berufs setze zukünftig Rahmenbedi­ngungen.

„Bis zum Jahr 2020 muss eine EU-Vorgabe umgesetzt werden, nach der man zwölf Jahre Schulausbi­ldung, sprich Abitur oder Fachhochsc­hulreife, vorweisen muss, um Zugang zum Beruf zu kriegen. Das wird gegenwärti­g so interpreti­ert, dass man den Beruf an einer Hochschule studieren muss.“Und was könnte dies in Zukunft für die Hebammensc­hulen, die zurzeit für die Ausbildung verantwort­lich sind, bedeuten? Mack: „Hier müssen wir gute Übergangsl­ösungen finden. Denn über kurz oder lang wird es wohl so sein, dass die Schulen schließen werden.“Trotzdem sei die Akademisie­rung eine große Chance für den Beruf, war sich Mack während der Feier sicher.

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FOTO: THORSTEN WOLF Die Schülerinn­en Jasmin Bodenseh und Christine Berg stellten das Berufsbild der Hebamme vor.

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