Erinnerungen an die Jugendzeit
„Neun Tage im Winter“erzählt von einem Schriftsteller, der seiner Vergangenheit begegnet.
SAARBRÜCKEN (ry) Als der in Paris lebende Schriftsteller Aurélien (Robinson Stévenin) in die Bretagne fahren muss, um den Verkauf des Hauses seiner bei einem Autounfall getöteten Eltern zu regeln, wird er mit den Erinnerungen an seine Jugend konfrontiert. Mit den Eltern hat er sich nie sonderlich gut verstanden und seinem älteren, erfolgreichen Bruder Cyril (Patrick Mille) gegenüber hat er sich immer unterlegen gefühlt.
Die vergangenen Jahre hat Aurélien als Autor reüssiert und seine Familiengeschichte in mehreren Romanen verarbeitet. Im Küstenort Saint-Lunaire erkennt er in dem Immobilienmakler, der das Haus verkaufen soll, seinen alten Freund Hervé (Yannick Choirat) wieder. Eigentlich wollte sich Aurélien nur kurz in der Bretagne aufhalten, doch ist er gezwungen, seine Abreise zu verschieben. Er bleibt länger und stößt im Haus auf lauter Gegenstände, die in ihm eine Reihe von Erinnerungen auslösen. Er denkt zurück an seine große Liebe Emma (Lucie Debay), die er am selben Abend noch anruft.
In den folgenden Tagen verbringt er viel Zeit mit Mado (Catherine Hiegel), einer Freundin der Eltern. Sie leidet an Krebs, doch der Lebensmut hat sie keineswegs verlassen. Auch die Freundschaft zu Hervé blüht wieder auf. Aurélien bietet spontan an, einige Tage Emmas kleine Tochter zu sich zu nehmen und auf sie aufzupassen. Die kleine Michelle (Elina Solomon) bringt Aurélien dazu, sich mit essenziellen Fragen auseinanderzusetzen – und sogar seinen Bruder Cyril mit anderen Augen zu sehen. Neun Tage verbringt Aurélien im Haus seiner verstorbenen Eltern – neun Tage, die ihn sein Leben in einem neuen Licht sehen lassen.
Der französische Regisseur Alain Tasma inszenierte den Film „Neun Tage im Winter“, der auf Arnaud Cathrines Roman „Je ne retrouve personne“(2013) basiert. Vorher erlangte der Filmemacher mit Werken wie „Mata Hari – Die wahre Geschichte“(2003), „In einem anderen Licht“(2009) mit Marthe Keller und „Deckname Caracalla“(2013) nach der Résistance-Autobiografie von Daniel Cordier Aufmerksamkeit. Für den dokumentarischen Spielfilm „Schwarze Nacht“über das verschwiegene Massaker an Algeriern im Oktober 1961 in Paris wurde ihm 2006 der „Emmy“verliehen. Sein jüngstes Projekt ist die sozialkritische Serie „Aux animaux la guerre“(2018).
Neun Tage im Winter, 20.15 Uhr, ARTE