Anfang und Ende und Flugblätter an die Heuchler
Absolventen der Hochschule der Bildenden Künste wurden mit dem Bank 1 Saar-Förderpreis ausgezeichnet.
Film, der zwischen den Interviews zurückhaltend, in Schwarz-Weiß animiert ist. „Es ist eine schöne Dokumentation geworden, sehr sensibel, zurückhaltend und still“, urteilt Andreas Bayer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der HBK.
Er hat den Rundgang organisiert, bei dem die Jury des Bank 1 Saar-Förderpreises Design die Arbeiten der Absolventen anschauen und bewerten konnte. Und das war in diesem Jahr besonders viel Arbeit, denn zum Zeitpunkt des Rundgangs haben 57 Studierende ihre Arbeiten gezeigt, mittlerweile sind es über 70 Absolventen in diesem Jahr.
Das zeigt, dass die HBK Saar beliebt ist, dass sie viele junge Menschen anzieht. So auch Pablo R., den zweiten Preisträger, der nur noch unter seinem Künstlernamen und meist maskiert auftritt. Für ihn ist die HBK Saar sein Zuhause geworden, auch wenn er sich sein Studium mit freiberuflicher Arbeit selbst finanziert hat.
„Man hat hier so viele Freiheiten, es ist einfach toll, ich fühle mich angekommen und bin auch meinen Professoren da sehr dankbar“, erklärt er. Die preisgekrönte Abschlussarbeit von Pablo R. ist komplex, denn sie besteht aus 100 verschiedenen Flugblättern, die zuerst in einer Ausstellung auf dem Boden liegend präsentiert wurden und seither ein Eigenleben führen sollen.
Das „Flugblatt an die Heuchler“ist eine politische und gesellschaftskritische Arbeit, denn auf den Flugblättern prangert Pablo R. sowohl die „Panama Papers“oder den Terror an, aber auch, wie die Öffentlichkeit damit umgeht. Die Flugblätter sind dabei ganz zurückhaltend gestaltet, mit dem Zusatz „Lesen und weitergeben!“versehen, und auf den Rückseiten findet sich in minimaler Schriftgröße die Datenschutzerklärung von Google.
Die Aufmachung erinnert, wie auch der Zusatz „Lesen und weitergeben!“, an die Flugblätter der Widerstandsgruppe Weiße Rose.
Dass solch gesellschaftlich engagierte Arbeiten nun preisgekrönt sind, war eine gute Wahl. Aber noch erfreulicher ist vielleicht, dass zwei der Preisträger nun auch Meisterschüler an der HBK sind, und ihre Arbeit vertiefen können.
„Ich werde meinen Film bei verschiedenen Festivals einreichen“, berichtet Kathrin Neisius, und Pablo R. will erst mal an der HBK bleiben und genau beobachten, wo und wie seine Flugblätter wieder auftauchen.
Viktoria Richter, die dritte Preisträgerin, hat Saarbrücken mittlerweile verlassen und lebt in Düsseldorf. Die gebürtige Sächsin sieht sich nicht als Künstlerin, sondern als Gestalterin. „Mein Wunsch war es, neben der zeichnerischen Entwurfsarbeit auch den Umgang mit den verschiedensten Materialien zu erlernen und meine Ideen eigenständig in die Realität umsetzen zu können“, teilt sie mit. In ihrer Abschlussarbeit „James“, einem Staubsauger, der bei Nichtgebrauch ein Bestelltisch ist, konnte sie das schon mal verwirklichen.