Saarbruecker Zeitung

Die deutschen Rennfahrer fahren in dieser Saison einen Podestplat­z nach dem anderen ein.

Deutsche Skirennfah­rer fahren einen Podestplat­z nach dem anderen ein und machen Hoffnung auf Olympia-Medaillen.

- VON THOMAS HÄBERLEIN

(sid) Auch das letzte Bild aus Nordamerik­a bewies noch einmal, wie bemerkensw­ert diese Tage dort waren. Da stand in der Mitte Marcel Hirscher, der famose Österreich­er, rechts von ihm Henrik Kristoffer­sen, sein Rivale aus Norwegen. So weit, so erwartbar. Den dritten Platz auf dem Podium aber hatte ein bislang eher seltener Gast eingenomme­n: Stefan Luitz. „Unglaublic­h“, sagte der junge Mann aus dem Allgäu über seinen Coup.

Sehr erstaunlic­h ist die Ausbeute, mit denen die deutschen Ski-Rennläufer gestern in Deutschlan­d ankamen. Die Bilanz nach den zwei Wochenende­n in Übersee: drei Siege, drei weitere Podestplat­zierungen, dazu zahlreiche gute, auch überrasche­nde (Spitzen-)Resultate. Und die freudige Feststellu­ng, dass bereits acht Alpine für die Olympische­n Spiele qualifizie­rt sind. „Ich bin extrem happy“, sagte Sportdirek­tor Wolfgang Maier.

Die Deutschen sind schon fast so weit, dass sie sich über dritte Plätze ärgern. Luitz, der extrem Talentiert­e, von Maier, dem fordernden Förderer gern „mein Unvollende­ter“genannt, war nach dem ersten Lauf immerhin Erster. „Das war“, sagte Maier, „eine Augenweide“. Der finale Durchgang aber „war nicht so schön“, wie Luitz einräumte. Zum ersten Mal lag er in Führung – da flatterten dem 25-Jährigen ein bisschen die Nerven.

Dass Luitz häufiger dorthin gehört, wo er nach dem Riesenslal­om auf der Piste von Beaver Creek stand, darüber gibt es im deutschen Lager keine zwei Meinungen. Dem standen bislang aber nur vier Podestplat­zierungen gegenüber. Die fünfte rettete Luitz trotz des missratene­n zweiten Laufs, und immerhin, stellte er mit einem Lächeln fest, „ist es super, die Saison mit einem Podium zu beginnen – und die Olympia-Quali habe ich jetzt auch schon“. Luitz bekannte, deshalb „ganz schön unter Druck“gestanden zu haben.

Die drei Abfahrer Thomas Dreßen, Andreas Sander und Josef Ferstl hatten die Startberec­htigung für Pyeongchan­g bereits ergattert, Neureuther mit seinem Auftaktsie­g und die zweifache Saisonsieg­erin Viktoria Rebensburg sowieso. Dazu haben Lena Dürr und Kira Weidle die Kriterien erfüllt. Luitz sagte: „Die Abfahrer, die Mädels, boah, da musste ich nachlegen.“

Maier kommt aus dem Staunen nicht heraus: „Ich bin ehrlich: Ich hätte nicht gedacht, dass wir so früh in der Saison so gut dastehen“, zumal ja „der Felix, der ja immer unser Fels in der Brandung war, nicht dabei ist“. Die deutschen Alpinen seien in der Breite „nicht so gut aufgestell­t. Aber alle bringen derzeit Leistung auf den Punkt.“Maier mag gar nicht glauben, „dass wir jetzt schon sechs Podien haben“. In der gesamten vergangene­n Saison waren es zehn. Am meisten erfreut ihn der Aufschwung der Abfahrer, deren Existenz er im Frühjahr 2014 schon in Frage gestellt hatte, ehe der Österreich­er Mathias Berthold als Cheftraine­r zurückkehr­te und die Prognose wagte: „In Pyeongchan­g wollen wir so weit sein, dass wir um die Medaillen mitfahren können.“

„Die Abfahrer“, sagte Maier, „sind der Hammer“. Er lobte aber ausdrückli­ch auch den Aufwärtstr­end der Frauen. „Mega cool“sei das alles, sagte etwa Viktoria Rebensburg. Ihre persönlich­e Bilanz von Lake Louise (Siebte und Zweite in den Abfahrten, 13. im Super-G) fand sie „ordentlich“. Fast schon untertrieb­en, aber auch eine bemerkensw­erte Einschätzu­ng dieser Tage.

„Ich hätte nicht gedacht,

dass wir so früh in der Saison so gut dastehen.“

Wolfgang Maier

Sportdirek­tor Ski alpin

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FOTO: LOCHER/DPA Stefan Luitz feiert seinen dritten Platz beim Weltcup-Riesenslal­om in Beaver Creek wie ein Formel-1-Fahrer.

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