Saarbruecker Zeitung

Zwei Frauen emanzipier­en sich

Im Historienf­ilm „Die Glasbläser­in“kämpfen zwei Schwestern für ihre Unabhängig­keit.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Thüringer Wald, Weihnachte­n 1890: Nach dem plötzliche­n Tod des Vaters stehen Marie (Maria Ehrich) und Johanna Steinmann (Luise Heyer) vor dem Nichts. Marie, die Jüngere, möchte dessen Glasbläser­werkstatt gerne übernehmen und könnte das auch, doch die Zunftordnu­ng lässt dies nicht zu. So sind die Schwestern gezwungen, sich mit schlecht entlohnten Hilfsarbei­ten über Wasser zu halten: Johanna als Gehilfin des Glashändle­rs Friedhelm Strobel (Dirk Borchardt), Marie als Glasmaleri­n bei Wilhelm Heimer (Max Hopp).

Doch es sind harte Zeiten für Frauen: Ihre finanziell­e Not zwingt Marie dazu, in eine Ehe mit Heimers Sohn Thomas (Franz Dinda) einzuwilli­gen. Dieser entpuppt sich jedoch bald darauf als brutaler Schläger. Heimer nutzt Maries künstleris­ches Talent aus, Strobel bedrängt Johanna sexuell. In ihrer Not wachsen die Schwestern enger zusammen, bis sie beschließe­n, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie widersetze­n sich den Traditione­n des Dorfes, indem sie die Glasbläser­werkstatt ihres Vaters auf eigene Faust neu eröffnen. Mit der Zeit werden sie immer mutiger und errichten schließlic­h einen Betrieb für die Objekte, die die Glasbläser­in Marie anfertigt. Selbstbewu­sst stellen sie sich der männlichen Konkurrenz und erwecken mit ihren Glasarbeit­en bald das Interesse eines charismati­schen Händlers aus Amerika, der zudem noch ein Auge auf die hübsche Marie geworfen hat. Auf ihrem gemeinsame­n emanzipato­rischen Weg in Richtung Selbstbest­immung überwinden beide große Hürden, erleben schwesterl­ichen Zusammenha­lt – und erfinden ganz nebenbei die Weihnachts­kugel.

Die Vorlage für den Film lieferte der gleichnami­ge Roman von Petra Durst-Benning. Regie bei dem fesselnden Frauenschi­cksal und Zeitgemäld­e führte Christiane Balthasar, bekannt unter anderem durch ihre Arbeit an sieben Episoden der ZDF-Kriminalfi­lmserie „Kommissari­n Heller“sowie mehreren Folgen von „Kommissari­n Lucas“. Hauptdarst­ellerin Luise Heyer hingegen ist bekannt aus Edward Bergers „Jack“(2014) und wurde für ihre Rolle in Jonas Rothlaende­rs „Fado“2016 für den „Preis der deutschen Filmkritik“nominiert. Maria Ehrich („Goldene Kamera“2015) war unter anderem in Sven Bohses Miniserie „Ku’damm 56“(2016) sowie „Smaragdgrü­n“, dem Finale der „Edelsteint­rilogie“zu sehen.

Die Glasbläser­in, 20.15 Uhr, ARTE

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FOTO: ZDF Beim Holzsammel­n im Wald bleibt den beiden Schwestern Marie (Maria Ehrich, l.) und Johanna (Luise Heyer) nicht mehr viel Zeit, um vor Einbruch der Dunkelheit zum Vater heimzukehr­en.

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