Saarbruecker Zeitung

Neue Zugspitzba­hn bricht drei Weltrekord­e

Mit der neuen Seilbahn zur Zugspitze hat die Republik an ihrem höchsten Berg eine neue Attraktion. Gestern ging das Wunder in Betrieb – mit Promis und Segen.

- VON PAUL WINTERER

GARMISCH-PARTENKIRC­HEN (dpa) Fast majestätis­ch schwebt die bodentief verglaste Kabine in die Höhe. Als sie die 127 Meter hohe Stütze passiert, gibt es einen leichten Ruck – es kribbelt in der Magengrube. Kurz vor dem Einlaufen in die Bergstatio­n verrät ein leises Knistern des Eises auf den Seilen, dass es draußen bitterkalt ist. Bei minus sieben Grad, Sonnensche­in und einem atemberaub­enden Panoramabl­ick ist gestern die neue Seilbahn der Superlativ­e auf die 2962 Meter hohe Zugspitze offiziell in Betrieb gegangen – nach drei Jahren Planung und drei weiteren Jahren Bauzeit.

Die Festgäste, darunter bayerische Polit-Prominenz wie die stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin Ilse Aigner, Innenminis­ter Joachim Herrmann und Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (alle CSU), klatschen Beifall, als die Kabine am Gipfel von Deutschlan­ds höchstem Berg stoppt. Ski-Legende Rosi Mittermaie­r hält den Moment mit der Handykamer­a fest. „Es ist ein Jahrhunder­tbauwerk, und der liebe Gott ist dabei“, sagt sie mit Blick auf das Traumwette­r zur Eröffnung.

Ihr Ehemann Christian Neureuther rät den Machern des unvollende­ten Berliner Pannen-Flughafens BER, sich mit den Seilbahn-Planern am Gipfel umzuschaue­n: „Dort waren mehr technische Herausford­erungen als am Flughafen zu meistern.“Zu Bedenken einer Übererschl­ießung der Zugspitze meint Neureuther, der dem Aufsichtsr­at der Zugspitzba­hn-AG angehört: „Der Berg ist bereits erschlosse­n, er muss perfektion­iert werden. Andere Berge soll man dafür in Ruhe lassen.“

Münchens Erzbischof Reinhard Marx, der frühere Oberhirte des Bistums Trier, schaut auf das erst vor einer Woche nach der Restaurier­ung wieder aufgestell­te goldglänze­nde Gipfelkreu­z und sagt zu den Superlativ­en, mit denen die neue Seilbahn aufwartet: „Man kann auch Schöpfung und Technik zusammenbr­ingen.“Es sei ein „erhebendes und zutiefst demütig machendes Gefühl“, auf dem Gipfel der Zugspitze zu stehen. In der Talstation in Grainau hatte der Kardinal zusammen mit der evangelisc­hen Regionalbi­schöfin Susanne Breit-Keßler der Seilbahn den kirchliche­n Segen erteilt.

Bei der Eröffnungs­feier ist neben der Begeisteru­ng über die termingere­chte Fertigstel­lung der gut 50 Millionen Euro teuren Bergbahn auch vom Klimawande­l und den Folgen für die Natur die Rede. Das Eis im Fels, der Permafrost, ist von der Erderwärmu­ng betroffen. Doch Chefgeolog­e Heiner Bertle verspricht, dass die Seilbahn die nächsten 100 Jahre „standsiche­r sein wird“.

Daniel Hermann steuert in der Kabine die Jungfernfa­hrt. „Es ist schon etwas Besonderes“, sagt der 42-Jährige, auch wenn er schon zahlreiche der rund 50 Testfahrte­n zuvor mitgemacht hat.

Die Seilbahn wartet mit drei Weltrekord­en auf: Mit 3213 Metern Abstand von der einzigen Stütze bis zur Bergstatio­n ist die zu überwinden­de Entfernung so groß wie bei keiner anderen Seilbahn. Einzigarti­g ist auch der Höhenunter­schied von 1945 Metern zwischen Tal- und Bergstatio­n. Und mit 127 Metern hat keine andere Pendelbahn der Welt eine höhere Stahlbaust­ütze.

Die neue Seilbahn löst auf fast derselben Trasse die 1963 eröffnete Eibsee-Seilbahn mit zwei Stahl-Stützen ab, die aus dem Saarland stammten. Während die im Frühjahr stillgeleg­te alte Bahn maximal 240 Gäste pro Stunde befördern konnte, bringt es die neue auf bis zu 580. Die Bergund Talfahrt kostet 45 Euro. An die 550 000 Menschen besuchen schon jetzt jedes Jahr die Zugspitze. Künftig sollen es bis zu 600 000 sein.

„Es ist ein Jahrhunder­tbauwerk, und der liebe Gott

ist dabei.“

Ski-Legende Rosi Mittermaie­r

bei der Eröffnung

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FOTO: WARMUTH/DPA Die neue Zugspitzba­hn wartet mit drei Weltrekord­en auf. Keine andere Seilbahn überwindet zwischen Tal- und Bergstatio­n so große Entfernung­en und Höhenunter­schiede. Auch hat sie die höchste Stahlstütz­e der Welt.

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