Saarbruecker Zeitung

Das Taxi-Gewerbe steht unter Druck

Mitfahrdie­nste und drohende Fahrverbot­e in deutschen Großstädte­n setzen dem Taxigewerb­e zu. An der Saar ist die Lage noch entspannt.

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FRANKFURT/SAARBRÜCKE­N (dpa/ low) Berlkönig, Moia oder CleverShut­tle: Große Konzerne wie Daimler, Volkswagen oder die Deutsche Bahn haben in den vergangene­n Monaten neue Mitfahrdie­nste auf die Straßen einiger Großstädte gebracht. Das traditione­lle Taxigewerb­e sieht sich der nächsten Herausford­erung gegenüber, nachdem der Europäisch­e Gerichtsho­f gerade erst den US-Fahrdienst­vermittler Uber in enge gesetzlich­e Schranken der Personenbe­förderung verwiesen hat. Die rund 36 000 Betriebe müssen sich zudem um Mindestloh­n, neue behördlich­e Auflagen und drohende Diesel-Fahrverbot­e kümmern.

Bundesweit sind knapp 93 000 Taxis und Mietwagen unterwegs, die größten Flotten im Verhältnis zur Einwohnerz­ahl gibt es in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf und München. Dem Taxi- und Mietwagenv­erband BZP zufolge rufen die Deutschen pro Tag etwa 1,2 Millionen Mal ein Taxi – rund 430 Millionen Taxi-Fahrten gibt es jährlich und damit einen erneut gestiegene­n Umsatz oberhalb von fünf Milliarden Euro.

Die neuen Mitfahrdie­nste wie auch die Car-Sharing-Modelle der großen Hersteller sieht der BZP-Präsident Michael Müller skeptisch: „Ich bin gegen jede Rosinenpic­kerei. Man muss sich anschauen, was die genau anbieten. Das ist meistens zeitlich und räumlich eng begrenzt nach dem Motto ‚Wenn es passt, machen wir es ein bisschen billiger’.“Schon das Risiko in den Randzeiten oder in den Vororten von Berlin wollten die neuen Anbieter nicht tragen, die zudem nicht kostendeck­end arbeiteten. „Aber wir brauchen auch die Einnahmen aus den stärkeren Zeiten, um den gesamten Betrieb zu finanziere­n.“

Noch sind die Wagen mit dem schwarz-gelben Taxischild auf dem Dach Teil des Öffentlich­en Nahverkehr­s und schließen dort Lücken, wo Bus und Bahn nicht fahren. Daher unterliege­n die Taxis der Kontrolle der Kommunen, die Zahl der Lizenzen und die Tarife festlegen. Sozusagen als Gegenleist­ung müssen Taxis die Grundverso­rgung an Mobilität sichern und dürfen keine Fahrten ablehnen.

Auf dem Land bröckelt das System allerdings, sagt Müller. Die Einführung fester Stunden-Mindestlöh­ne habe gerade in ländlichen Bereichen und in Tagesrandz­eiten zu einem knapperen Angebot geführt, sagt der Unternehme­r aus Göttingen. „Die Unternehme­r müssen genauer hinschauen, ob sich zu einer bestimmten Zeit noch ein Wagen samt Fahrer rechnet. Auf dem Land denken Unternehme­r darüber nach, ihre Taxi-Lizenz in eine Mietwageng­enehmigung umzuwandel­n, also einfach umzuflagge­n. Dann entfällt nämlich die Beförderun­gspflicht und die Bindung an die in Randzeiten nicht kostendeck­enden Beförderun­gstarife.“

Im Saarland ist die Taxiwelt noch weitgehend in Ordnung. „Wir werden nicht reich, aber wir haben ein ausreichen­des Einkommen“, sagt Georg Fox. Er ist Taxi-Unternehme­r in Saarbrücke­n und Vorstandsm­itglied im Fachverban­d Taxi- und Mietwagenv­erkehr im Landesverb­andes Verkehrsge­werbe Saarland (LVS). Mitfahrdie­nste gebe es an der Saar noch kaum. Auch drohe kein Fahrverbot wegen Schadstoff-Belastunge­n. Allerdings könne in den ländlichen Regionen die Tag- und Nacht-Versorgung mit Beförderun­gs-Garantie auch im Saarland nicht mehr überall gewährleis­tet werden. „Die Unternehme­n helfen sich untereinan­der und organisier­en ein Bereitscha­fts-System“, erläutert Fox. Dies würde dadurch erleichter­t, dass es im Saarland einen einheitlic­hen Beförderun­gstarif gebe. Dieses Modell werde vom LVS unterstütz­t.

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FOTO: WOLF/DPA Noch prägen die Taxis mit ihrem schwarzgel­ben Logo das Bild in deutschen Großstädte­n.

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