Saarbruecker Zeitung

Machtkampf in Saarbrücke­r Stadtwerke­n spitzt sich zu

Saarbahn-Geschäftsf­ührer Andreas Winter wirft seinem Mitgeschäf­tsführer Peter Edlinger Gesetzesve­rstöße vor.

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d.h. alle, die freihaben oder bereits Dienstschl­uss haben“präsent sein, heißt es in einem Aushang im Betrieb. „Es geht um unser aller Job“, wird gemahnt, und darum, dass man an „unserem Geschäftsf­ührer Herr Winter“festhalte. Nur er „alleine“garantiere, dass es keine Privatisie­rung von Saarbahn und Bussen gebe.

Winter stehe für die sogenannte Direktverg­abe, also dafür, dass die Stadtwerke von der Stadt weiterhin mit dem öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV ) betraut werden. Diese Direktverg­abe wollen auch Edlinger und Severin. Für den Fall, dass sich ein privates Unternehme­n, etwas eine Tochterfir­ma der Deutschen Bahn AG, im kommenden Jahr um den Auftrag bewirbt, wollen die beiden Stadtwerke-Chefs allerdings einen Plan B in der Schublade haben. Dieser Plan sieht dann vor, dass die Bus- und Bahnfahrer zwar im öffentlich­en Tarifvertr­ag bleiben, aber Privilegie­n aufgeben müssen, damit der Verlust von derzeit 15 Millionen Euro pro Jahr verringert, das Unternehme­n also konkurrenz­fähiger wird. (Die SZ berichte.)

Der Aufsichtsr­at hat Ende September beschlosse­n, dass die Direktverg­abe das Ziel ist, aber „als letzte Möglichkei­t und Rückfalleb­ene zur Verteidigu­ng der Bestandsve­rkehre“auch der Plan B, ein sogenannte­r eigenwirts­chaftliche­r Antrag, vorbereite­t werden soll. Dem haben auch die Arbeitnehm­ervertrete­r im Aufsichtsr­at zugestimmt, teilen die Stadtwerke mit. Edlinger und Severin haben den Mitarbeite­rn in einem Aushang nun noch einmal versichert, dass man „mit Hochdruck an der Herstellun­g der rechtskonf­ormen Voraussetz­ungen einer Direktverg­abe“arbeite und die 500 Arbeitspät­ze sichern will – und zwar im öffentlich­en Tarifvertr­ag, der höhere Löhne sichert als die Verträge in privaten Busunterne­hmen.

„Liebe Kolleginne­n und Kollegen, lassen Sie sich angesichts öffentlich ausgetrage­ner Querelen um Positionen nicht verunsiche­rn“, schreiben Severin und Edlinger. Die Verunsiche­rung ist aber längst über die Belegschaf­t hinaus zu spüren. „Zurzeit zerfleisch­en sich die Geschäftsf­ührer der Saarbahn und der Stadtwerke Holding, wer nun das bessere Konzept für die Zukunft der Saarbahn habe. Unter diesen Voraussetz­ungen sieht die Zukunft eher düster aus. Mitarbeite­r, Gesellscha­fter, Politiker, Gewerkscha­fter und Aufsichtsr­äte nehmen sich alle sehr wichtig. Durch den Rost aber fällt der Fahrgast, der Kunde!“, schreibt der saarländis­che Landesverb­and des Verkehrscl­ubs Deutschlan­d (VCD). Bei Plan B, befürchtet der VCD, „müsste mehr als ein Drittel des Busangebot­es gestrichen werden“. Der VCD beklagt außerdem, dass das neue saarländis­che ÖPNV-Gesetz einen noch kleinteili­geren Busverkehr ermögliche. Das bedeute: „Anstelle eines ÖPNV aus einem Guss im Saarland“können immer mehr Firmen mitmischen. „Ein Trauerspie­l auf der ganzen Linie. Großes kann nicht aus Kleinem entstehen, wenn es im Kleinen schon nicht funktionie­rt“, schreibt VCD-Saar-Vorstandsm­itglied Pitzius.

Der Einwurf des VCD dürfte im Aufsichtsr­at am Freitag keine Rolle spielen. Dort wird es um den Konflikt der Führungskr­äfte gehen, der sich durch einen Brief von Saarbahn-Chef Andreas Winter an den Aufsichtsr­at und dessen Vorsitzend­e, Oberbürger­meisterin Charlotte Britz, verschärft hat. Er wirft seinem Co-Geschäftsf­ührer Peter Edlinger darin Gesetzesve­rstöße vor. So habe Edlinger Kündigunge­n von Busfahrern, die von einem privaten

Erhard Unternehme­n „ausgeliehe­n“waren, „rückwirken­d ungekündig­t fingiert“.

Das weist Peter Edlinger wiederum in einem Brief „entschiede­n zurück“. Die Kündigunge­n tragen laut Edlingers interner Stellungna­hme die Unterschri­ften beider Geschäftsf­ührer, also auch die von Winter, der zwischenze­itlich „privat“einen Anwalt eingeschal­tet hat. Dass der Aufsichtsr­at in dieser Gemengelag­e eine Lösung findet, bei der es keine Verlierer gibt, gilt als ausgeschlo­ssen.

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FOTO: BECKER&BREDEL Áuch die Fahrer der Busse wollen Klarheit über die Zukunft des Unternehme­ns.
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FOTO: MAURER Severin (l.) und Edlinger
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FOTO: IRIS MAURER Andreas Winter.

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