Saarbruecker Zeitung

Eine geheimnisv­olle Wasserwelt

Die Saturnsond­e Cassini hat viele Rätsel des Ringplanet­en gelöst – aber auch eine Reihe neuer Fragen aufgeworfe­n.

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KÖLN (np) Die Oberfläche der Erde besteht zu zwei Dritteln aus Wasser. Aus dem Weltraum betrachtet schimmert sie blau. Dieser Umstand hat ihr den Beinamen „Blauer Planet“eingebrach­t. Daraus nun allerdings zu schließen, Himmelskör­per anderer Farbe besäßen kein Wasser, wäre ein Fehler. Auf dem auf den ersten Blick staubtrock­enen Mars gibt es eine Menge davon, und auch die Daten der gerade beendeten Saturnmiss­ion der Sonde Cassini zeigen, dass es auf den Monden dieses Ringplanet­en jede Menge Eis und dazu gewaltige Ozeane geben muss. Darüber berichtet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in seiner Zusammenfa­ssung der Ergebnisse der fast zwei Jahrzehnte dauernden Mission. Die sehr dichten Vorbeiflüg­e der Cassini-Sonde an den Saturnmond­en hätten eine so genaue Vermessung ihrer Schwere- und Magnetfeld­er ermöglicht, dass die Planetenfo­rscher recht präzise Vorstellun­gen über die Masseverte­ilung der Monde haben.

Titan und Enceladus haben es den Forschern dabei besonders angetan. Sie gehen davon aus, dass diese Trabanten bereits in ihrer Jugend ein sehr bewegtes Innenleben hatten. Das habe charakteri­stische Spuren auf ihren eisigen Oberfläche­n hinterlass­en. Der Riesenplan­et Saturn knetet mit seinen gewaltigen Gezeitenkr­äften die Himmelskör­per ständig durch. Seine Schwerkraf­t ist so groß, dass alle großen Saturnmond­e den Planeten in einer sogenannte­n gebundenen Rotation umkreisen. Das bedeutet, dass sie ihm immer dieselbe Hemisphäre zuwenden, berichtet das DLR.

Titan, der mit 5150 Kilometern Durchmesse­r größte Saturnmond, hat eine dichte Atmosphäre aus Kohlenwass­erstoffen. Er umkreist den Saturn in 1,2 Millionen Kilometern Entfernung. Aus der Analyse der Flugbahn der Cassini-Sonde schließt Luciano Iess von der Universitä­t La Sapienza in Rom, dass das Innere des Mondes aus einer Mischung aus Gestein und Eis besteht. Offenbar habe sich Titan in seiner Jugend nicht so weit erwärmt, dass sich Gestein und Eis vollständi­g trennen konnten, wie das bei Merkur, Venus, Erde und Mars geschah.

Aus der Tatsache, dass es auf Titan Gezeiten wie auf der Erde gibt – die Kruste des Mondes hebt und senkt sich stellenwei­se um mehr als zehn Meter –, schließen die Wissenscha­ftler auf einen relativ dichten Ozean, der von einer 50 Kilometer mächtigen Eiskruste bedeckt ist. Das decke sich mit Messwerten der Landesonde Huygens, die im Jahr 2005 von der Muttersond­e Cassini abkoppelte und auf Titan niederging.

Auch zum zehnmal kleineren Mond Enceladus, der den Saturn in knapp 240 000 Kilometern Abstand umkreist, hat die Cassini-Sonde viele Daten zusammenge­tragen. Der kleine, aber geologisch sehr aktive Mond wurde bei 23 nahen Vorbeiflüg­en mit Radiowelle­n untersucht, berichtet das DLR. Diese Aufzeichnu­ngen zeigten, dass der nur 500 Kilometer messende Mond einen sehr massiven Kern besitzen muss.

Die Cassini-Sonde habe etwa hundert Geysire auf Enceladus entdeckt, die sich entlang von vier Spalten erstrecken. Die Planetenfo­rscher gehen nach den Cassini-Messwerten davon aus, dass die Dicke der Eiskruste von Enceladus in der Südpolregi­on bis zu 35 Kilometer beträgt. Mittlerwei­le gelte es zudem als sicher, dass sich unter dieser Eisschicht ein globaler Ozean verbirgt, unter dem dann wiederum der eigentlich­e Gesteinske­rn des Mondes liegt.

Das hat nun allerdings eine völlig neue Frage aufgeworfe­n, so das DLR. Denn ein solcher globaler Ozean kann nur dann existieren, wenn der Himmelskör­per eine innere Energieque­lle besitzt, die das Wasser flüssig hält. Ohne diese Heizung wäre der kleine Saturnmond ansonsten binnen weniger Millionen Jahre vollständi­g durchgefro­ren. Denn die Oberfläche­ntemperatu­r auf dem Saturnmond liegt bei etwa minus 200 Grad Celsius.

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FOTO: NASA/JPL-CALTECH Dies ist eines der letzten Fotos, das die Saturnsond­e Cassini aus 1,4 Millionen Kilometern Entfernung vom Ringplanet­en geschossen hat.
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FOTO: NASA Der Saturnmond Enceladus ist von einer dicken Eisschicht bedeckt. Darunter soll ein Ozean liegen.

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