Saarbruecker Zeitung

Kunst zwischen Figuration und Abstraktio­n

Arbeiten von Till Neu in der Ärztekamme­r Saarbrücke­n

- VON BÜLENT GÜNDÜZ Produktion dieser Seite: Esther Brenner Tobias Keßler

Der Mont Ventoux war wohl ein Sehnsuchts­ort für den aus Saarbrücke­n stammenden Künstler Till Neu. Schon nach seiner ersten Reise in die Provence in den 70er Jahren war er von dem Berg fasziniert. Seit 1991 besitzt er am Fuße des Massivs ein Haus mit einem Atelier. Fortan ließ ihn der Ventoux nicht mehr los und ist auch in seinem OEuvre allgegenwä­rtig.

Neu war bis 2004 als Professor für Malerei an der Universitä­t in Frankfurt beschäftig­t, ließ sich aber vorzeitig in den Ruhestand versetzen, um sich ganz der eigenen Kunst zu widmen. Sein vielschich­tiges Werk ist immer dann spannend, wenn der promoviert­e Künstler mit den Grenzen von Abstraktio­n und Figuration spielt und sich in die Konkrete Kunst wagt. Seine Nähe dazu ist unübersehb­ar. Er gehört zur goldenen Generation der saarländis­chen Nachkriegs­künstler, die bei Boris Kleint und Oskar Holweck an der Staatliche­n Schule für Kunst und Handwerk studiert haben. Vereinnahm­en hat er sich aber nicht lassen, denn auch Spuren des Informel finden sich in einigen Werkserien.

Die Schau in der saarländis­chen Ärztekamme­r in Saarbrücke­n (Faktoreist­r. 4) bietet einen Ausschnitt aus dem umfangreic­hen Schaffen der letzten drei Jahrzehnte. Eines der eindrückli­chsten Bilder ist ein scherensch­nittartige­r Anblick des Mont Ventoux, der vor Augen führt, wie eindrucksv­oll Kunst sein kann, wenn sie scheinbar einfach daherkommt. Mit nur je zwei Farbfläche­n in vier Einzelbild­ern schafft es Neu, das gewaltige Massiv aus allen Himmelsric­htungen im Profil zu zeigen.

Die Wirkung der Farbe spielt für Neu eine wesentlich­e Rolle. Obwohl er sich intensiv mit formalen Fragen der Kunst befasst, haben seine Werkserien fast immer narrative Elemente. So auch in den figurative­n Illustrati­onen zu Gedichten der Französin Agnès Rouzier und zu ruandische­n Volksmärch­en. Mit der Genauigkei­t des Zeichners visualisie­rt er die Märchen in je einem Bild und lässt die afrikanisc­hen Geschichte­n lebendig werden.

Bis 7. März. Mo-Fr 8 bis 16 Uhr.

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