Saarbruecker Zeitung

Kleines Land, große Esskultur

Außerhalb der Landesgren­zen mögen Dibbelabbe­s, Schwenker und Co. nicht so bekannt sein. Wer sich jedoch eine Weile im Saarland aufhält, lernt die vielfältig­e kulinarisc­he Einzigarti­gkeit der Region ganz schnell kennen und schätzen.

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Dass unsere Nachbarn aus Frankreich hohen Wert auf ihre Küche legen ist ein offenes Geheimnis. Die UNESCO ernannte die „haute cuisine“2010 sogar zum immateriel­len Weltkultue­rbe. Nicht überrasche­nd ist es also, dass gutem Essen auch im Saarland eine hohe Bedeutung beigemesse­n wird, liegt Paris, die kulinarisc­he Hauptstadt der Welt doch nur 100 Minuten Zugfahrt entfernt.

Ähnlich wie bei unseren Nachbarn, die gerne Käse mit Trauben servieren oder süße Crêpes mit einer herzhaften Füllung versehen, leben auch einige saarländis­che Gerichte von der Kombinatio­n aus süß und pikant. Die Kartoffels­pezialität „Dibbelabbe­s“wird in der Regel mit süßem Apfelmus serviert, „Geheirade“mit Mira- bellenkomp­ott und „Bibbelsche­s Bohnesupp“ist nur halb so gut ohne den traditione­llen „Quetscheku­chen“. Allerdings haben auch typisch deutsche Zutaten ihren Weg in die klassische Saarküche gefunden. So ist „Lyoner“eine bessere Version der deutschen Fleischwur­st und der „Schwenkbra­ten“im Grunde gegrilltes Schweinena­ckensteak. Außerdem basieren viele Gerichte auf Kartoffeln jeglicher Art und auch Klöße und Knödel tauchen in Spezialitä­ten wie „Gefillde“oder „Hoorische‘“auf.

NICHT NUR BEIM ESSEN ÜBERZEUGEN­D

Was wäre jedoch eine gute Mahlzeit ohne das passende Getränk. Der im Saarland angebaute Moselwein ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Spätestens seit der diesjährig­en Berliner Wein Trophy, einer der weltweit bedeutends­ten Weinbewert­ungen, erlangte der saarländis­che Wein nationale und internatio­nale Beachtung. Das Weingut PetgenDahm aus Perl-Sehndorf, gewisserma­ßen das Aushängesc­hild des Landes in Sachen Wein, räumte mit fünf Goldund einer Silbermeda­ille eine Auszeichnu­ng nach der anderen ab. Am besten bewertet wurden dabei der 2014er Riesling Auslese und der 2003er Grauer Burgunder Eiswein sowie drei Sekte: Ein Chardonnay, ein Elbling und ein Spätburgun­der. Neben Sekt und Wein ist ein weiteres saarländis­ches Edelgeträn­k stark im Kommen. „Ferdinand’s Saar Dry Gin“ist bereits über die Grenzen Deutschlan­ds hinaus bekannt und geschätzt.

KOCHEN AUF HÖCHSTEM NIVEAU

Von der Nähe zu Frankreich, dem Willen der Saarländer gut zu essen und dem exzellente­n Wein profitiert selbstvers­tändlich auch die Gastronomi­e. Durch Christian Bau und Klaus Erfort mit Restaurant­s in Perl und Saarbrücke­n kann das Saarland gleich zwei Köche mit jeweils drei Michelin-Sternen vorweisen. Alexander

Kunz in St. Wendel und Cliff Hämmerle in Blieskaste­l-Webenheim sind ebenfalls stolze Besitzer eines Sterns. Darüber hinaus sind mit der Fernsehköc­hin Léa Linster, die sich mit ihrem Restaurant in Luxembourg einen Stern erkocht hat, sowie „La bonne Auberge“in Stiring-Wendel und der „Auberge Saint-Walfrid“in Großblitte­rsdorf drei weitere Sterneküch­en in unmittelba­rer Nähe. Mattis Trouvain

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Foto: Sebastian Klöckner Matthias Spurk (links) vom Gästehaus Klaus Erfort ist Patissier des Jahres. Klaus Erfort konnte seine Drei Sterne bestätigen.
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Foto: Eike Dubois „Gefillde“, ein saarländis­ches Nationalge­richt.
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