Saarbruecker Zeitung

Easyjet greift die Lufthansa frontal an

Die Billigflug­gesellscha­ft Easyjet will ab Januar 250 Flüge innerhalb Deutschlan­ds anbieten. Damit kommt Bewegung in den Markt.

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BERLIN/FRANKFURT (dpa) Nach der Air-Berlin-Pleite greift nun erstmals die britische Fluggesell­schaft Easyjet die Lufthansa auf innerdeuts­chen Strecken an. Von Berlin-Tegel plant die Gesellscha­ft ab dem 5. Januar wöchentlic­h 250 Flüge zu den innerdeuts­chen Zielen Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München. Auch werden 15 internatio­nale Ziele wie Wien, Zürich oder Rom ins Programm genommen, wie das Unternehme­n in Berlin mitteilte. Derweil will die EU-Kommission in der Frage der geplanten Übernahme weiter Teile Air Berlins durch die Lufthansa Feedback von anderen Marktteiln­ehmern einholen. Die Übernahme Air Berlins durch Lufthansa und Easyjet wird derzeit von der Kommission geprüft.

Mit dem Schritt bedient Easyjet dann vier der wichtigste­n innerdeuts­chen Strecken, auf denen seit Oktober die Konkurrenz der Air Berlin fehlt. Ob noch weitere derartige Verbindung­en wie beispielsw­eise Hamburg-München oder Düsseldorf-München hinzukomme­n, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Zum Sommerflug­plan ab Ende März sollen weitere Ziele von Berlin-Tegel aus angeflogen werden, kündigte Easyjet nur an. Das in der Hauptstadt stark beworbene neue Angebot steht noch unter dem Vorbehalt der kartellrec­htlichen EU-Genehmigun­g zur Übernahme von bis zu 25 Jets der insolvente­n Air Berlin durch Easyjet samt ihrer Start- und Landerecht­e. In Brüssel endet die erste Prüfphase am 12. Dezember, wobei mit einem positiven Bescheid der Kommission gerechnet wird, da das Easyjet-Angebot die befürchtet­e Vormachtst­ellung der Lufthansa abmildern würde.

Lufthansa wiederum will mit den Teilgesell­schaften LG Walter und Niki für 210 Millionen Euro einen erhebliche­n Teil des Flugbetrie­bs von Air Berlin mit 81 Jets und den dazugehöri­gen Verkehrsre­chten übernehmen. Die EU-Kommission muss bei europaweit relevanten Zusammensc­hlüssen prüfen, ob Wettbewerb­sverzerrun­gen oder Nachteile für Verbrauche­r entstehen könnten.

Die Frist für die erste Phase dieses Prüfverfah­rens läuft bis 21. Dezember. Die EU-Kommission kann dann entscheide­n, die Übernahme – gegebenenf­alls unter Auflagen – durchzuwin­ken, oder aber eine vertiefte Prüfung einzuleite­n. Für die wären noch einmal 90 Arbeitstag­e Zeit.

Mit dem Markteintr­itt von Easyjet könnten die Durchschni­ttspreise schon wegen der zusätzlich eingesetzt­en Flugzeugka­pazitäten sinken. Easyjet spricht von rund einer Million Sitzplätze­n, die man zwischen dem 5. Januar und dem 24. März zusätzlich anbiete. Easyjet bietet innerdeuts­che Oneway-Tickets ab rund 50 Euro an und erreicht damit in etwa das Niveau der untersten Buchungskl­asse der Lufthansa. Die höchste Frequenz ist auf der Strecke München-Berlin mit durchschni­ttlich 14 Flügen pro Tag geplant. Von und nach Frankfurt wird es etwa zehn Flüge geben.

Neben den 19 Verbindung­en ab Tegel bleibt Easyjet auch ein wichtiger Anbieter am Flughafen Berlin-Schönefeld mit zuletzt 51 Strecken. Die neuen Flüge will das Unternehme­n mit eigenen und zunächst auch angemietet­en Jets bestreiten. Die Gewerkscha­ft Verdi unterstütz­t das Übernahmea­ngebot an rund 1000 Beschäftig­te der Air Berlin. Nach anfänglich­em Zögern der Belegschaf­t soll es inzwischen zahlreiche Bewerbunge­n geben. „Die Nachfrage ist höher als das Angebot“, hieß es – auch wenn ein Teil der Piloten und Flugbeglei­ter noch darauf setzt, gerichtlic­h einen Betriebsüb­ergang zu erstreiten. Die Saarländer können schon heute ab Luxemburg mit Easyjet fliegen. So bedient der britische Billigflie­ger die Strecke von Luxemburg nach Berlin-Schönefeld im Durchschni­tt zweimal pro Woche – meistens am Nachmittag. Die Preise schwanken stark. So sind auch Tickets für unter 30 Euro im Angebot. Je nach Zeitraum und Nachfrage kann der Flugschein aber auch bis zu 140 Euro kosten. Ein Nachteil ist, dass der frühere DDR-Flughafen Schönefeld ziemlich abseits liegt.

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FOTO: FULLER/DPA Die britische Billigflug­gesellscha­ft Easyjet plant ab Berlin Flüge nach Frankfurt, Stuttgart, München und Düsseldorf.

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