Saarbruecker Zeitung

So viele Flüchtling­e kamen 2017 in Saarland

Bei der Flucht aus Syrien wurde die ChristenFa­milie getrennt. Wann kann meine Tochter nach Saarlouis kommen, fragt die Mutter Sayde Youbi.

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Wie viele Flüchtling­e sind in diesem Jahr ins Saarland gekommen? Wo kommen sie her, und wie viele von ihnen haben inzwischen einen Asylantrag gestellt? Eine große SZ-Grafik zeigt einen Überblick für das Jahr 2017.

ein trauriges Weihnachts­fest für die assyrische Christen-Familie Soud-Youbi in Saarlouis, Denn die 15-jährige Tochter Georgina Tahhan sitzt in Damaskus fest. „Es ist zum Verzweifel­n“, lässt Georginas Mutter Sayde Youbi (40) ihre Gedanken und Gefühle beim Besuch in der SZ-Redaktion von Charli Kanoun, dem Chef des Assyrische­n Kulturvere­ins in Saarlouis, ins Deutsche übersetzen. Sayde Youbis Mann Peter Soud (51) war 2015 aus Syrien geflohen und bekam im Saarland einen anerkannte­n Flüchtling­sstatus für drei Jahre Dauer. Soud zählt zu den assyrische­n Christen, die von den Terroriste­n des Islamische­n Staats besonders grausam in Syrien verfolgt werden.

Im April 2017 sollten dann seine Frau Sayde Youbi, der gemeinsame Sohn Issa Soud, zehn Jahre, und die Tochter von Sayde Youbi aus erster Ehe, Georgina Tahhan, nachkommen. Doch als die Visa in der deutschen Botschaft in Beirut ausgestell­t wurden, gab es für alle einen Schock. „Die Beamten sagten uns, dass Georgina nicht mir nach Deutschlan­d ausreisen dürfe. Dabei hatte ich die Vollmacht von Georginas Vaters dabei, der Georgina grünes Licht für die Reise gegeben hat“, sagt Sayde Youbi leise und mit Tränen in den Augen.

So konnten nur Mutter Youbi und der kleine Issa ausreisen. Georgina lebt nach Angaben der Mutter seitdem unter prekären Bedingunge­n in der latinische­n Mar Antoine Kirche in Damaskus. „Sie wird dort vom Pfarrer betreut. Sie fühlt sich sehr allein und hat große Sehnsucht nach uns“, erklärt ihre Mutter.

Kanoun und der Assyrische Kulturvere­in haben sich im Saarland für die kleine Christenfa­milie eingesetzt. Die Ausländerb­ehörde habe der Familie Soud-Youbi erklärt, dass Georgina nur hierher kommen könne, wenn sich jemand finde, der für das Mädchen eine Verpflicht­ungserklär­ung unterzeich­ne. Kanoun sagt: „Wir sind auf der Suche nach jemandem, der diese Erklärung unterschre­ibt.“Denn dieser Helfer muss versichern, dass er für die Krankenver­sicherung, die Wohnung, den Lebensunte­rhalt und das Essen der 15-Jährigen aufkommt.

Die Mutter Sayde Youbi und der Stiefvater Peter Soud dürfen das wegen ihres Status als Flüchtling­e nicht. Kanoun setzt seine Hoffnung auch auf die Landesregi­erung, die 2016 von den Assyrern freigekauf­te christlich­e Geiseln des IS im Saarland aufnahm.

Kanoun sagt mit Bestimmthe­it: „Die assyrische­n Christen können nicht mehr nach Syrien zurück.“Auch nach einem Sieg der Koaliition­struppen gegen die IS-Kämpfer sei Syrien, wo die assyrische­n Christen seit fast 2000 Jahren lebten und noch Aramäisch, die Sprache von Jesus sprechen, kein sicheres Land für Christen. „Die Kurden sind jetzt in unsere Dörfer am Chabur-Fluss gezogen“, sagt Kanoun.

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FOTO: DIETMAR KLOSTERMAN­N Prinzip Hoffnung: Peter Soud, 51, Issa Soud, 10, und Sayde Youbi, 40, sehnen sich nach Georgina, 15, die in Syrien festsitzt.
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S. YOUBI Georgina Tahhan, 15 Jahre, muss in Beirut bleiben. Ihre Familie ist in Saarlouis.FOTO:

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