Saarbruecker Zeitung

Auch im Saarland zogen Veranstalt­er die Lehren aus Duisburg

Die Loveparade-Tragödie hat das Thema Sicherheit noch stärker ins Bewusstsei­n gerückt – sowohl bei großen als auch bei kleineren Veranstalt­ungen.

- VON FRAUKE SCHOLL Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg, Robby Lorenz Pascal Becher

SAARBRÜCKE­N

Tausende Menschen feiern gemeinsam, bis plötzlich eine Panik ausbricht. Es entsteht ein Gedränge, am Ende gibt es Tote. Theoretisc­h denkbar ist ein Szenario wie bei der Duisburger Loveparade vor sieben Jahren überall – auch im Saarland. Deshalb hat es auch hiesige Veranstalt­er großer Feste oder Festivals beschäftig­t – und zu Veränderun­gen geführt. Der Fokus auf Sicherheit ist größer geworden, sagen Verantwort­liche. Um einen „Fall Duisburg“zu vermeiden.

Dieser habe Spuren hinterlass­en, sagt Thilo Ziegler, Veranstalt­er großer saarländis­cher Musik-Festivals wie „Rocco del Schlacko“bei Püttlingen oder „Electro Magnetic“in der Völklinger Hütte. Die Duisburger Tragödie habe das Thema Sicherheit stärker ins Bewusstsei­n gerückt – bei Veranstalt­ern und in der Genehmigun­gspraxis der Kommunen. Strukturen und Abläufe seien verstärkt worden. Weil er Mitglied im Europäisch­en Festivalve­rband sei, habe er schon lange vor 2010 feste Sicherheit­skonzepte gehabt, sagt Ziegler. Aber viele Kollegen, die vor allem kleinere Veranstalt­ungen organisier­en, „hatten vorher kein solches Konzept, weil es auch nicht unbedingt eingeforde­rt wurde“. Heute sei die Branche sensibilis­ierter, „weil überall was passieren kann, nicht nur bei 300 000 Leuten auf der Loveparade“. Ziegler erinnert sich gut an den „Rocco“-Termin im August 2010, kurz nach Dusiburg. „Es gab viele verunsiche­rte Anrufe.“Aber das Festival fand statt, „denn wir waren gut vorbereite­t“– und alles lief ohne Probleme. Zwar sei kein saarländis­ches Event mit der Besucherma­sse von Duisburg vergleichb­ar. Trotzdem: Die Sicherheit sei immer und überall das Wichtigste, unabhängig von Größe.

Ab 5000 Besuchern ist im Saarland von einer Großverans­taltung die Rede. „Verpflicht­ende Vorgaben“auch zur Sicherheit regelt die Versammlun­gsstättenv­erordnung des Landes von 2008, erklärt das Innenminis­terium. Verschärft als Lehre aus der Loveparade wurde sie demnach nicht, anders als in Nordrhein-Westfalen oder Bayern. Verantwort­lich für die Sicherheit seien im Saarland die Veranstalt­er und die Untere Bauaufsich­t einer Kommune oder eines Landkreise­s, die eine Genehmigun­g erteilt – so war es auch in Duisburg.

Die Bauaufsich­t prüfe „in großer Detailtief­e“, heißt es aus dem Saar-Ministeriu­m. Sprich: Die Sicherheit­sprüfung umfasst vieles; Zugangsweg­e und Bühnenbau, Rettungswe­ge und Stromverso­rgung, Raumgröße und Brandschut­z. Ab 5000 Besuchern muss ein Veranstalt­er zudem ein Sicherheit­skonzept vorlegen, in das Rettungsdi­enste und Polizei einbezogen sind. Es gehe um eine „konstrukti­ve Netzwerkar­beit“.

Vor allem diese habe sich durch das Loveparade-Unglück verstärkt, erklärt die Stadt Saarlouis, die jedes Jahr die „Emmes“mit zehntausen­den Besuchern trägt. Duisburg habe für ein Umdenken gesorgt, heißt es aus der Pressestel­le. Ein schriftlic­h fixiertes Sicherheit­skonzept, erarbeitet zwischen Stadt, Aufsicht, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdi­enst wird für das Stadtfest erst seit 2011 festgehalt­en und fortgeschr­ieben. Die Kommunikat­ion und der Fokus auf Sicherheit habe sich als Folge der Tragödie im Ruhrgebiet „intensivie­rt, systematis­iert und profession­alisiert“.

Die Stadt Saarbrücke­n, Gastgeberi­n für Großverans­taltungen von Saarspekta­kel bis Altstadtfe­st, sieht für sich dagegen keine Veränderun­g durch Duisburg 2010. „Die Veranstalt­ungen der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n sind nicht erst seit der Loveparade mit Sicherheit­skonzepten versehen“, erklärt die Pressestel­le. Sie folgten bestehende­n Vorschrift­en und veränderte­n sich „lageangepa­sst“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany