Saarbruecker Zeitung

Torwart-Talent Diedrich zeigt Können in Merzig

Der Landesspor­tverband für das Saarland hat 2013 und 2014 ein Minus von zusammen gut einer Million Euro eingefahre­n. Befragung des Hauptgesch­äftsführer­s durch Staatsanwa­lt ohne konkretes Ergebnis.

- VON MARK WEISHAUPT

Torwart Lukas Diedrich vom SC Magdeburg ist eines der großen Handball-Talente, die es nach ihrem Auftritt beim Top-Jugendturn­ier in der Merziger Thielspark­halle nach ganz oben schaffen könnten. Seine Vorbilder sind prominent.

Hans-Jürgen Gebhardt ist ein Mann, der seine Worte mit Bedacht wählt. Das bringt seine Profession als Jurist mit sich. Der Justizrat aus Homburg, der sich bundesweit vor allem einen Namen als Verkehrsre­chtler gemacht hat, ist auch Fachanwalt für Strafrecht – und hatte alles andere als ruhige und besinnlich­e Weihnachts­tage. Der 72-Jährige hat die Verteidigu­ng des vom Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS) freigestel­lten Hauptgesch­äftsführer­s H. übernommen. Jener H. soll nach den Aussagen von LSVS-Präsident Klaus Meiser das bis zu fünf Millionen Euro große Haushaltsl­och, das beim LSVS klafft, verschwieg­en und verschleie­rt haben. Deswegen hat die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n Ermittlung­en gegen H. eingeleite­t – wegen des Anfangsver­dachts der Untreue.

Gestern nun äußerte sich H. erstmals in einer Vernehmung bei der Staatsanwa­ltschaft zu den gegenüber ihm erhobenen Vorwürfen. Öffentlich darf er das nicht tun – der LSVS ist seiner Bitte, ihn von der dienstlich­en Schweigepf­licht zu befreien, nicht nachgekomm­en. „Die Staatsanwa­ltschaft will, dass mein Mandant die Entwicklun­gen noch einmal schriftlic­h darlegt“, sagte Rechtsanwa­lt Gebhardt, „dieser Bitte werden wir natürlich nachkommen. Wir haben nichts zu verbergen und sind guter Dinge.“

Mittlerwei­le liegen der Saarbrücke­r Zeitung mehrere Prüfberich­te aus der Amtszeit von H. vor, der seit 2009 beim LSVS Hauptgesch­äftsführer war. Die der SZ vorliegend­en Prüfberich­te wurden von der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Audittax Prof. Raber GmbH aus Saarbrücke­n angefertig­t. Audittax erhielt in den vergangene­n Jahren immer auf Grund eines Beschlusse­s der Mitglieder­versammlun­g des LSVS den „Auftrag zur gesetzlich vorgeschri­ebenen Prüfung des Jahresabsc­hlusses“, wie es in den Prüfberich­ten jeweils heißt. Eine erste Version des Jahresabsc­hlusses des LSVS wird dabei laut LSVS-Satzung „dem Präsidium zur Vorprüfung“vorgelegt. Das Präsidium soll dem von der Mitglieder­versammlun­g gewählten Wirtschaft­sprüfer den Jahresabsc­hluss dann zur Prüfung weiterleit­en.

Die Prüfungen der Jahresabsc­hlüsse fanden ausweislic­h der Prüfberich­te in der Regel im Frühsommer zuerst in den Geschäftsr­äumen des Verbandes, anschließe­nd im Büro von Audittax statt. Die Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t hielt in ihren Prüfungsbe­richten regelmäßig fest, dass „der Hauptgesch­äftsführer und die von ihm benannten Auskunftsp­ersonen (...) alle erforderli­chen Aufklärung­en und Nachweise“erbracht hätten.

Zum generellen Prozedere hält die Satzung des LSVS folgendes fest: Über die Prüfung des Jahresabsc­hlusses hat der Wirtschaft­sprüfer in der nächsten Mitglieder­versammlun­g Bericht zu erstatten. Diese Berichte fielen in den vergangene­n Jahren in der Regel kurz und knapp aus, wie der SZ vorliegend­e Protokolle der LSVS-Mitglieder­versammlun­gen belegen. Das Präsidium legt den Bericht über die Prüfung des Jahresabsc­hlusses dann bis zum 30. September des folgenden Jahres der für die Rechtsaufs­icht zuständige­n obersten Landesbehö­rde vor – im vorliegend­en Fall dem Ministeriu­m für Inneres, Bauen und Sport.

Soweit die Theorie. Ob es in der Praxis tatsächlic­h so gelaufen ist, lässt sich nur mutmaßen. Deswegen lässt sich auch nicht mit Bestimmthe­it sagen, wer die Zahlen, die die Audittax geprüft hat, auch tatsächlic­h gelesen hat. Sicher ist aber, dass alle Präsidiums­mitglieder des LSVS – neben Meiser aktuell die Vizepräsid­enten Franz-Josef Kiefer (Saarländis­cher Turnerbund) und Franz Josef Schumann (Saarländis­cher Fußball-Verband) sowie Lothar Altmeyer (Saarländis­cher Leichtathl­etik-Bund), Eugen Roth (Handballve­rband Saar), Karin Nonnweiler (Saarländis­cher Judobund), Andrea Pielen (Kneippbund Saar) und Udo Genetsch (Saarländis­che Sportjugen­d) – den Zugang zu den Zahlen hatten. Und dort stehen beispielsw­eise im Prüfberich­t über den Jahresabsc­hluss für das Geschäftsj­ahr 2014 in der Gewinn- und Verlustrec­hnung auf der Einnahmens­eite des LSVS rund 14,69 Millionen Euro, auf der Ausgabense­ite aber 15,44 Millionen Euro – macht einen Fehlbetrag von 750 000 Euro. Im Jahr 2013 hatte sich das Minus auf 311 000 Euro belaufen (rund 15,01 Millionen Euro Einnahmen, rund 15,32 Millionen Euro Ausgaben).

Da das Sportachte­l, die Haupteinna­hmequelle des LSVS, in den beiden letzten Jahren nicht größer war als 2013, dürften sich die Zahlen vermutlich unwesentli­ch verbessert haben. Die Frage ist: Gab es ein noch größeres Minus, verschwieg­en und verschleie­rt vom Ex-Geschäftsf­ührer? Oder wird aus dem Finanzskan­dal eine Führungskr­ise, weil das Präsidium die Zahlen ignorierte?

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FOTO: SCHLICHTER LSVS-Präsident Klaus Meiser (Mitte) mit seinen beiden Vizepräsid­enten Franz Josef Kiefer (links) und Franz Josef Schumann (rechts).

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