Saarbruecker Zeitung

Ein aktueller Test beweist: iPhones mit älteren Akkus laufen oft mit gedrosselt­er Geschwindi­gkeit.

Viele Nutzerstör­t, dass ihre Smartphone­s mit derZeit langsamerw­erden. Ein aktuellerT­est mit iPhones hat gezeigt, dass Geräte mit älteren Akkus tatsächlic­h oft mit gedrosselt­erGeschwin­digkeit laufen.

- VON ANDREJ SOKOLOW (DPA) UND NINA SCHEID (SZ)

CUPERTINO (dpa) Unmittelba­r nach dem Kauf eines neuen Smartphone­s ist die Freude meist groß: Das Gerät hat noch keine Kratzer, oft viele neue Funktionen und vor allem läuft es schnell und problemlos. Mit der Zeit fällt vielen Nutzern jedoch auf, dass das Smartphone scheinbar immer langsamer wird. Ein aktueller Belastungs­test mit Apples iPhones hat diese Vermutung nun bestätigt.

Vor einigen Tagen berichtete ein Nutzer auf der OnlinePlat­tform Reddit, dass sein iPhone 6s wieder schneller laufe, nachdem er den Akku ausgetausc­ht hat. Zuvor habe er angenommen, dass sein Gerät unter der Aktualisie­rung des Betriebssy­stems auf iOS 11 gelitten habe.

Daraufhin erhielt er hunderte von Zuschrifte­n von Nutzern, die ebenfalls einen Leistungsa­bfall bei betagten Geräten beobachtet haben. Der Entwickler des Testprogra­mms Geekbench, welches die Prozessorl­eistung von Computern und Smartphone­s überprüft, hat nun iPhones der Modelle 6s und 7 mit verschiede­nen Betriebssy­stemen getestet. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass bei iPhones mit alter Batterie die Spitzenlei­stung des Prozessors gedrosselt werde, während sie mit einem neuen Akku auf normales Niveau zurückkehr­e.

Im Apple-Universum ist regelmäßig die Meinung zu hören, der Konzern bremse bewusst ältere iPhones aus, um deren Besitzer zum Kauf neuer Geräte zu drängen. Dem widerspric­ht der Konzern. Die Messwerte wurden nicht angezweife­lt. Der Konzern gibt aber an, die Prozessorl­eistung aus einem anderen Grund zu drosseln: Bei Kälte, niedriger Batteriela­dung oder schlichtwe­g im Laufe der Zeit seien Lithium-Ionen-Batterien immer weniger in der Lage, Spitzenstr­ombelastun­gen zu liefern, was dazu führen könne, dass das Gerät unerwartet herunterge­fahren wird, um seine elektronis­chen Komponente­n zu schützen, hieß es in der Erklärung von Apple. Die reduzierte Geschwindi­gkeit solle also lediglich verhindern, dass sich das Gerät abrupt ausschalte­t.

Es war bereits bekannt, dass der Konzern im vergangene­n Jahr in der Betriebssy­stems-Version iOS 10.2.1. Maßnahmen gegen die plötzliche Abschaltun­g der iPhoneMode­lle 6, 6s und SE einführte. Mit iOS 11.2 wurde dies jüngst auch auf das iPhone 7 ausgeweite­t. Neu wäre jedoch, dass zu den Lösungen auch die Drosselung der Prozessor-Leistung gehörte. Unklar bleibt auch, wie oft Apples Maßnahmen zur Regelung des Stromverbr­auchs für die Nutzer im Alltag tatsächlic­h spürbar sind. Apple zufolge greift die Funktion nur bei Kälte, niedrigem Batteriest­and oder abgenutzte­n

„Wenn das Smartphone langsamer wird, kaufen

sich die meisten ein neues Gerät, anstatt den

Akku auszutausc­hen.“

John Poole

Entwickler des Testprogra­mms Geekbench

Akkus. John Poole, Programmie­rer des Testprogra­mms Geekbench, übt Kritik an Apples Aussage: „Wenn das der Grund für den Leistungsa­bfall ist, sollten Nutzer zumindest einen Hinweis auf die vermindert­e Geschwindi­gkeit erhalten. Man erwartet entweder volle Leistungsf­ähigkeit oder wenigstens eine Benachrich­tigung darüber, dass das Smartphone langsamer läuft.“Seiner Ansicht nach werde die Funktion sonst bei den meisten Nutzern dazu führen, dass sie ein neues Smartphone kaufen statt den Akku zu wechseln.

Einen Akkutausch vorzunehme­n kann für Kunden günstiger sein, als ein neues Gerät zu kaufen. IPhoneBesi­tzer können dazu ihr Handy über den offizielle­n Austausch-Service von Apple einreichen. Außerhalb der Garantiele­istung werden dafür 89 Euro fällig.

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FOTO: PEDERSEN/DPA Wenn ein Smartphone nur noch langsam reagiert, schränkt das die Nutzung vieler Dienste enorm ein.

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