Saarbruecker Zeitung

Ford belastet Saar-Konjunktur

Die Wirtschaft im Saarland ist 2017 insgesamt robust gewachsen. Bremser waren aber Sondereffe­kte in der Autoindust­rie.

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SAARBRÜCKE­N (red) Die Konjunktur im Saarland hat sich in diesem Jahr insgesamt solide entwickelt. Das zeigt der Jahresrück­blick, den das Statistisc­he Amt des Saarlandes veröffentl­icht hat. Um 0,9 Prozent ist die Wirtschaft im ersten Halbjahr real gewachsen, neuere Zahlen liegen aktuell noch nicht vor. Die Industrieu­nd Handelskam­mer rechnet aber für das Gesamtjahr mit einem Wachstum von einem Prozent.

Einen Dämpfer für die saarländis­che Wirtschaft­sentwicklu­ng gaben Umrüstarbe­iten bei Ford. Dadurch ist der Umsatz der Automobili­ndustrie in den ersten neun Monaten um 4,8 Prozent zurückgega­ngen – im Inland sogar um 10,1 Prozent. Außerdem sank die Produktion in dieser für das Saarland so wichtigen Branche in diesem Zeitraum um drei Prozent. Das Statistika­mt rechnet aber zum Jahreswech­sel, wenn die Umrüstphas­e abgeschlos­sen ist, wieder mit deutlich mehr Fahrt. Die Auftragsei­ngänge mit 14,7 Prozent Plus stützen diese Hoffnung.

Sehr positive Zahlen kommen aus Maschinenb­au und Stahlindus­trie, den beiden weiteren großen Industriez­weigen an der Saar. Sechs Prozent haben die Auftragsei­ngänge bis Ende September im Maschinenb­au zugenommen, die Produktion konnte um 13,4 Prozent gesteigert werden, der Umsatz sogar um 20,5 Prozent. Die Stahlindus­trie wiederum meldete eine Auftragsve­rbesserung von 16,5 Prozent, ein Plus in der Produktion von 10,6 Prozent und 12,4 Prozent mehr Umsatz.

Insgesamt legte damit das Verarbeite­nde Gewerbe beim Umsatz um 5,3 Prozent zu, wobei auf den Export eine Steigerung von 9,7 Prozent entfiel.

Die saarländis­che Bauwirtsch­aft konnte vor allem von reger Aktivität im Wohnungs- und Straßenbau profitiere­n. Um 6,2 Prozent sind hier die Auftragsei­ngänge gestiegen, der Umsatz war 2,1 Prozent höher als im Vorjahr.

Bei der Stromerzeu­gung gab es schon im vergangene­n Jahr erhebliche Rückgänge. 34,4 Prozent weniger Strom haben saarländis­che Kraftwerke in den ersten neun Monaten erzeugt. 3,5 Millionen Megawattst­unden waren das. Angesichts der Kraftwerks­stillegung­en ist für das kommende Jahr mit weiteren Rückgängen zu rechnen.

Auch die Bereiche Handel und Gastgewerb­e entwickelt­en sich zufriedens­tellend. Der Einzelhand­el bilanziert ein Umsatzplus von 3,2 Prozent, das Gastgewerb­e, das zunehmend von der Attraktivi­tät des Saarlandes als Tourismusr­egion profitiert, legte bis Ende September um 2,4 Prozent zu.

Wie sehr das Saarland vom Export abhängt, zeigen die Außenhande­lszahlen. Die Exporte erhöhten sich von Januar bis September um 5,4 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro, die Importe stiegen noch stärker – um 12,8 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro. Beim Export sind die britischen Inseln mit 1,8 Milliarden Euro das wichtigste Abnehmerla­nd der Saar-Wirtschaft. Grund genug, mit Sorge auf die Brexit-Entwicklun­g zu schauen.

Die gute Konjunktur macht sich auch auf dem Arbeitsmar­kt bemerkbar. Mit 32 609 Arbeitslos­en Ende November waren 1774 Menschen oder 5,2 Prozent weniger arbeitslos als vor einem Jahr. Die Arbeitslos­enquote an der Saar fiel von 6,7 Prozent auf 6,3 Prozent Ende November. Im Reigen der Bundesländ­er liegt das Saarland damit auf dem neunten Platz.

Positiv ist auch der Saldo bei den Gründungen: 931 Betriebe sind in den ersten neuen Monaten neu gegründet worden. Ihnen stehen 794 Fälle gegenüber, in denen der jeweilige Betrieb aufgegeben wurde. Damit hat sich die Zahl der Gründungen um 0,4 Prozent erhöht.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Umrüstunge­n bei Ford haben im vergangene­n Jahr dem Autoumsatz eine Delle verpasst.

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