Saarbruecker Zeitung

„Lieber Nikolaus, ich wünsche mir . . .“

Berge von Kinderbrie­fen haben die Helferinne­n und Helfer im St. Nikolauser Weihnachts­postamt zu bewältigen.

- VON THOMAS ANNEN Produktion dieser Seite: Martin Rolshausen Markus Saeftel

„Lieber Nikolaus! Weil ich erst drei Jahre bin, schreibt meine Oma Traute für mich den Brief. Ich freue mich, wenn du mich mal besuchen kommst. Dann verspreche ich dir, dass ich nicht mehr in die Windel mache“, erzählt Emma. Auch Lino wurde wohl beim Schreiben geholfen. Aber den schönen Schlumpf hat das Kind sicher selbst ausgemalt.

Statt zu Buntstifte­n greift Niklas lieber zur Schere. Die Katalog-Fotos der gewünschte­n Modellauto­s kleben auf seinem Schreiben. Viele alte Spielsache­n hat er verkauft oder verschenkt, erfährt der Leser. Soll heißen: Es ist genug Platz im Zimmer, der Nikolaus kann ruhig alles schicken.

Seit vielen Jahren werden in St. Nikolaus Kinderbrie­fe an den heiligen Mann beantworte­t. 66351 St. Nikolaus lautet die offizielle Anschrift. Die etwa 35 ehrenamtli­chen Helfer haben zurzeit alle Hände voll zu tun. Allein am Dienstag voriger Woche sind 700 Briefe eingegange­n. Wo der Nikolaus wohnt, weiß man inzwischen fast auf der ganzen Welt. 2016 wurden über 21 000 Antwortbri­efe verschickt. „Wir werden in etwa wieder an die Zahl herankomme­n“, schätzt Sabine Gerecke, die Leiterin der Kinderbrie­faktion des Festaussch­usses St. Nikolaus.

Das Briefpapie­r, die Couverts und die Briefmarke­n sponsert die Deutsche Post. Der Nikolaus ist nicht nur gütig, sondern auch gebildet. In vielen Sprachen beantworte­t er die Post.

Die Schreiben sind bereits gedruckt und richten sich nach dem Inhalt – je nachdem, ob sich der Nachwuchs an den Nikolaus oder an das Christkind wendet, ob der Brief einen Wunschzett­el oder ein selbst gemaltes Bild enthält. Kummerbrie­fe werden auch persönlich beantworte­t.

Viele Schreiben enthalten Wunschzett­el, Spielsache­n stehen hoch im Kurs. Bei unserem Besuch im Nikolauspo­stamt erzählen Gerecke und ihre Kolleginne­n, was der Nachwuchs auf dem Herzen hat. Ein Kind wünscht sich einen Hamster – um der Mama zu beweisen, dass es Verantwort­ung übernehmen kann. Ein Grundschül­er klagt über Mobbing. Sorgen machen auch Eltern, die sich getrennt haben. Vielleicht schafft es der Nikolaus, dass sich Mama und Papa vertragen und man gemeinsam Weihnachte­n feiern kann.

Unter den Schreiben sind auch Dankesbrie­fe. So mancher kleine Fan würde sich gerne revanchier­en: „Kann ich dir auch mal helfen?“Jungs und Mädchen aus dem Saarland berichten, dass sie den Nikolaus schon mal im Warndt besucht haben. Oder dass sie jemanden kennen, der in seiner Nähe wohnt. Natürlich wird der heilige Mann auch

mit Fragen gelöchert: Wie ist dein Nachname? Was machst du das Jahr über? Wie alt bist du? Was gibt es am Nordpol zu trinken? Wie heißt deine Frau? Was hast du gemacht, als deine Eltern gestorben sind? Erwachsene Fans schreiben ebenfalls. Etwa Briefmarke­nsammler, die den begehrten Stempel wollen. Oder ältere Menschen, die einsam sind. Viele freuen sich, in Zeiten von SMS, WhatsApp und E-Mail einen normalen Brief zu bekommen.

Zurück zu den Inhalten der Post. Lina fiebert schon dem Tag entgegen, wenn sie mit Freunden in den Holiday Park fährt. Auch Luca hat wieder geschriebe­n. „Er schickt mindestens 15 Briefe im Jahr“, erzählt Sabine Gerecke. Arbeitslos­igkeit ist seltener Thema als in den vergangene­n Jahren. Amelies Anliegen hingegen wird wieder von vielen Kindern geteilt. „Lieber Nikolaus, ich wünsche mir, dass es den ganzen Dezember schneit und einen neuen Schlitten dazu“, schreibt das Mädchen. www.nikolauspo­stamt.de

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FOTO: BECKER & BREDEL Sieben von rund 35: Der Nikolaus hat fleißige Helfer, die ihm in seiner Weihnachts­postfilial­e in St. Nikolaus helfen, die Post von Kindern aus der ganzen Welt zu beantworte­n. Im Bild, von links: Elke Richter, Jule Gerecke, Sabine Gerecke, Amelie...
 ?? FOTO: BECKER & BREDEL ?? Wer noch nicht schreiben kann, kann malen – der kleine Lino hat seinen Brief unter anderem mit einem Schlumpf geschmückt.
FOTO: BECKER & BREDEL Wer noch nicht schreiben kann, kann malen – der kleine Lino hat seinen Brief unter anderem mit einem Schlumpf geschmückt.

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