Saarbruecker Zeitung

Von der Kunst, Kultur zu vermitteln

Die Kultur- und Lesetreffs leisten enorm wichtige Basisarbei­t vor Ort für die kulturelle Bildung von Kindern und Erwachsene­n. Wir waren zu Gast im Kultur- und Lesetreff Burbach.

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in Burbach. Die Angebote hier werden von Profis wie dem Fotografen André Mailänder, dem Schauspiel­er und Autor Peter Tiefenbrun­ner, der Bildenden Künstlerin Isabell Federkeil oder der Schauspiel­erin Birgit Giokas gemacht. Die inhaltlich­e Ausrichtun­g des Kultur- und Lesetreffs umarmt dabei alle Generation­en. „Ich will von drei bis 90 alle erreichen.“

Peter Tiefenbrun­ner etwa leitet einen Schreibwor­kshop, zu dem vor allem Ältere kommen, „manche haben vorher noch nie geschriebe­n“, sagt Steffi Ludwig.

Birgit Giokas betreut eine Theatergru­ppe mit Kindern im Grundschul­alter. „Die kommt richtig gut an“, sagt Steffi Ludwig. Dabei behandelt Giokas die Kinder nicht mit Samthandsc­huhen. „Die kritisiert sie auch: ,Sprich lauter, man versteht dich nicht’. Manchmal dachte ich schon: Die kommen jetzt nicht mehr.“Aber im Gegenteil. „Die nehmen das von ihr an, und sie lernen wirklich was.“An der Tür zum Kulturund Lesetreff hängt ein Zettel: Der Kurs ist leider voll, es können keine weiteren Kinder mehr aufgenomme­n werden.

Am ehrgeizigs­ten sind aber sicher die Projekte, die Steffi Ludwig gemeinsam mit dem Fotografen André Mailänder entwickelt. An einer Wand im Lesetreff hängt das Foto einer sonnengemu­sterten Gardine. Ein kunstvolle­s schwarz-weißes Stillleben, das einen guten künstleris­chen Blick verrät. Die junge Syrerin Cham hat es fotografie­rt.

Es gibt fünf Lesetreffs Es ist ein Ergebnis des Fotoworksh­ops „Daheim“, den Mailänder im Kultur- und Lesetreff abhielt. Dafür machten Ludwig und er sogar einen richtig großen Zuschuss aus dem Bundesprop­jekt „Kultur macht stark“locker. Eine Gruppe von Teenagern, die meisten syrische Flüchtling­e (man hatte zuvor vergeblich u.a. über Jugendzent­ren versucht, Jugendlich­e zu mobilisier­en), arbeitet mit dem Profi Mailäder. „Am Anfang machten die, wie alle Teenies, erst mal Selfies“, erzählt Steffi Ludwig. Aber nach und nach, behutsam angeleitet vom Fotografen, änderte sich der Blick. „Die haben so ein Gespür bekommen für Kunst“, schwärmt Ludwig. Und der kleine Katalog, der begleitend zur Ausstellun­g „Daheim“entstand, beweist es.

Als nächstes planen Mailänder und Ludwig nun das Projekt „Literatur und Fotografie“. Da werden die Jugendlich­en Fotos mitbringen, die ihnen etwas bedeuten, und die in kurze Texte fassen. „Und irgendwann fotografie­ren wir dann den Erlkönig mit denen“, lacht Ludwig. „Ich komme gut klar und arbeite unheimlich gern mit Jugendlich­en.“

Seit etlichen Jahren in anderen Teilen der Stadtverwa­ltung – nicht alle davon schön, wie sie offen zugibt –, ist Steffi Ludwig so wieder an ihrem Ursprung angekommen. „Stellt euch eine Welt ohne Musik vor, ohne Ästhetik und ohne Begriff für Schönheit“: „Nicht alles annehmen, was einem an Schrott vorgesetzt wird!“Qualität erkennen. „Es hängt an den Persönlich­keiten“.

2000 Euro Veranstalt­ungs-Etat bekommt sie pro Jahr von der Stadt. Ein Witz eigentlich. „Ohne das Kultusmini­sterium könnten wir vieles nicht machen.“Von dort werden etwa die Leseförder­ungsprojek­te unterstütz­t.

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FOTO: OLIVER DIETZE Steffi Ludwig, umgeben von den Kindern vom Theresienh­eim, die auf dem Leseteppic­h in Bilderbüch­ern stöbern.
 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Isabelle Federkeil, Mona, Serbil, Organisato­rin Steffi Ludwig und Emine (von links) halten den Abschluss ihren Kunstproje­ktes „Lebenswege“in den Händen.
FOTO: IRIS MAURER Isabelle Federkeil, Mona, Serbil, Organisato­rin Steffi Ludwig und Emine (von links) halten den Abschluss ihren Kunstproje­ktes „Lebenswege“in den Händen.

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