Leben und leben lassen
Aus Nordrhein-Westfahlen stam- mend ist die seit 2006 in Saarbrücken lebende Karin Richter wohl das perfekte Beispiel für ei- ne überzeugte Neu-Saarländerin.
Nachdem ihr Ehemann eine neue Stellung in Saarbrücken annahm, stand die zu der Zeit in Neuss am Niederrhein lebende Karin Richter vor einer Entscheidung. Sollte sie es wagen, ihre Heimat in Richtung des kleinen, unscheinbaren Saarlands zu verlassen? Völlig unvoreingenommen machte es sich die heutige Referentin für Unternehmenskommunikation bei der IKK Südwest zum Ziel, alle Facetten der Region zu erkunden und für sich selbst zu entscheiden, ob ein Leben für sie hier in Frage kommen würde. Druck verspürte sie dabei keinen. „Ich habe meinem Mann gesagt, wenn es mir nicht gefällt, kannst Du weiter pendeln und ich bleibe hier wohnen.“Schnell wurde allerdings klar, dass das kleine Land an der Saar perfekt für ihre Vorstellungen eines erfüllten und glücklichen Lebens geeignet war und so zogen sie vor nunmehr elf Jahren in die Landeshauptstadt. „Für uns war klar, wenn wir uns nochmal woanders niederlassen, dass wir auch ein eigenes Haus möchten.“Im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual erfüllten sie sich diesen Wunsch und wurden in eine äußerst hilfsbereite und warmherzige Nachbarschaft aufgenommen, in der die Eingewöhnung nicht schwer fiel. Seit zwei Jahren ist die Diplom-Journalistin in der Unternehmenskommunikation der in Saarbrücken ansässigen IKK Südwest tätig, nach Stationen über die Pressestellen der Universität des Saarlandes und des Universitätsklinikums in Homburg. Bereits zuvor machte sie zahlreiche Bekanntschaften und lernte schnell, wie es ist, an jeder Straßenecke Freunde zu treffen. In Sachen Lebenseinstellung musste sie sich nicht groß umgewöhnen. „Die Ruhrgebietsmentalität passt sehr gut zum Saarländer.“Auch der zunächst noch eher unverständliche Dialekt stellte keinerlei Probleme dar. „Wer das Schwäbische überlebt, überlebt auch saarländisch.“
DAS SAARLAND IST IDEAL ZUM WANDERN
Besonders imponiert hat dem wanderfreudigen Paar die saarländische Landschaft. Viele der zahlreichen Premiumwanderwege des Landes wurden bereits begangen und keine landschaftliche Sehenswürdigkeit ist ihnen mehr unbekannt. Systematisch wurde die neue Heimat erkundet. An der nördlichen Grenze des Ruhrgebietes und folglich mit dem Bergbau aufgewachsen, ver- misst die Wahlsaarländerin allerdings ein wenig den Stolz auf die Grubenvergangenheit. „Man könnte weit mehr aus den alten Zechen und Werken machen, das fehlt etwas.“Ironischerweise musste ihr Sohn das Saarland in Richtung Salzgitter verlassen, um im Bergbau arbeiten zu können.
Was die saarländische Gastronomie angeht, so können die zahlreichen Gasthäuser vollends überzeugen. Insbesondere das Preis-Leistungsverhältnis und die große Breite an guten Restaurants besticht im Vergleich zu NRW.
Die Kochkunst des Saarbrücker Sternekochs Klaus Erfort ist dabei durch ihren Ausdruck „grandios“bestens beschrieben. Selbst die typisch saarländischen Spezialitäten haben bereits ihren Weg in die Küche der Familie PreßlerRichter gefunden. „An die Klöße traue ich mich noch nicht heran, ansonsten aber alles.“Lediglich Dibbelabbes ist nicht nach ihrem Geschmack, obwohl sie ihn schon oft probiert hat. Voll identifizieren kann sich die Theaterliebhaberin mit dem Kulturangebot der Region. „Super“findet sie den neu eröffneten vierten Pavillon der Modernen Galerie, den sie bereits kannte, und für das Staatstheater besitzt sie sogar ein Abonnement. Mit Besuch aus der ehemaligen Heimat wird vor allem gewandert und vorzüglich gegessen. Dass die Menschen bereits im März draußen sitzen, kommt dabei besonders gut an. Mit dem immensen Einkaufsangebot Nordrhein-Westfahlens kann die Region wohl nicht mithalten. Es fehlt jedoch durch die Angebote der Landeshauptstadt und des Outlet-Centers in Zweibrücken auch in dieser Hinsicht nichts. Ein in anderen Teilen Deutschlands nicht vorhandener Luxus ist die Nähe zu Frankreich und dem damit verbundenen erweiterten Angebot an exquisiten Lebensmitteln, von dem gerne Gebrauch gemacht wird. Auf die Frage nach negativen Seiten des neuen Lebens hat die 57Jährige eine klare Antwort.
„Ich vermisse hier nichts. Ich wüsste nicht, warum ich hier wieder weg sollte.“mtr