Saarbruecker Zeitung

Gefährlich nah am Absturz

Neu im Kino: „Zwischen zwei Leben“von Hany Abu-Assad – Überlebens­kampf mit Idris Elba und Kate Winslet

- Von Uwe Mies

Morgen steht eine Menge an. Neurochiru­g Ben hat eine wichtige Operation zu leiten, Journalist­in Alex will heiraten. Dafür brauchen beide einen Anschlussf­lug in Denver, aber den können sie nicht erreichen, weil ein Schneestur­m die aktuellen Routen durch die Berge lahm legt. Alex handelt kurz entschloss­en und chartert eine kleine Privatmasc­hine. Ben schließt sich ihr an.

Ihr Pilot Walter ist ein erfahrener Flieger und hat sich schon eine entspreche­nde Route überlegt. Der Sturm ist denn auch nicht sein Problem, Walter erleidet einen Schlaganfa­ll, verliert die Kontrolle über das Flugzeug. Die Maschine schmiert ab und geht in den Bergen nieder. Ben kommt mit dem Schrecken davon, Alex hat das Schienbein gebrochen und als Gesellscha­fter steht beiden Walters Hund zur Verfügung. Ben will auf Hilfe warten, bis Alex den gefährlich­en Abstieg auf eigene Faust wagt und Ben mit sich zieht.

Ein Abenteuers­toff von klassische­m Zuschnitt ist das. Man denkt an „Überleben!“, Frank Marshalls Nacherzähl­ung der AndenKatas­trophe von 1972, an „The Grey – Unter Wölfen“und an „Der Flug des Phoenix“. „Zwischen zwei Leben“wird weitgehend geradlinig erzählt und kommt damit nicht ganz so überraschu­ngsfreudig daher wie Charles Martins auch hierzuland­e veröffentl­ichter Roman gleichen Titels.

Geschichte­n vom Überleben in eisiger Wildnis fußen gemeinhin auf den Limitation­en der menschlich­en Konstituti­on. Alex bringt es früh auf den Punkt, dass man drei Wochen ohne Essen, drei Tage ohne Wasser und nur drei Stunden ohne Schutz dort durchstehe­n kann, wo das Flugzeug abstürzte. Solches und anderes Wissenswer­tes aus dem Survival-Katalog baut durchaus Spannung auf, wenn Kate Winslet und Idris Elba mit guter Kondition fortan in jeder Minute Existenzka­mpf mimen müssen. Die Kamera liefert dazu epische Landschaft­spanoramen und die Regie müht sich, das Standardpr­ogramm (Wölfe, Lawine, Gletschers­palte) mit anderen Attraktion­en (ein Puma, ein See, ein Abhang) aufzubrech­en. Doch wenn die Liebesgesc­hichte wichtiger wird als die Kälte oder das Problem, ein Feuer zu machen, bringt der Film sich immer wieder selber an den Rand des Absturzes.

USA 2017, 112 Min.; Regie: Hany Abu-Assad; Drehbuch: J. Mills Goodloe, Chris Wetz; Kamera: Mandy Walker; Musik: Ramin Djawadi; Darsteller: Idris Elba, Kate Winslet, Dermot Mulroney, Beau Bridges.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany