Saarbruecker Zeitung

Ein Kind als Hoffnungss­chimmer

In „Glückskind“findet ein verbittert­er Mann ein Baby und entscheide­t sich, für es zu sorgen.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Trinken, fernsehen und dabei in Ruhe gelassen werden – etwas anderes interessie­rt Hans (Herbert Knaup) schon lange nicht mehr. Nach einem Seitenspru­ng von Frau und Tochter verlassen, lebt der grimmige Hartz-IV-Empfänger isoliert von seiner Umwelt in einer herunterge­kommenen Wohnung und verliert sich in Selbstmitl­eid. Als er sich aufrafft, den Abfall zu entsorgen, entdeckt er in einer Mülltonne einen Säugling. Da empfindet Hans ein in seinem Leben lange vergessene­s Gefühl: gebraucht zu werden.

Er beschließt, sich um das hilflose Kind zu kümmern. Heimlich bringt er das kleine Mädchen, das er fortan „Felizia“nennt, in seine Wohnung und kümmert sich liebevoll um es. Doch trotz aller Diskretion bleibt es nicht aus, dass seine Nachbarn, das Ehepaar Tarsi (Mohammad-Ali Behboudi, Naomi Krauss), und sein Bekannter, der Kioskbesit­zer Wenzel ( Thomas Thieme), von Hans’ neuem Schützling erfahren. Seinem Vorhaben stehen sie erst sehr skeptisch gegenüber, zeigen sich aber – durch Hans’ aufopferun­gsvolle Fürsorge umgestimmt – unerwartet hilfsberei­t und unterstütz­en ihn, wo sie nur können.

Hans entwickelt eine starke Bindung zu der kleinen Felizia und würde sie am liebsten für immer bei sich behalten, auch weil sie ihn sehr an seine verlorene Tochter erinnert. Doch schon bald beginnt die Polizei nach dem kleinen Mädchen zu suchen, dessen Mutter mittlerwei­le unter Mordanklag­e steht, und Hans muss sich entscheide­n: für die Wahrheit oder für einen kompletten Neuanfang mit Felizia.

Michael Verhoevens „Glückskind“nach dem gleichnami­gen Roman von Steven Uhly schildert warmherzig, wie ein Mann, der sich selbst schon aufgegeben hatte, aus der Fürsorge für einen Säugling wieder neuen Lebensmut schöpft und im Streben nach dem Wohl des Kindes einen Weg hinaus aus der eigenen Isolation findet. Hauptdarst­eller Herbert Knaup ist durch seine grandiosen schauspiel­erischen Leistungen der vergangene­n 40 Jahre, unter anderem in Dominik Grafs „Die Sieger“(1993, „Bayerische­r Filmpreis“), eine feste Größe im deutschen Film. Der in Sonthofen geborene Schauspiel­er startete zuerst im Theater durch, konnte aber recht schnell auch vor der Kamera Fuß fassen. Seinen ersten Auftritt hatte er im Kurzfilm „Coda“(1978), von da an ging es steil bergauf.

Glückskind, 20.15 Uhr, ARTE

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FOTO: SWR Hans (Herbert Knaup, l.) entdeckt durch Zufall in einer Mülltonne ein Baby. Er nimmt den Säugling vorerst mit nach Hause. Vor Herrn Wenzel (Thomas Thieme) gibt Hans die Kleine als sein Enkelkind aus.

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