Hochpolitscher Postrock, der aufrütteln soll
Die drei Musiker von FJØRT wollen auf ihrem neuen Album zum Denken und Handeln aufrufen
Das Aachener Trio FJØRT fackelt nicht lange. Es ließ weder nach seiner Gründung viel Zeit verstreichen bis zur ersten Veröffentlichung, noch zwischen diesen. Dennoch veröffentlichen FJØRT keine Schnellschüsse. Das galt für die EP „Demontage“(2012), das Debütalbum „D’accord“(2014) und den Nachfolger „Kontakt“(2016) – und das gilt für „Couleur“. Mit jedem Album verfeinern sie ihre mit wütenden Texten in deutscher Sprache gespickte innovative Melange aus Postrock/Hardcore und Noiserock.
„Couleur“(Grand Hotel Van Cleef/Indigo) ist unter anderem ein sehr politisches Album geworden. Eine Begründung dafür liefert FJØRTBassist David Frings: „Es gibt Leute hier, die sehen die Fehler der Vergangenheit nicht mehr als Mahnmal. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, das Maul zu halten. Politik ist für uns Menschlichkeit plus Empathie. Der Wunsch, dass wir alle besser miteinander leben können. Nur mit dem Finger auf die Leute zeigen, die das anders sehen, reicht nicht mehr. Wir müssen diskutieren und uns öffentlich zeigen“.
Diese Einstellung hat sich in vielen Songs niedergeschlagen. In dem musikalisch gemäßigten „Raison“heißt es in Anlehnung an das Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten: „Ich bin so müde vom Zählen / Ich habe 1933 Gründe, schwarz zu sehen / Doch egal, wie viel da kommt / Ich hab’ alles, was ich brauch’ / Denn die 1933 Gründe, ihr habt sie auch“. kfb