Verein schützt Saarbrücker vor Hunger
Tausende in dieser Stadt sind so arm, dass sie nur noch mit Lebensmittelspenden über die Runden kommen. Die Saarbrücker Tafel hilft.
Von Heiko Lehmann
SAARBRÜCKEN Große Körbe mit Gemüse, Kartons voller Obst und säckeweise frische Backwaren. Dazu kommen Wurst, Käse, Joghurt und viele sonst noch gängigen Lebensmittel. Alles in rauen Mengen und alles muss jeden Mittag in die leeren Regale geräumt werden. Es geht richtig rund um die Mittagszeit in der Burbacher Straße Im Etzel. Dort ist die Saarbrücker Tafel, betrieben von einem Verein, zu Hause. Und im Erdgeschoss ist die Warenausgabe an bedürftige Menschen.
Doch Warenausgabe wird der Dimension
„Vor 20 Jahren war ich erst skeptisch, ob sie notwendig ist. Heute sind viele froh, dass es
unsere Tafel gibt.“
Uwe Bußmann
Vorsitzender der Saarbrücker Tafel
nicht gerecht – Supermarkt trifft es da schon eher. „Wir bekommen täglich etwa 2,5 Tonnen Lebensmittel“, sagt Uwe Bußmann, der Vorsitzende der Saarbrücker Tafel. Lebensmittel, die allesamt mit vier Lieferwagen von Saarbrücker Händler abgeholt werden.
„Wir haben die Saarbrücker Tafel vor 20 Jahren gegründet. Damals war ich zuerst skeptisch, ob sie notwendig ist. Heute sind viele Menschen froh, dass es unsere Tafel gibt“, sagt Bußmann und blickt zurück. Mit den eigenen Autos abgeholt oder von Firmen angeliefert: So kamen die Tafel-Mitglieder am Anfang an die Waren, die sie an hilfsbedürftige Menschen weitergaben.
„Wir hatten gleich im ersten Jahr, 1998, Glück, dass uns Mercedes und Sixt einen Lkw sponserten. 101 Lkw wurden im gesamten Bundesgebiet verteilt, und wir bekamen einen“, blickt der Vereinsvorsitzende zurück.
Mittlerweile hat der Verein vier Lastwagen, die täglich im Einsatz sind und in ganz Saarbrücken bei 123 Lieferanten Lebensmittel abholen. In Burbach kontrollieren Helfer die Waren, sortieren sie und räumen sie in die Regale, und das an sechs Tagen in der Woche.
320 Mitglieder hat der Verein. Noch mehr Menschen kommen aber einfach so vorbei und helfen auch ehrenamtlich. Cordula Wennekers aus Saarbrücken hilft beim Einräumen, wann immer sie Zeit hat. „Vor eineinhalb Jahren hat mich eine Freundin mal mitgenommen, und seitdem bin ich dabei. Ich möchte dem Leben etwas zurückgeben, das ist meine Motivation“, sagt Wennekers. 3500 sogenannte Berechtigte gibt es in ganz Saarbrücken, die von der Saarbrücker Tafel kostenlos ihre Lebensmittel beziehen können. „Berechtigte sind Menschen, die im Monat nicht mehr als Hartz 4 haben. Alle Berechtigte haben einen Ausweis. Zu uns kann nicht jeder kommen – nur die, die wirklich Hilfe brauchen“, sagt Bußmann. Dafür muss die Saarbrücker Tafel gut organisiert sein. Die Schichten der LkwFahrer sind aufeinander abzustimmen. Und die Helfer zum Einräumen der Regale haben auch einen Plan, wann sie an der Reihe sind.
„Koordination ist wichtig. Wir haben zwei Festangestellte, also eine Bürokraft und eine Putzfrau. Ohne die beiden würde es nicht gehen“, sagt der Vereinsvorsitzende. Aus den Mitgliedsbeiträgen und vor allem aus Spenden muss der Verein seine Kosten decken. „Die Fahrzeuge, die Miete, Versicherungen, Benzin und vieles weitere kosten einfach Geld. Wir brauchen etwa 90 000 Euro im Jahr, damit alles funktioniert“, sagt Bußmann.
Einen Zuschuss gibt es im kommenden Jahr von der City-Marketing Saarbrücken GmbH, die zurzeit mit ihrer Aktion „Hauptstadt. Bürger helfen“für fünf Hilfe-Einrichtungen in Saarbrücken Geld sammelt (siehe Zweispalter links unter diesem Artikel).