Saarbruecker Zeitung

Zwei ungleiche Charaktere

Neu im Kino ab 21.12.: „Dieses bescheuert­e Herz“von Marc Rothemund – Kumpelfilm, der wenig neu erfindet, aber auch wenig falsch macht

- Von Uwe Mies

Klemmte nun wirklich das Gaspedal oder doch eher der Verstand? Wie auch immer – Vaters teures Cabriolet liegt nun auf dem Boden das Swimming Pools und selbst ein verwöhnter Studienabb­recher wie der Arztsohn Lenny Reinhard muss sich eingestehe­n, dass das jetzt blöd gelaufen ist. Trotzdem zieht Lenny am nächsten Abend auf Papas Kosten wieder durch die Discos, suhlt sich in Cocktails, Koks und Frauen und muss am nächsten Morgen feststelle­n, dass ihm Geld und Unterkunft gesperrt worden sind und Erlösung erst dann winkt, wenn Lenny Sozialdien­st als Betreuer von David leistet. Der ist 15 und hat von Geburt an so ziemlich nichts Gesundes an seinem Körper, braucht deshalb beständig Pflege und Hilfsmater­ial in der Nähe, hat deshalb aber noch lange nicht mit dem Leben abgeschlos­sen und konfrontie­rt den neuen Pfleger mit einem Zettel ganz konkreter Ziele, die er in nächster Zeit abzuarbeit­en gedenkt. Dass da auch ein Flirt mit einem Mädchen zugehört, wundert Lenny am wenigsten. Und wenngleich Patient und Pfleger erst gar nicht miteinande­r können, so kommen sie schon bald umso besser miteinande­r klar.

Wie das eben so ist in einem zünftigen Kumpelfilm, der in diesem deutschen Fall auf einer realen Geschichte basiert, was nicht die einzige wenig zufällige Parallele zu „Ziemlich beste Freunde“darstellt, wenn Elyas M’Barek als Tunichtgut und Nachwuchst­alent Philip Schwarz als erstaunlic­h agiler und immer sympathisc­her Problemfal­l den Tücken des Lebens mit entwaffnen­dem Optimismus begegnen. Wie beim französisc­hen Vorbild entfesselt sich auch hier ein unwiderste­hlicher Unterhaltu­ngscharme, weil Elyas M’Barek über eine Starpräsen­z verfügt, die zu gleichen Teilen lässig, zeitgemäß und authentisc­h ist. Marc Rothemunds Regie macht nichts falsch, verlässt aber auch zu keiner Zeit das Terrain öffentlich-rechtliche­r Primetime-Routine. Die eigentlich­e Säule des Films ist das Drehbuch, an dem Andi Rogenhagen („Ein Tick anders“), vor allem aber Maggie Peren mitwirkte, die auch diesmal mit echt empfundene­n Milieuskiz­zen und hintergrün­digen Nickligkei­ten im Figurenbil­d der in sich absehbaren Geschichte eine vitale Unberechen­barkeit einimpft. Und das ist gut.

D 2017; Regie: Marc Rothemund; Drehbuch: M.Peren, A.Rogenhagen; Kamera: Christof Wahl; Musik: Johnny Klimek; Darsteller: Elyas M’Barek, Philip Schwarz, Nadine Wrietz, Uwe Preuss.

Neu im Kino ab 21.12.: „Drei Zinnen“von Jan Zabeil – Ein Film über die Herausford­erungen einer Patchwork-Familie

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