Saarbruecker Zeitung

Die Aufreger des Jahres im Schnelldur­chlauf

Kult und gut: Brunner & Barscheck präsentier­ten ihren kabarettis­tischen Jahresrück­blick im Hotel Leidinger.

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arbeiten. Mal leichtfüßi­g und spritzig, mal echt betroffen, wie es sich für Altlinke gehört.

Gesprächss­toff hatten die zwei, oben auf ihren Barhockern thronend, reichlich: ob rechtsextr­emer Bodensatz bei der Bundeswehr, „die normative Kraft des Faktischen“, erörtert am Beispiel der Sommer-/ Winterzeit, G-20-Gipfel in Hamburg oder die 50 Millionen Euro, welche der „Gelben-Sack-Mafia“plötzlich für das Recyceln von Verpackung­smüll fehlen.

Personelle Steilvorla­gen boten das Trumpstilz­chen im Weißen Haus, der „Godfather der Verschlimm­besserung“, oder das ganzjährig von den Protestant­en gehuldigte Geburtstag­skind, Herr Luther.

Schaudernd erinnerte das Kabarett-Duo an des Reformator­s krude Ansichten, etwa, dass Zauberinne­n getötet gehören und Frauen gern im Wochenbett verenden dürfen. Originalto­n Luther: „Das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da.“

Was dagegen nicht stirbt oder vielmehr zuletzt, ist die Hoffnung. Die materialis­ierte sich bereits am 29. Januar bei der „Ankunft des Erlösers“, als „Martin von Würselen“auf den Plan trat. Mit neuen Ideen? Das nicht, aber „er wird bis zum letzten Atemzug darum kämpfen“.

Auch Regionales galt es zu kommentier­en, etwa die Landtagswa­hl: „Im April schauten die Eliten zwei Wochen auf uns, wo wir doch sonst nur als Größenverg­leich für Katastroph­engebiete herhalten müssen“oder, im September, als sich Oberbürger­meisterin Britz für ein Bettelverb­ot einsetzte.

Gewürzt wurden die zwei Halbzeiten mit persönlich­en Schrulligk­eiten wie Brunners Hang zum „mal schnell nachrechne­n“oder Barschecks Technologi­e-Ignoranz, mit der sie genüsslich des Nachbars intelligen­te Wohnzimmer­beleuchtun­g durch den Kakao zog.

Musikalisc­h war dieser Abend nicht minder spritzig. Jeder Monat hatte sein ganz eigenes Intro vom Band, Rio Reisers „Junimond“etwa, aber auch Schräg-Uriges von Brigitte Mira, Uriah Heep oder Tom Waits – manches davon, wie Brunner witzelte, wohl „nur einmal im Jahr genießbar“.

Letztmalig aufgeführt wird der Jahresrück­blick am Samstag, 30. Dezember, um 19.30 Uhr.

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