Ein anderer Blick auf die Welt
Neu im Kino: „Die Lebenden reparieren“von Katell Quillévéré – Intensiver Film zum Thema Organspende mit großer Strahlkraft
Dieser Film folgt dem Weg des Herzens – nicht nur im metaphorischen, sondern auch in einem ganz und gar wörtlichen Sinne. Dieses Herz schlägt zu Beginn von Katell Quillévérés „Die Lebenden reparieren“in der Brust des 16-jährigen Simon (Gabin Verdet). Mitten in der Nacht steht er aus dem Bett seiner Freundin auf, fährt mit seinen Freunden im Morgengrauen zum Surfen an die Küste.
Die Wellen des Meeres statt der lang gezogenen Straße sieht auf der Rückfahrt auch der Fahrer, bevor er einschläft und der Wagen von der Straße abkommt. Die Anderen kommen mit ein paar Brüchen davon, aber Simon fällt mit einem schweren Hirntrauma ins Koma. Der Patient ist hirntot und kann nur noch durch Apparate am Leben gehalten werden. Die Eltern (Kool Shen, Emmanuelle Seigner) wollen zunächst nichts von den Vorschlägen des jungen Mediziners Thomas (Tahar Rahim) wissen und stimmen erst am nächsten Tag einer Organspende zu. Wie mit einem Scharnier schwenkt der Film nun zu Claire (Anne Dorval) um, die an einem schweren Herzfehler leidet und auf einen Transplantation wartet.
„Die Lebenden reparieren“ist ein Film von einer wunderbar konzentrierten Intensität. Obwohl es hier ganz unmittelbar um Leben und Tod geht, die Handlung sich in einem kompakten Zeitfenster von 24 Stunden bewegt, verliert Regisseur Quillévérés nie die Stringenz der Erzählung aus den Augen. Alle, die an der Entscheidung zur Herz-Transplantation beteiligt sind, werden zu glaubwürdigen, komplexen Charakteren ausgebaut: Eltern, Verwandte, Ärzte, Krankenschwestern bis hin zu den Mitarbeitern der Vermittlungsagentur. Und im Mittelpunkt steht das Herz, das von einem verstorbenen Menschen zu einem anderen wandert, um in dem fremden Körper weiter zu schlagen – ein medizinischer Eingriff von durchaus metaphysischer Größe.
Krankenhausflure, Intensivstationen und Operationssäle werden zu ebenso realistischen wie poetischen Erzählräumen, in denen sich die Menschen, die hier Hand in Hand arbeiten, zu einem
Neu im Kino: „Forget about Nick“von Margarethe von Trotta – Mäßige Komödie mit Katja Riemann Noch ahnt niemand etwas von der kommenden Tragödie: Simon (Gabin Verdet) und Juliette (Galatéa Bellugi) sind verliebt. Doch dann ereignet sich ein folgenschwerer Verkehrsunfall. eigenen Organismus zu verbinden scheinen – ein Film von enormer Sensibilität und Strahlkraft, nach dem man aus dem Dunkeln des Kinos ins Licht tretend mit anderen Augen auf die Welt blickt.
Frankreich/Belgien 2016, 104 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Katell Quillévéré; Buch: Quillévéré und Gilles Taurand; Kamera: Tom Harari; Musik: Alexandre Desplat; Darsteller: Tahar Rahim, Emmanuelle Seigner, Anne Dorval, Bouli Lanners, Kool Shen, Monia Chokri, Alice Taglioni.