Ein Junge als Inspirationsquelle
Das Drama „Kästner und der kleine Dienstag“beschreibt eine ungewöhnliche Freundschaft.
SAARBRÜCKEN (ry) Berlin, 1929: Der Schriftsteller Erich Kästner (Florian David Fitz) genießt den Erfolg seines ersten Kinderbuches. Eines Tages steht der siebenjährige Fanpostschreiber Hans (Nico Ramon Kleemann) vor seiner Tür. Mit dessen Verehrung kann der kinderlose Lebemann Kästner zunächst wenig anfangen. Schon bald erkennt er jedoch, dass ihm die blühende Fantasie des klugen Jungen bei neuen Geschichten nützlich sein kann. Dem berühmten Autor auf diesem Wegen nahe zu sein, wird zum größten Glück von Hans, der mit seiner Mutter Lotte (Katharina Lorenz) und Schwester Trude (Charlotte Lorenzen) ohne Vater aufwächst. Als „Emil und die Detektive“von der UFA verfilmt wird, geht für ihn ein Traum in Erfüllung: Er darf den „kleinen Dienstag“spielen – und hat fortan seinen Spitznamen weg.
Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten muss Kästner um sein Leben fürchten. Um den Jungen nicht zu gefährden, beendet er den Kontakt mit einer Lüge. Während der „kleine Dienstag“denkt, sein Idol sei wie viele andere ins Exil gegangen, ist dieser in Berlin geblieben. Kästner, der wie sein Freund Erich Ohser (Hans Löw) unter einem Pseudonym arbeitet, hält sich aus allem Politischen raus. Hans dagegen tritt der Hitlerjugend bei, um nicht aufzufallen. Als die beiden sich nach Jahren wieder begegnen, wird ihre Freundschaft auf eine schwere Probe gestellt.
In der Hauptrolle des Dramas von Regisseur Wolfgang Murnberger („Kleine große Stimme“) überzeugt Florian David Fitz, der den bekannten deutschen Schriftsteller Erich Kästner spielt. Doch wie war Fitz’ persönlicher Bezug zu Kästner? „Kästner lebte ja seine letzten Jahre in München, wo ich aufgewachsen bin. Er hat die Jugendbibliothek in der Blutenburg ins Leben gerufen, und ich war dankbarer Abnehmer, das war gleich bei uns um die Ecke. Außerdem fand ich, dass er mich als Kind ganz selbstverständlich ernst nahm. Ich konnte ja für mich selbst denken, und das ist ja im Kern das, was Kästner Kindern zuspricht. Meine Mutter war mit einem Ziehsohn von ihm befreundet, und ich habe sie natürlich in der Vorbereitung ausgequetscht. Da kam dann ein anderes Bild dazu, das war kein bürgerliches Leben, das war schon etwas wilder.“
Während der Dreharbeiten arbeitete er mit dem Jungdarsteller Nico Ramon Kleemann zusammen. Das war für Fitz „ein großer Spaß. Nico hat fast beängstigend viel auf dem Kasten. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich ihn anpackte wie einen Großen. Selber schuld, wenn er so gut ist.“
Kästner und der kleine Dienstag, 20.15 Uhr, ARD