Von Alicante nach Saarbrücken
Der 22-jährige Matias Monzo ist einer von rund 30 jungen Spaniern, die zurzeit eine Ausbildung im Saarland machen.
Kontakte und Freundschaften, um spanische Lehrlinge anzuwerben. Und das wird dankbar angenommen, denn die Jugendarbeitslosigkeit liegt dort bei 38 Prozent.
Matias Monzo hatte von Deutschland so gut wie keine Ahnung, bevor er hierher kam, wie er sagt. „So wie ihm geht es vielen“, sagt Dunja Schneider: „Die sprachlichen Vorkenntnisse sind sehr unterschiedlich, deshalb machen die jungen Leute in Spanien erstmal einen Deutschkurs.“Die Sprache allein sei aber nur eine Hürde von vielen. „Viele sind noch nie im Ausland gewesen und haben nicht mal ihre Region verlassen. Nun sind sie in Deutschland auf sich allein gestellt, müssen zum ersten Mal einen Haushalt führen – und dann noch den Einstieg ins Berufsleben bewältigen“, sagt Schneider: „Das würde auch jedem von uns schwerfallen.“
Darum bieten Mobi-Pro-EU wie auch das Christliche Jugenddorf (CJD) in Homburg eine Art „Rundum-Betreuung“für die jungen Frauen und Männer aus Spanien an. „Wir kümmern uns um eine Wohnung, die Krankenversicherung, die Haftpflichtversicherung, wir besorgen auch eine Monatskarte, wenn es sein muss“, sagt Schneider. In allen arbeitsrechtlichen Fragen steht zudem nun die Arbeitskammer als Ansprechpartner zu Verfügung. Vor allem Fragen rund um Urlaub und Arbeitszeit interessieren die Jugendlichen.
Matias Monzo ist inzwischen von Homburg nach Saarbrücken gezogen und lebt mit einem spanischen Kumpel in einer Wohngemeinschaft in Alt-Saarbrücken. Da kommt ihm zugute, dass die VSE in der Hohenzollernstraße nicht so weit weg ist. Mittlerweile ist er im dritten Lehrjahr und wird seine Ausbildung wohl im Frühjahr 2019 abschließen.
Rund zehn Ausbildungsberufe sind im Förderprogramm. Das reicht vom Zerspannungstechniker über Koch bis zum Lebensmitteltechniker. Darunter sind auch sogenannte Mangelberufe, wo es an Nachwuchs in Deutschland fehlt. Manch einer findet in Deutschland sogar seinen Traumberuf. Sarah Stark vom CJD berichtet von einem jungen Spanier, der in Zweibrücken Fahrradmechaniker lernt. „Der ist so glücklich hier und will mit seinem deutschen Kumpel am liebsten den ganzen Tag Fahrrad fahren. Den Beruf hätte er in Spanien nie lernen können, weil es den dort gar nicht gibt“, erklärt Stark.
Eine Herausforderung aber müssen alle jungen Spanier hier bewältigen: das Zeitmanagement. Und das macht vielen Probleme, wie Schneider sagt. „Wir Deutsche haben ja eine tickende Uhr in uns, die Spanier nicht. Langfristige Planung ist ihnen völlig fremd. Wenn Sie erfahren, dass sie hier drei Jahre lernen müssen, ist das für sie wie das Ende des Lebens.“
Matias Monzo jedenfalls ist zufrieden. „Ich bin sehr froh, dass ich hier eine Ausbildung machen kann. Vor allem der Praxisbezug gefällt mir sehr gut.“Tatsächlich sieht die Ausbildung in seiner Heimat Spanien kaum Praxis vor. „Man macht acht, neun Monate eine Fachschule, dann ein Praktikum und das war es“, sagt Schneider. Und wie findet Matias das Essen in Deutschland? Er lächelt erst etwas verlegen, sagt dann aber: „Das passt schon. Gar nicht so schlecht.“