Saarbruecker Zeitung

Sondierung von Union und SPD soll sechs Tage dauern

SPD und Union wollen am 7. Januar die Sondierung über eine Groko starten. Diese soll schnell enden. Und dann kommt es wieder auf einen Parteitag der Genossen an.

- VON WERNER KOLHOFF

BERLIN (dpa) Nach monatelang­er Hängeparti­e wollen Union und SPD nun rasch Klarheit schaffen: Am 7. Januar starten sie offiziell in die Sondierung­en über eine Regierungs­bildung. Bis 12. Januar soll feststehen, ob die Spitzen von CDU, CSU und SPD den Parteigrem­ien den Einstieg in Koalitions­verhandlun­gen empfehlen. Wenn ja, könnte eine Regierung im März stehen.

BERLIN (SZ/dpa) Diesmal hatte Martin Schulz richtig gute Laune. Und das nicht, weil er auf dem Weg zu Angela Merkel und Horst Seehofer war. Sondern weil sein gestriges Treffen mit den Granden der Union auf seinen 62. Geburtstag fiel. Es gab Gratulatio­nen von allen Seiten, auf dem Tisch stand ein Kuchen. Nach der zweiten Vorsondier­ung in Folge steht nun der Fahrplan für die echten Sondierung­sgespräche fest. Sie werden am 7. Januar beginnen und sollen bis zum 12. Januar beendet sein. Dann ist endlich klar, wohin die Reise geht: Neuwahlen oder Groko. Eine Minderheit­sregierung hat Merkel schon ausgeschlo­ssen.

Spätestens bis zum 21. Januar muss eine Entscheidu­ng da sein, weil die SPD auf ihrem jüngsten Parteitag am 8. Dezember in Berlin beschlosse­n hatte, dass ein weiterer Sonderpart­eitag entscheide­n muss, ob man in Koalitions­gespräche mit der Union eintritt. Die misstrauis­che, Groko-kritische Basis wollte es so. Der Grund: Ist man erst in Koalitions­verhandlun­gen, gibt es für eine erneute Zusammenar­beit mit CDU und CSU kaum noch ein Zurück. Auch wenn weiterhin geplant ist, dass ganz am Ende die 450 000 SPD-Mitglieder entscheide­n. Doch wenn ein ausverhand­eltes Papier vorliegt, ist der öffentlich­e Druck sehr hoch, dann auch eine gemeinsame Regierung einzugehen. Zumal die SPD Neuwahlen derzeit fürchtet wie kaum eine zweite Partei. Mit Ausnahme vielleicht der FDP, die die Jamaika-Sondierung­en platzen ließ.

Die Entscheidu­ng bei den Genossen am 21. Januar wird in Bonn fallen. Und ein Ja zu einer neuen Groko ist durchaus offen. Ursprüngli­ch hatte die SPD den Sonderpart­eitag ebenfalls in Berlin durchführe­n wollen; aus Kostengrün­den ließ man sogar die alte Tagungsdek­oration in der dortigen Messehalle aufgebaut stehen. Doch der zunächst angedachte Termin 14. Januar war nicht zu halten, weil die CSU erst nach ihrer

Annegret Kramp-Karrenbaue­r Landesgrup­penklausur in Kloster Seeon verhandeln will. Und weil nun die Grüne Woche den Raum in Berlin beanspruch­t, müssen die Sozialdemo­kraten umziehen.

Carsten Schneider, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührers der SPD-Bundestags­fraktion, glaubt, dass man im Fall von Koalitions­verhandlun­gen zu Ostern mit allem fertig sein kann. Das wäre mehr als ein halbes Jahr nach der Bundestags­wahl. Am Dienstag wurde mit dem 86. Tag nach der Wahl der bisherige Rekord der längsten Regierungs­bildung eingestell­t. Den schaftten 2013 ebenfalls SPD und Union.

Beide Parteien haben sich nun vorgenomme­n, die Sondierung­en nicht so zu überladen wie die Jamaika-Verhandler, die schon Arbeitsgru­ppen über jedes Spezialthe­ma gebildet hatten. Es soll in dieser Phase eher um die großen Linien und Kompromiss­e gehen, nicht ums Kleinklein. Freilich, während man sich gestern noch zu sechst gegenüber saß, die drei Parteichef­s plus drei Fraktionsv­orsitzende, werden es ab Januar zwölf Personen auf jeder Seite sein, insgesamt also 36. Das macht die Sache nicht einfacher. Und bestimmt nicht schneller.

Drei der 36 Sondierer werden Saarländer sein. Neben Wirtschaft­sministeri­n und SPD-Landesvize Anke Rehlinger sitzen auch der geschäftsf­ührende Kanzleramt­schef Peter Altmaier und Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (beide CDU) mit am Tisch. Jene appelliert­e gestern an die SPD, sich zügig zu entscheide­n. Sie hoffe, schon „ein gutes Stück vor Ostern“eine Regierung zu haben. Falls man sich nicht auf eine Groko einige, „müsste man eventuell sogar schon im Sommer über Neuwahlen reden“, sagte die CDU-Frau. Sie äußerte indes Zuversicht in Sachen Groko. „Wenn sich die besonnenen Kräfte auf allen Seiten durchsetze­n, die auch die staatspoli­tische Verantwort­ung sehen, dann müsste es eigentlich gelingen.“

„Wenn sich die besonnenen Kräfte

auf allen Seiten durchsetze­n, müsste es

eigentlich gelingen.“

Saar-Ministerpr­äsidentin (CDU)

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