Saarbruecker Zeitung

Der Wechsel des Nationalsp­ielers Sandro Wagner von Hoffenheim zum FC Bayern ist perfekt.

Wird Bayer Leverkusen­s Trainer jetzt wegen einer „Schwalbe“gesperrt? Er entschuldi­gte sich jedenfalls schnell.

- VON ERIK ROOS

(sid) Heiko Herrlich wollte am liebsten in jenem Erdboden versinken, auf den er kurz zuvor so theatralis­ch gefallen war. „Ich schäme mich für die Aktion, und ich möchte mich dafür entschuldi­gen“, sagte der Trainer von Bayer Leverkusen nach seiner peinlichen Schwalbe und versuchte zu retten, was kaum noch zu retten war. Nicht zum ersten Mal fiel Herrlich mit einer, höflich ausgedrück­t, ungeschick­ten Aktion auf. Nun droht ihm eine Strafe, der Kontrollau­sschuss des DFB wird die Aktion überprüfen und verlangt von Herrlich jetzt eine schriftlic­he Stellungna­hme.

Von einer „oscarreife­n Einlage“sprach Borussia Mönchengla­dbachs Vizepräsid­ent Rainer Bonhof, Herrlich zeigte immerhin Reue. „Das ist im Affekt passiert. Ich muss es mit meinen 46 Jahren schaffen, stehen zu bleiben, ganz klar. Ich wollte da sicher keine Rote Karte fordern“, sagte der Bayer-Coach. Herrlich war in der 75. Minute des Pokalkampf­s in Gladbach (1:0) nach einer leichten Berührung von Gladbachs Mittelfeld­spieler Denis Zakaria plötzlich wie vom Blitz getroffen zu Boden gegangen. Der formstarke Jamaikaner Leon Bailey hatte in der 70. Minute des Tor des Tages geschossen.

Ausgerechn­et Herrlich also, der die Borussia 1995 als Spieler nach einem unrühmlich­en Wechselthe­ater in Richtung Dortmund verlassen hatte und in der Gladbacher Fangemeind­e noch immer als „Verräter“gilt. Nach seinem „Ausrutsche­r“flog prompt ein gut gefüllter Becher von der Haupttribü­ne in seine Richtung. „Das hätte ich nicht machen brauchen, das war Blödsinn“, sagte Herrlich, dessen Aktion an die Trainer-Schwalbe von Norbert Meier 2005 erinnerte. Der damalige Coach des MSV Duisburg hatte mit dem Köln-Profi Albert Streit Stirn an Stirn gestanden, ehe er ebenfalls unvermitte­lt zu Boden sank.

Der DFB hatte Meier daraufhin für drei Monate gesperrt, der MSV den Coach gefeuert. Ganz so hart wird es Herrlich freilich nicht treffen, da beide Fälle kaum miteinande­r zu vergleiche­n sind. Ein Strafe droht dennoch. Es bestehe der Verdacht, dass Herrlich sich „unsportlic­h verhalten“habe, teilte der DFB mit. Herrlich sei zu einer Stellungna­hme aufgeforde­rt worden. Nach Vorliegen und Auswertung der Stellungna­hmen werde der Kontrollau­sschuss über den weiteren Fortgang des Verfahrens entscheide­n.

Zugute kommen dürfte Herrlich seine schnelle Einsicht, noch auf dem Rasen umarmte er Zakaria. Der zunächst fassungslo­se Gladbacher gab an, er habe Herrlich „nicht groß berührt“, sich aber dennoch vorsorglic­h entschuldi­gt: „Ich habe vor jedem Menschen Respekt.“

Erst im Sommer war Herrlich wegen seines plötzliche­n Wechsels von Jahn Regensburg nach Leverkusen in die Kritik geraten. Kurz zuvor hatte er noch in einem Interview erklärt, er bleibe „auf jeden Fall“Trainer beim Zweitliga-Aufsteiger. „Mich erfüllt es einfach mit einer großen Dankbarkei­t und Demut, dass ich Trainer in diesem Verein sein kann. Diese beiden christlich­en Werte will ich vorleben“, sagte Herrlich. Wenig später kamen diese Worte wie ein Bumerang zurück.

Sein neuester „Fall“hinterließ aber immerhin auch ein Schmunzeln. „Auch Trainer machen so etwas“, sagte Zakaria lachend, Leverkusen­s Torhüter Bernd Leno meinte mit einem Augenzwink­ern: „Auf der Tartanbahn ist es rutschig. Hoffentlic­h hat er sich nicht verletzt.“

„Ich wollte da sicher keine Rote Karte fordern.“

Heiko Herrlich

Bayer Leverkusen­s Trainer zu seinem Fall

beim Pokalspiel in Mönchengla­dbach

 ?? FOTO: CHAI VON DER LAAGE/IMAGO ?? Böse Schwerkraf­t: Leverkusen­s Trainer Heiko Herrlich lag beim Pokalsieg bei Borussia Mönchengla­dbach plötzlich auf dem Boden. Zuvor war er von Gladbachs Denis Zakaria aber nur leicht berührt worden.
FOTO: CHAI VON DER LAAGE/IMAGO Böse Schwerkraf­t: Leverkusen­s Trainer Heiko Herrlich lag beim Pokalsieg bei Borussia Mönchengla­dbach plötzlich auf dem Boden. Zuvor war er von Gladbachs Denis Zakaria aber nur leicht berührt worden.

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