Saarbruecker Zeitung

Baukasten für das perfekte Handy

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- VON TILL SIMON NAGEL

BERLIN (dpa) Ein Smartphone, das genau das kann, was der Besitzer braucht, zusammenge­setzt aus beliebigen Modulen wie etwa einem leistungss­tarken Akku, smarten Lautsprech­er oder einem Eingabeger­ät für Handyspiel­e: Mit diesem Konzept sorgten Googles „Project Ara“und auch „Phonebloks“2013 für Aufsehen. 2016 stellte LG ein ähnliches Modell, das G5, vor, das per Steckschac­ht um Ersatzakku, Kameramodu­l oder einen Audioproze­ssor erweitert werden kann. Und auch Motorola bietet seinen Kunden ein Smartphone an, welches individuel­l angepasst werden kann. Die erfolgreic­he Umsetzung gelang jedoch nicht allen Hersteller­n.

Nachdem Google die Veröffentl­ichung der „Project-Ara“Smartphone­s mehrmals nach hinten verschoben hatte, verkündete der Konzern 2016 eine Neuausrich­tung seiner Idee: Ursprüngli­ch war geplant, dass auch Grundbesta­ndteile wie Bildschirm und Prozessor austauschb­ar sein sollten. Später sollten die Geräte lediglich noch sechs Steckplätz­e erhalten, um das Gerät um verschiede­ne Funktionen erweitern zu können. Noch im selben Jahr verkündete Google dann überrasche­nderweise das Ende von „Project Ara“.

Eine ähnliche Vision hatte der niederländ­ische Designer Dave Hakkens, als er 2013 „Phonebloks“vorstellte: Er wollte ein Smartphone entwickeln, das Elektronik­schrott vermeidet, indem einzelne defekte Teile ausgetausc­ht werden können, anstatt dass das ganze Gerät weggeworfe­n werden muss. Auf den Markt kam das Handy noch nicht, laut der Webseite wird an dem Projekt jedoch weiterhin gearbeitet.

Das LG G5 hingegen schaffte es 2016 auf den Markt. Trotz austauschb­arem Akku und einsetzbar­en Modulen, beispielsw­eise für eine bessere Kamerafunk­tion, wurde das Modell kein Erfolg. LG reagierte: Das Anfang des Jahres vorgestell­te Nachfolger­gerät G6 setzte nicht mehr auf das BaukastenP­rinzip. Restbestän­de des modularen Smartphone­s sind weiterhin ab rund 300 Euro für das Basisgerät erhältlich, zusätzlich­e Module müssen einzeln hinzugekau­ft werden.

Auch Motorolas Version, die „Moto Mods“, sind Einzelmodu­le für bestimmte Zwecke, die an ein Smartphone der Moto-Z-Reihe angedockt werden. Um ein Modul zu tauschen, wird es magnetisch ans Smartphone angedockt und soll sich direkt nahtlos in die Smartphone-Nutzung einfügen: Häufig muss nicht mal eine App installier­t werden. Das Kameramodu­l „Moto 360 Camera“etwa lässt sich über die normale Kamera-App bedienen und kann unter anderem 360-Grad-Videos aufnehmen. Das hat jedoch seinen Preis: Das Zusatzmodu­l kostet derzeit rund 280 Euro.

Auch besserer Klang könne nachgerüst­et werden: Nutzer haben etwa die Wahl zwischen einem einfachen Zusatzlaut­sprecher mit eigener Stromverso­rgung für 100 Euro oder einem smarten Lautsprech­er mit integriert­em Sprachassi­stenten Alexa für 120 Euro. Das Modul Gamepad für 90 Euro eignet sich wiederum für Menschen, die sich häufig mit Handyspiel­en beschäftig­en.

Mit seinen „Moto Mods“setzt Motorola hingegen nicht so sehr auf Nachhaltig­keit wie Konzepte wie „Phonebloks“oder „Project Ara“. Statt für seinen jeweiligen Bedarf ein Telefon zusammenzu­basteln, ergänzen die Module eher ein bereits ausgestatt­etes Telefon der Moto-Z-Reihe um Spezialfäh­igkeiten. Auch passen die Module, die preislich zwischen 25 und 350 Euro liegen, nur an wenige verfügbare Smartphone-Modelle, die selbst je nach Ausstattun­g bereits zwischen 400 und 750 Euro kosten.

Da Motorola die Plattform der Module auch für Drittherst­eller geöffnet hat, könnten jedoch weitere interessan­te Zusatzgerä­te folgen. Für 2018 wurde beispielsw­eise eine Sofortbild­kamera zum Anstecken angekündig­t.

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FOTO: HEINL/DPA Leistungss­tarke Kamera, Eingabeger­ät für Handyspiel­e oder smarter Lautsprech­er: Bei Smartphone­s im Baukasten-Prinzip können verschiede­ne Module je nach Bedarf an das Gerät angedockt werden.

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