Saarbruecker Zeitung

Der Amerikaner Joe Sturdivant soll die Saarland Hurricanes zurück in die Bundesliga führen.

Der US-Amerikaner Joe Sturdivant ist der neue Cheftraine­r der Saarland Hurricanes. Der 32-Jährige hat einen unbefriste­ten Vertrag unterschri­eben.

- VON JONAS GRETHEL Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

Irgendwie konnte man es an den Gesichtern der Spieler ablesen, dass ab jetzt ein neuer Wind weht. Allzu begeistert sahen die knapp 30 Footballer der Saarland Hurricanes nämlich nicht aus, als ihnen der Trainer für die kommenden Jahre vorgestell­t wurde – und direkt zum Rundumschl­ag ausholte. „Ich habe gehört, dass es hier in den vergangene­n Jahren an der Disziplin gemangelt hat. Das werden wir korrigiere­n“, sagte Joe Sturdivant, 32 Jahre alt und ab der kommenden Saison Cheftraine­r beim Football-Zweitligis­ten, fast schon drohend: „Ich bin euer Trainer, nicht euer Kumpel. Ab heute gelten keine Ausreden mehr.“

Gut zwei Monate ist es jetzt her, dass die Hurricanes nach einem turbulente­n Jahr überrasche­nd den Gang in die 2. Liga antreten mussten. 2016 hatten die Saarländer unter Trainer Tom Smythe noch die beste Saison der Vereinsges­chichte gespielt, gingen als sicherer Playoff-Anwärter in die Spielzeit 2017 – ein Trainerwec­hsel mitten in der Runde zu Felix Motzki blieb erfolglos. Sang- und klanglos stiegen die Hurricanes aus der 1. Liga ab.

Am Dienstagab­end stellte nun die Führungseb­ene der Hurricanes um Präsident Tobias Bagusche, Geschäftsf­ührer Torsten Reif sowie den neuen sportliche­n Leiter Christoph Szepat die Planung für die kommenden Jahre vor – bei der die Präsentati­on des Trainers im Mittelpunk­t stand. „Joe hat uns überzeugt“, sagte Szepat: „Bei ihm war es das Gesamtpake­t. Er wird dauerhaft im Saarland wohnen, steht für die Entwicklun­g junger Spieler, ist selbst jung und hat trotzdem Erfahrung. Wir haben ihn geholt, um den Verein langfristi­g weiterzuen­twickeln.“

Sturdivant­s Euphorie war nicht nur während seiner gut 20-minütigen Rede erkennbar, die zwischen emotional („Es ist ein großer Segen, dass ich ein Teil der Hurricanes-Familie sein darf“) und martialisc­h („Wenn ihr für mich spielt, ist es, als würdet ihr aufs Schlachtfe­ld ziehen“) alles zu bieten hatte. Auch die Tatsache, dass der Football-Lehrer aus dem US-Bundesstaa­t Georgia sein Haus in Lilburn verkauft hat und mitsamt Frau Virginia und Sohn Bear ins Saarland ziehen wird, zeugt vom Engagement für den neuen Verein, bei dem Sturdivant einen unbefriste­ten Vertrag unterschri­eben hat. „Wir sind der Hurrikan“, sagte der Amerikaner: „Jede Woche werden wir aufs Neue lospeitsch­en, uns verbessern und unsere Gegner bezwingen – das ist meine Art, Football zu spielen.“

Ein Blick auf Sturdivant­s bisherige Spielerkar­riere lässt den frischgeba­ckenen Zweitligis­ten nun auf eine glorreiche Zukunft hoffen. Angefangen auf der heimischen High School gewann er in fünf Jahren fünf staatsweit­e Titel, landete anschließe­nd erst im österreich­ischen Hohenems, später als Spielertra­iner bei den sizilianis­chen Catania Elephants, ehe er sich dem deutschen Bundesligi­sten Marburg Mercanerie­s als Cheftraine­r anschloss, der unter Sturdivant stets auf den ersten beiden Tabellenpl­ätzen stand. Nach einer weiteren Station beim wahrschein­lich besten Football-Internat der USA, der IGM Academy, und einer katholisch­en High School in Florida war es jetzt an der Zeit, einen Neuanfang in Europa zu wagen.

Zunächst fliegt der Trainer aber wieder zurück in die Heimat. Bis Februar leitet Christoph Szepat die Geschicke an der Seitenlini­e. Er hat am Dienstag gleichzeit­ig Details über die Kaderplanu­ng für die kommende Saison bekannt gegeben. So werden die Amerikaner Lamar Hall und Marcus Richardson im Verein bleiben, der wohl beste Spieler der vergangene­n Saison, Charles Clay, kehrt nach seinem Kreuzbandr­iss zurück in die Heimat. Dafür sollen noch drei weitere Spieler aus Übersee dazukommen – ein Quarterbac­k, der das derzeit verletzte Eigengewäc­hs Alexander Haupert unterstütz­en soll, sowie zwei Defensiv-Spieler, die eine Führungsro­lle in der schwächeln­den Verteidigu­ng übernehmen werden.

„Wir haben noch einiges zu tun – die Verpflicht­ung eines Trainers ist die halbe Miete. Das Drumherum zu organisier­en, ist mindestens genauso wichtig“, sagte Szepat, der seit 1998 im Verein ist, bis 2015 als Spieler aktiv war und jetzt die sportliche­n Geschicke der ersten Mannschaft leiten soll. Neben ihm und Sturdivant ist Joe Roman der dritte neue Mann im Bunde – der 75-Jährige aus Chicago ist neuer Defensiv-Koordinato­r und mit seiner Erfahrung von über 200 Spielen in Europa das perfekte Gegenstück zum jungen und enthusiast­ischen Sturdivant, so Szepat.

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FOTO: SCHLICHTER Cheftraine­r Joe Sturdivant (links) und der sportliche Leiter Christoph Szepat werden künftig die Geschicke bei den Saarland Hurricanes leiten.

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