FC Bayern ist wieder im Angriffsmodus
Die Münchner strotzen nach dem 3:1 gegen Paris vor Selbstbewusstsein – und fürchten den nächsten Brocken nicht.
(dpa) Mats Hummels stapfte fluchend vom Rasen – und der Abgang des Fußball-Weltmeisters dokumentierte bestens den Ehrgeiz des von Jupp Heynckes wieder aufgerichteten FC Bayern. Dazu passte auch, wie sich Wortführer Thomas Müller nach dem erbrachten Nachweis europäischer Fußball-Spitzenklasse beim starken 3:1 (2:0) gegen das Star-Ensemble von Paris Saint-Germain Luft verschaffte. „Es wird hier so getan, als ob Paris einen Zaubertrank hätte. Die haben natürlich in der Offensive sehr gute Spieler, aber man sollte mal ein bisschen runter vom Gas, wenn es darum geht, andere Mannschaften so hochzuheben“, sagte der Weltmeister nach dem Prestige-Erfolg gegen die Millionenstürmer Neymar und Kylian Mbappé.
„Wir sind da!“Dieses Fazit von Sportdirektor Hasan Salihamidzic war die Botschaft, die am Dienstagabend aus München nach Europa gesendet wurde. Die Fans feierten ihre Lieblinge als „Super-Bayern“. Und auch Heynckes hatte das bekommen, was er unbedingt sehen wollte: „Mit dem Spiel haben wir untermauert, dass wir nach wie vor nicht nur wettbewerbsfähig sind, sondern dass wir eine gute Mannschaft und Ambitionen haben.“
Der 72-Jährige arbeitet mit Akribie und Leidenschaft am Revival von 2013. Heynckes versucht es – gerade in der Königsklasse – auf die Triple-Tour. Das war besonders in der famosen ersten Spielhälfte zu erkennen. Da bestachen die Bayern als Kollektiv mit einer ganz auf Kompaktheit ausgerichteten Defensivarbeit, in der selbst die Außen Franck Ribéry und Kingsley Coman vehement nach hinten arbeiteten.
Corentin Tolisso, der gegen seine französischen Landsleute ein überragendes Spiel ablieferte und nach dem Führungstor von Robert Lewandowski das 2:0 und 3:1 erzielte, tönte: „Wir haben ein großes Spiel gemacht. Wir sind eine große Mannschaft.“Es reichte nach dem 0:3 im Hinspiel nicht mehr zum Gruppensieg, aber für das Selbstwertgefühl und für die europaweite Wahrnehmung war das 3:1 ganz wichtig. Die Torrekordler aus Paris trafen diesmal nur einmal durch Frankreichs Supertalent Mbappé. „Wenn wir Paris schlagen können, können wir im Achtelfinale auch jeden anderen Gegner schlagen“, sagte Nationalspieler Niklas Süle.
Als echte Brocken drohen bei der Auslosung am kommenden Montag der FC Barcelona mit Lionel Messi und Manchester City mit Ex-Trainer Pep Guardiola. Manchester United, AS Rom, Tottenham Hotspur und Besiktas Istanbul müssten die Bayern dagegen nicht fürchten.
Noch ist das Zukunftsmusik. Aber Heynckes’ Wirken schlägt an – und die Mannschaft folgt ihm. Hummels war wohl auch deswegen verärgert, weil er „wahrscheinlich noch das vierte oder fünfte Tor machen wollte“, wie Heynckes anmerkte. Totales Risiko aber gingen die Bayern nicht für den Gruppensieg.
Wer weiß schon, wieviel mehr Heynckes aus den Bayern 2017/2018 noch herauszukitzeln vermag. Die Fortschritte einzelner Spieler wie Coman, Tolisso, James oder dem erneut herausragenden Ersatztorwart Sven Ulreich sind seit dem Trainerwechsel enorm. Leistungsträger wie Manuel Neuer, Thiago, Arjen Robben (alle verletzt) sowie Jérôme Boateng und Javi Martínez standen gegen PSG nicht auf dem Platz. Arturo Vidal und Müller wurden eingewechselt. Und Ribéry ist auch gerade erst aus dem Lazarett zurückgekehrt. Wer Triple-Champion Heynckes erlebt, weiß, dass der Trainer noch mal alles will.
„Mit dem Spiel haben wir untermauert, dass wir eine gute Mannschaft und Ambitionen haben.“
Jupp Heynckes
Trainer des FC Bayern