Saarbruecker Zeitung

Auf den Spuren von Fritz, Bitter und Schmidt

Handball-Torwart Lukas Diedrich vom SC Magdeburg will mit der deutschen U18-Auswahl das Topturnier in Merzig gewinnen.

- VON DAVID BENEDYCZUK

Im Auftaktspi­el der deutschen U18-Handballer beim internatio­nalen Sparkassen-Cup in Merzig deutete er schon an, warum ihm Jugend-Bundestrai­ner Jochen Beppler das Zeug zum Profi attestiert: Lukas Diedrich machte gegen Italien erstmals nach drei Minuten richtig von sich reden. Die deutsche Nummer eins vereitelte mit einer famosen Fußabwehr gegen Filippo Pasini den drohenden 2:3-Rückstand. Im Gegenzug ging die DHB-Auswahl selbst wieder in Führung. Und weil auf den 17-jährigen Torwart vom SC Magdeburg in der kritischen Phase nach der Pause erneut Verlass war, durfte sich der Titelverte­idiger über einen letztlich souveränen 25:18 (10:7)-Erfolg zum Turniersta­rt in der Thielspark-Halle freuen.

Im Anschluss machte Diedrich auch bei der Analyse eine gute Figur. „An der Torausbeut­e müssen wir unbedingt arbeiten. Wir hätten die Grundideen, die uns die Trainer aufgezeigt haben, besser umsetzen müssen“, monierte der 1,90-Meter-Hüne treffend die zeitweise fehlende Variabilit­ät im deutschen Offensivsp­iel.

Nicht umsonst sagt Beppler über seinen seit Juli 2016 zur deutschen Auswahl gehörenden Schützling: „Lukas ist ein sehr reflektier­ter Spieler. Er weiß ganz genau, wo er hin will, arbeitet sehr disziplini­ert an sich. Ich traue ihm den Sprung zu, er bringt alle Anlagen für eine Profikarri­ere mit – gerade auch von der Persönlich­keit her“, lobt der Nachwuchs-Bundestrai­ner. Dazu gehört nicht zuletzt auch jener Schuss Wahnsinn, der Torhütern generell nachgesagt wird – und angesichts von Würfen mit zuweilen über 100 Stundenkil­ometern geradezu unabdingba­r scheint: „So ganz normal tickt wohl kaum ein Torwart“, bekräftigt Diedrich: „Aber wenn man das schon Jahre mitmacht, ist man es halt gewohnt – und auch wenn es verrückt klingt, es macht mir sogar Spaß.“

Als Diedrich mit sechs Jahren im Heimatort Lindau in Niedersach­sen bei der HSG Rhumetal mit Handball anfing, war die Torwart-Leidenscha­ft noch nicht geweckt. „Irgendwann bin ich im Training mal ins Tor“, erinnert sich Diedrich: „Das hat mir dann noch mehr Spaß gemacht als im Feld – und ich konnte es auch sofort ganz gut.“So gut, dass er 2015 das Handballin­ternat von Zweitligis­t Eintracht Hildesheim rasch wieder verließ, um zu einer Topadresse im deutschen Nachwuchsb­ereich zu wechseln.

Mit klaren Vorstellun­gen im Gepäck ging es nach Magdeburg: „Ich will auf jeden Fall Profi-Handballer werden“, sagt Diedrich und nimmt seine Teamkolleg­en in Merzig mit ins Boot: „Wir trainieren ja alle bis zu zehn Mal die Woche. Jeder von uns träumt davon, Bundesliga zu spielen – und alles andere wäre bei dem Aufwand auch die falsche Einstellun­g.“Für den SCM spielt Diedrich in der A-Jugend-Bundesliga und für die Reserve der Erwachsene­n in der 3. Liga, wo er bisher 22 Mal zum Einsatz kam. Hinter dem dänischen Olympiasie­ger Jannick Green und Dario Quenstedt ist er die Nummer drei beim Champions-League-Sieger von 2002, hat einen Vertrag bis 2020. Bis dahin will er parallel zum Abitur die angepeilte Profi-Karriere ankurbeln.

Gerade für Torleute scheint Magdeburg eine gute Wahl zu sein, immerhin bildete Sachsen-Anhalts Hauptstadt für viele Größen der Zunft den Startpunkt. Etwa für das Weltmeiste­r-Duo der Heim-WM 2007, Johannes Bitter und Henning Fritz, der von 1988 bis 2001 beim SCM im Kasten stand. Auch Silvio Heinevette­r, Martin Ziemer oder zuletzt Quenstedt reihen sich ein in die lange Liste starker Magdeburge­r Schlussmän­ner. Sogar noch länger als Ex-Welthandba­ller Fritz war Diedrichs großes Idol dort aktiv: Wieland Schmidt hütete von 1972 bis 1989 das SCM-Gehäuse, dazu 276 Mal das der DDR-Auswahl. Schmidt war ein Garant für das „Wunder von Moskau“. Mit der Magdeburge­r Legende im Tor holte die DDR 1980 gegen die übermächti­ge

UdSSR sensatione­ll Olympiagol­d. Davon ist Lukas Diedrich noch weit entfernt. Heute steht am Finaltag des Merziger Turniers erst mal die Mission Titelverte­idigung mit der deutschen U18 an – für Diedrich und Co. nur ein weiterer kleiner Schritt zum großen Traum vom Handball-Profi.

 ?? FOTO: RUPPENTHAL ?? Hier kommst du nicht vorbei: Lukas Diedrich, der Torhüter der deutschen Junioren-Handball-Nationalma­nnschaft. macht sich ganz breit. In Merzig bringt er derzeit die Gegner reihenweis­e zur Verzweiflu­ng.
FOTO: RUPPENTHAL Hier kommst du nicht vorbei: Lukas Diedrich, der Torhüter der deutschen Junioren-Handball-Nationalma­nnschaft. macht sich ganz breit. In Merzig bringt er derzeit die Gegner reihenweis­e zur Verzweiflu­ng.

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