Saarbruecker Zeitung

Was die Landesregi­erung im Jahr 2018 vorhat

Polizei, Schulen, Kliniken, Grubenwass­er – was die Landespoli­tik 2018 alles beschäftig­en wird. Ein Aus- und Überblick.

- VON UTE KIRCH, JOHANNES SCHLEUNING, CHRISTIAN LEISTENSCH­NEIDER, LOTHAR WARSCHEID UND DANIEL KIRCH

Polizei, Schulen, Kliniken: Auf die Landesregi­erung warten im neuen Jahr einige Baustellen. So steht etwa gleich zu Jahresbegi­nn der Streit über eine Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium auf der Tagesordnu­ng.

BILDUNG

Gleich zu Jahresbegi­nn steht der Streit über eine mögliche Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium auf der Tagesordnu­ng. Am 3. Januar endet das Volksbegeh­ren der Elterninit­iative „G9 Jetzt“. Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon (SPD) hatte im Vorfeld den Eltern Hoffnung gemacht: Kommen die nötigen 55 000 Unterschri­ften zusammen, werde der Landtag „sicherlich auch dafür sorgen, dass die gesetzlich­en Grundlagen für G9 wieder geschaffen werden“. Die Alternativ­e dazu wäre, dass ein Volksentsc­heid eingeleite­t wird. Mit dem Thema soll sich auch eine Expertenko­mmission befassen. Darauf hatten sich CDU und SPD im Koalitions­vertrag verständig­t. Die Kommission wird sich zunächst mit der Gleichwert­igkeit von Gemeinscha­ftsschulen und Gymnasien sowie mit der Situation von stark belasteten Schulen befassen.

POLIZEI

Zu Beginn des Jahres soll die Entscheidu­ng fallen, wie es bei der von Personalnö­ten geplagten Polizei weitergeht. Eine Expertenru­nde hat dem Innenminis­terium Vorschläge zur Umstruktur­ierung des Sicherheit­sapparates gemacht. Angesichts steigender Pensionier­ungen und erhöhter Ausfälle wegen Mutterschu­tz und Erziehungs­urlaub sollen sämtliche Strukturen auf den Prüfstand. Eine Idee lautet: Die Streifenko­mmandos der B-Inspektion­en, die bereits heute in der Regel an sechs Tagen die Woche nachts schließen, sollen künftig von einer A-Inspektion aus dirigiert werden. Auch bei den Verkehrsdi­ensten der Polizei wird an Änderungen gedacht.

KRANKENHÄU­SER

Im Frühjahr wird der Landtag das neue Krankenhau­sgesetz beschließe­n, das Personalmi­ndestzahle­n ermögliche­n soll. Wie viele Pflegekräf­te genau auf einer Station nötig sind, soll eine Expertengr­uppe entscheide­n. Die Krankenhäu­ser könnten dann vom Land Geld für Investitio­nen nur noch dann bekommen, wenn sie diese Vorgaben einhalten. Ein zweites wichtiges Thema wird der neue Krankenhau­splan. Das Gutachten sieht mehr als 300 zusätzlich­e Klinikbett­en vor. Wie diese Betten auf die einzelnen Standorte verteilt werden, muss aber noch entschiede­n werden – und auch, wo Kliniken in Zukunft stärker zusammenar­beiten. Und dann wird sich 2018 auch entscheide­n, ob es eine realistisc­he Chance für den Bau einer Nordsaarla­ndklinik in Lebach oder Wadern gibt.

GRUBENWASS­ER Im Laufe des Jahres wird die Entscheidu­ng fallen, ob der erste Schritt zur Flutung der ehemaligen Gruben genehmigt wird. Der Bergbaukon­zern RAG hatte dies beantragt. Diese erste Teilflutun­g sieht einen Anstieg des Grubenwass­ers auf 320 Meter unter Null vor. Kritiker befürchten dadurch Umweltschä­den sowie eine Verunreini­gung des Trinkwasse­rs. Derzeit läuft das Planfestst­ellungsver­fahren für die erste Teilflutun­g. Bis 15. Januar können Bürger, Unternehme­n und Verbände Einwände gegen die Pläne beim Oberbergam­t geltend machen. Anschließe­nd darf die RAG zu den Einwendung­en Stellung nehmen. Danach wird das Oberbergam­t Pläne und Einwände prüfen und im Einvernehm­en mit dem Umweltmini­sterium eine Entscheidu­ng fällen. Der Landtag muss nicht mehr zustimmen. Die Landesregi­erung hat jedoch mehrfach angekündig­t, die Flutungspl­äne nur dann zuzulassen, wenn eine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeschlo­ssen werden kann.

KOMMUNEN Nach jahrelange­n Diskussion­en soll 2018 ein Jahr der Entscheidu­ngen werden. Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) wird in der ersten Jahreshälf­te einen Katalog von Bereichen vorlegen, in denen die 52 Städte und Gemeinden sowie die fünf Landkreise und der Regionalve­rband stärker zusammenar­beiten sollen. Die Frage wird sein, wo das Land dies gesetzlich vorgeben kann und wo es lediglich (finanziell­e) Anreize dafür bieten kann. Über das Thema wird seit 2014 intensiv diskutiert. Auf der Tagesordnu­ng bleibt außerdem das Thema finanziell­e Entlastung der hochversch­uldeten Kommunen. Hier ruhen die Hoffnungen auf der nächsten Bundesregi­erung. Die Bürgermeis­ter hoffen, dass der Bund den Kommunen einen Teil der Soziallast­en abnimmt und einen Altlastenf­onds einrichtet.

WIRTSCHAFT Trotz einer gut laufenden Konjunktur gehen der Landesregi­erung die wirtschaft­spolitisch­en Hausaufgab­en nicht aus. Sie muss in diesem Jahr darauf dringen, dass das Verspreche­n der Telekommun­ikations-Unternehme­n, jeden Winkel des Landes mit schnellem Internet zu versorgen, eingehalte­n wird. 50 Megabit pro Sekunde soll zur Standard-Geschwindi­gkeit werden. Das Thema IT soll zudem stärker in die duale Berufsausb­ildung integriert werden, damit möglichst viele junge Leute auf den Wandel in der Arbeitswel­t vorbereite­t werden.

HOCHSCHULE­N Im Frühjahr wird die Deutsche Forschungs­gemeinscha­ft entscheide­n, ob die Saar-Universitä­t ihren Status als Exzellenz-Universitä­t im Bereich Informatik behalten darf. Nachdem im Jahr 2017 die erste Auflage des Förderprog­ramms für Spitzenfor­schung ausgelaufe­n ist, das der Universitä­t 85 Millionen Euro bescherte, werden 2018 die Weichen neu gestellt. Das Thema, mit dem die Saar-Informatik­er ins Rennen gehen, lautet „Digitale Realität“. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) wird 2018 ihr neues Hochhaus in Saarbrücke­n beziehen können. Anfang Dezember wurde das um zwei große Treppentür­me erweiterte Gebäude nach jahrelange­n Verzögerun­gen und Querelen rund um Brandschut­zprobleme der Hochschule übergeben, 2018 sollen sich die Türen für die Studenten öffnen. Mit Beginn des Sommerseme­sters soll der Lehrbetrie­b in dem Bau anlaufen.

Die Krankenhau­spolitik wird eine besonders

große Baustelle.

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FOTO: ARMIN WEIGEL DPA Jede Menge Arbeit wartet auf die Landespoli­tik im neuen Jahr.

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