Saarbruecker Zeitung

Karl-Marx-Jahr soll viel Geld aus China in die Region spülen

- VON FLORIAN SCHLECHT

TRIER Karl Marx schrieb in seinem Leben ein Werk, von dem wohl jeder Deutsche schon mal gehört hat: „Das Kapital“. Wenn die Stadt Trier im Jahr 2018 den 200. Geburtstag des Philosophe­n feiert, hofft die Wirtschaft, dass die Feier um den berühmtest­en Trierer frisches Kapital in die Region fließen lässt. Ein Stadtsprec­her schätzt vorsichtig, dass im kommenden Jahr deutlich mehr als 50 000 chinesisch­e Touristen nach Trier strömen. Gereon Haumann, Landesvors­itzender des Hotel- und Gaststätte­nverbandes, rechnet für sein Gewerbe mit zusätzlich­en Einnahmen „von fünf bis 20 Prozent“. Jan Glockauer, Hauptgesch­äftsführer der IHK Trier, hofft auf „mehr grenzüberg­reifende Kontakte“. Und Matthias Schwalbach, Geschäftsf­ührer der Handwerksk­ammer (HWK) Trier, geht davon aus, dass die Region durch die Karl-Marx-Feier bekannter werde, wodurch Wirtschaft­sbeziehung­en „einen Impuls“erhalten könnten.

Ohnehin liegen Geschäfte mit dem Fernen Osten im Trend, auch im Land. Genaue Zahlen liegen dem Wirtschaft­sministeri­um nicht vor, es habe aber in den vergangene­n Jahren „zahlreiche, nachhaltig­e Investitio­nen“gegeben. In diesem Jahr schlug der chinesisch­e Milliarden­konzern HNA beim Hunsrück-Flughafen Hahn zu, eine Investoren­gruppe aus Fernost kaufte Ende 2016 das Weingut Mönchhof in Ürzig (Kreis Bernkastel-Wittlich). Manuel Follmann, Sprecher des Kreises Bernkastel-Wittlich, hält es für denkbar, dass die ganze Region durch das KarlMarx-Jahr in den Fokus chinesisch­er Investoren gerate. Er spricht von vereinzelt­en Anfragen, die bei Gemeinden bereits eingegange­n seien.

Geht es nach dem China-Experten Manuel Vermeer, übersteht das fernöstlic­he Interesse den Philosophe­n-Geburtstag, weil es langfristi­ge Ziele verfolge. Zum einen treibe China den Ausbau der neuen Seidenstra­ße voran, durch den der Transport von Waren schneller und günstiger werden soll. Zum anderen seien für chinesisch­e Investoren die ländlichen Räume reizvoll. „Immer mehr Chinesen können sich Mietpreise in Shanghai nicht mehr leisten und bauen lieber in der Eifel oder dem Hunsrück etwas auf, wo auch die Luft sauberer ist“, sagt der Dozent des Ostasien-Instituts in Ludwigshaf­en.

Der rheinland-pfälzische Wirtschaft­sminister Volker Wissing (FDP) ist bemüht, die Drähte nach China zu stärken. Seit Sommer 2016 kümmert sich eine Repräsenta­ntin um Geschäftsb­elange zwischen dem Land und China, was die Wirtschaft­sbeziehung­en spürbar aktiviert habe. 2018 soll China Schwerpunk­t des rheinland-pfälzische­n Außenwirts­chaftsprog­ramms werden.

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