Saarbruecker Zeitung

Letzte Schicht im Kraftwerk Ensdorf

Die Stromprodu­ktion im Kraftwerk Ensdorf ist Geschichte. Doch das Gelände soll nicht brachliege­n, sondern neu genutzt werden.

- FOTO: RUPPENTHAL

Ensdorf ist 56 Jahre lang Strom aus – weitgehend saarländis­cher – Steinkohle produziert worden. Damit ist seit gestern Schluss. Von ehemals 100 Mitarbeite­rn ist für zwölf Leute die berufliche Zukunft noch ungewiss. Doch spätestens Ende kommenden Jahres sollen auch sie eine Perspektiv­e haben, versichert die Gewerkscha­ft Verdi.

des Kraftwerks Ensdorf im Jahr 2018 ist nicht mehr darstellba­r, so dass davon ausgegange­n wird, dass dort eine Stromprodu­ktion im Jahr 2018 nicht mehr möglich sein wird“, teilte die VSE auch jetzt wieder auf Anfrage mit.

Im Sommer war außerdem bei der Bundesnetz­agentur und beim Übertragun­gsnetzbetr­eiber Amprion die Stilllegun­g der Kraftwerke beantragt worden. Bei der Netzagentu­r ist die Schließung als „geplant endgültig“registrier­t. Amprion hingegen prüft noch, ob die Standorte in Ensdorf für die Stabilität des Stromnetze­s systemrele­vant sind. Diese Prüfung „ist noch nicht abgeschlos­sen“, sagte gestern ein Amprion-Sprecher auf Anfrage. Dafür habe man ein Jahr Zeit.

Rund 100 Mitarbeite­r waren zuletzt im Kraftwerk beschäftig­t. Derzeit sind es nach Angaben der Gewerkscha­ft Verdi noch zwölf. Der Verdi-Landesleit­er Rheinland-Pfalz/Saarland, Michael Blug, geht allerdings davon aus, dass diese, wie auch die anderen Mitarbeite­r, nach dem Ende des Stilllegun­gs-Prozesses ein Arbeitspla­tz-Angebot erhalten. Er rechnet damit, dass bis Ende 2018 „jeder eine berufliche Perspektiv­e hat“. Es könne nicht sein, „dass energiepol­itische Entscheidu­ngen auf dem Rücken der Mitarbeite­r ausgetrage­n werden“.

Wenn das Kraftwerk Geschichte ist, soll die 53 Hekar große Fläche nicht brachliege­n, sondern für Industrie-

„Ein wirtschaft­licher und technisch sicherer Betrieb ist nicht mehr

darstellba­r.“

Die VSE zum Kraftwerk Ensdorf und Gewerbeans­iedlungen aufbereite­t werden. Die VSE will die Parzellen allerdings nicht verkaufen, sondern in Erbpacht vermieten. Die Gemeinde Ensdorf hat in dieser Woche einer Änderung des Flächennut­zungsplans bereits zugestimmt. Einer der größten Investoren will der Entsorgung­sverband Saar (EVS) werden. Er möchte auf dem Areal ein Grünschnit­t-Verwertung­szentrum mitsamt einem Biomasse-Kraftwerk errichten.

In Ensdorf wurde seit 1961 in zwei Blöcken Strom erzeugt. 1972 kam Block 3 dazu, der mit einer Leistung von 310 Megawatt (MW) bis gestern das Rückgrat des Kraftwerks-Standortes bildete. Einer der beiden kleineren Blöcke war in den 1990er Jahren stillgeleg­t worden. Die Stromfabri­ken konnten über Jahrzehnte hinweg auch deshalb wirtschaft­lich arbeiteten, weil sie ihre Kohle aus dem benachbart­en Bergwerk Ensdorf bezogen – die Transportk­osten gingen gegen Null. Außerdem waren die Brennkamme­rn auf diese Ballastkoh­le ausgericht­et. Im Jahr 2012 war damit Schluss, so dass die Kraftwerke seitdem auf Importkohl­e in unterschie­dlicher Qualität angewiesen waren.

In den 2000er Jahren sollte in Ensdorf bei der Verstromun­g noch einmal das ganz große Rad gedreht werden. Damals wollte der Energiekon­zern RWE dort einen Steinkohle-Doppelbloc­k mit einer Leistung von 1600 MW errichten. Die Pläne scheiterte­n jedoch an der massiven Gegenwehr in der Bevölkerun­g.

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