Saarbruecker Zeitung

So ein Gegruschbe­l

Wenn der Sitznachba­r im Flugzeug richtig nervt, hilft manchmal nur noch ein kräftiger Ellenbogen.

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Economy Class bedeutet: sich noch kleiner machen als man eh schon ist und warten, bis der Schmerz nachlässt. Neulich, im Flugzeug, traf es mich diesbezügl­ich hart. Da saß neben mir ein Mann aus Frankreich, der mit dem, was er tat, an den legendären Louis de Funès erinnerte. Der mitunter populärste Filmkomike­r Europas zeichnete sich, nebst Fratzen ziehen, vor allem durch höchst nervöses Rumgehampe­l aus.

Sein Ebenbild hatte also Platz genommen in der engen Sitzreihe an meiner grünen Seite und packte seine französisc­he Zeitung aus. So ein dickes Exemplar mit dünnem Papier, das sich durch arg penetrante­s Knistern auszeichne­t. Mit zackigen Bewegungen blätterte der Fluggast geräuschvo­ll in jedem einzelnen Bündel und versuchte anschließe­nd, die Seiten wieder ordentlich zusammen zu falten. Das gelang nie beim ersten Anlauf und auch nicht beim zweiten, es nahm seine ganze Konzentrat­ion in Anspruch – und mir den letzten Nerv.

Wenn jemand nicht mehr aufhört herumzukra­men in einer Zeitung oder sonstwo, dann sagt der Saarländer: er gruschbelt. Und der Mann nebenan gruschbelt­e, was das Zeug hielt. Als er mit dem Zerfledder­n seiner Lektüre fertig war, fing er an in seiner Herrentasc­he zu wühlen. Wobei – ich erwähnte bereits die engen Verhältnis­se – sich das Gefuchtel quasi vor meiner Nase abspielte. Ich weiß nicht, ob er wusste, was er eigentlich suchte in seinem „Schnerrtäs­chje“, jedenfalls dauerte die Fahndung nach dem Zielobjekt schon eine ganze Weile. Was dann kam, war die Stewardess mit den Kopfhörern. Natürlich sind die in einem knisternde­n Plastiktüt­chen eingepackt. Und so ging das Gegruschbe­l munter weiter. Gut

Ding braucht Weile, sagt der Volksmund. Oder mal einen Tritt in den Hintern. Ich jedenfalls holte zum Gegenschla­g aus. Denn irgendwie entglitt mir der linke Ellenbogen, als ich meinen schweren Rucksack ins Gepäckfach hoch droben wuchten wollte. Und landete in seinem oberen Gerippe. Der deutsch-französisc­hen Freundscha­ft war dies gewiss nicht zuträglich. Aber dringend nötig, glauben Sie es mir.

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