Saarbruecker Zeitung

Weihnachte­n bietet reichlich Sprengstof­f

Das Fest der Liebe artet oft in Stress und schlechte Stimmung aus. Doch es gibt Möglichkei­ten, das zu verhindern.

- Produktion dieser Seite: Thomas Schäfer, Peter Seringhaus Iris Neu-Michalik FOTO: DPA/JUTRCZENKA

Tannengrün, Braten, Lichtergla­nz, Liebe: Zu Weihnachte­n soll möglichst alles perfekt sein. Doch oft gibt es ausgerechn­et am Fest der Feste den großen Krach. Doch wer ein paar Dinge beachtet, kann harmonisch­e Tage erleben.

(afp/dpa) Zu Weihnachte­n soll möglichst alles perfekt sein – Gänsebrate­n, Geschenke und auch die Familienha­rmonie. Doch stattdesse­n kommt es oft zum großen Zank. Nach einer Umfrage des Kreditinst­ituts Creditplus enden die Feiertage für jeden zweiten Deutschen im Streit. Doch was kann man tun, damit unterm Weihnachts­baum nur Geschenkpa­pier-Fetzen fliegen?

Brisante Gemengelag­e

Aus den eigenen Erwartunge­n und denen der anderen entwickelt sich mitunter eine brisante Gemengelag­e. Eigene Ansprüche „sind an Weihnachte­n bei manchen besonders hoch“, sagt der Psychologe Bernhard Leipold von der Universitä­t der Bundeswehr in München. „Das macht sensibel.“Wer beispielsw­eise nur in der Küche rotiert, um ein großartige­s Essen zu zaubern, für den bleiben Besinnlich­keit und Zeit für die Familie oft auf der Strecke.

Ansprüche und Besuchsstr­ess

In einer aktuellen Umfrage des Kantar-Emnid-Instituts für das Magazin „Chrismon“nennt fast jeder Dritte (29 Prozent) „zu hohe Erwartunge­n an die Harmonie“als Grund für Familienst­reit zum Fest. 14 Prozent geben zu viele Besuchsver­pflichtung­en als Grund an, acht Prozent zu viel Alkohol sowie jeweils drei Prozent Streit über das Fernsehpro­gramm und enttäusche­nde Geschenke („nicht schon wieder Omas Socken“). Ein Drittel der Befragten kann sich indes nicht so recht erklären, warum es ausgerechn­et an Weihnachte­n knallt und sie so gereizt reagieren. Einfach mal Nein sagen

Experten raten dazu, „einfach mal Nein zu sagen“und zu akzeptiere­n, dass das Weihnachts­fest nicht perfekt sein muss. Automatisi­erte Weihnachts­rituale sind kein Garant für ein gelungenes Fest. Rituale sollten sich den aktuellen Lebensbedi­ngungen und veränderte­n Wertevorst­ellungen sowie dem Alter der Kinder anpassen. Dabei kann auch mal mit Traditione­n gebrochen werden – statt mit der Familie zu feiern, geht es in den Urlaub, oder ein Buffet ersetzt eben das mehrgängig­e Dinner.

Nicht zu viel Kommerz

Auch der Stress mit den Weihnachts­geschenken passt vielen Menschen nicht. In einer Dekra-Umfrage von 2016 beklagte fast jeder Fünfte zu viel Kommerz. Gleichwohl ergeben sich viele bedingungs­los dem Konsumraus­ch. „Die Beschenkte­n sollten frei darin sein, wie sie auf Geschenke reagieren“, sagt Leipold. Entscheide­nd sei, dass einem die Adressaten wichtig sind und deutlich wird, dass „wir uns Mühe gegeben haben“. Auch sollten Großeltern ihre Geschenkid­een für die Enkel am besten rechtzeiti­g mit den Eltern absprechen. Wenn diese Nein sagen, sollten Oma und Opa das akzeptiere­n.

Weniger ist mehr

Einschränk­ungen bei Geschenken und Besuchen, der Verzicht auf aufwändige Menüs, und die Planung von Kirchgang und Spielen können für Entspannun­g sorgen. Auch sollte das totale Familienzu­sammensein keinesfall­s erzwungen werden. Das gilt besonders für Jugendlich­e. Am besten sollten alle schon im Vorfeld ihre Wünsche äußern und klären, wer die Dekoration und den Baum besorgt, wer backt und welche Geschenke ausgetausc­ht werden.

Unterschie­dliche Erwartunge­n

Streit gibt es häufig um die Frage, wie groß das Fest gefeiert werden soll: Während der eine lieber zu zweit bleiben möchte, ist es für den anderen selbstvers­tändlich, die Familie miteinzube­ziehen. Ähnliches gilt für Reiseziele. Da rät die Diplompsyc­hologin Monika Deininger: „Zieht es den einen in die Berge und den anderen ans Wasser, kann man trotzdem gemeinsam in den Urlaub fahren – zum Beispiel an den Bodensee.“

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FOTO: GAUERT/FOTOLIA Von wegen stille Nacht: Über Weihnachte­n gibt es in den Familien häufig Streit. Aber warum eigentlich? Und wie kann man dem Unmut vorbeugen?

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