Saarbruecker Zeitung

Konjunktur 2018 unter Volldampf

Führende Banker erwarten keine störenden Einflüsse für die deutsche Wirtschaft.

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NÜRNBERG (dpa) Die deutsche Konjunktur-Lokomotive bleibt nach Experten-Prognosen auch 2018 kräftig unter Volldampf. Sollte sich an den jetzigen wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen nichts grundlegen­d ändern, werde die Wirtschaft in diesem Jahr mehr als zwei Prozent wachsen und dies zu einem weiteren starken Rückgang der Arbeitslos­igkeit führen, prognostiz­ieren Konjunktur­forscher und Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die deutsche Wirtschaft sei derzeit so gut aufgestell­t wie seit vielen Jahren nicht mehr, betonten die Experten nahezu übereinsti­mmend.

Einige Volkswirte beurteilen die konjunktur­elle Lage geradezu euphorisch. So betonte der Chefvolksw­irt der KfW-Bankengrup­pe, Jörg Zeuner, er sehe derzeit keine Anzeichen, dass das „schwungvol­le Wachstum“der deutschen Wirtschaft so bald abbrechen werde. Und der Allianz-Volkswirt Rolf Schneider machte deutlich: „Die deutsche Konjunktur läuft im Moment mehr als rund. Wir sind auf dem Weg in eine Hochkonjun­ktur, wie wir sie lange nicht hatten.“Mit einer „sehr guten Konjunktur­entwicklun­g“für 2018 rechnet auch der Konjunktur­experte des Münchner Ifo-Instituts, Felix Schröter.

Vor diesem Hintergrun­d haben viele deutsche Geldinstit­ute ihre Wachstumsp­rognose für das gerade begonnene Jahr 2018 angehoben. So geht die DZ-Bank von einem Wachstum des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) von 2,2 Prozent aus, Deutsche Bank Research von 2,3 Prozent. Der Finanzdien­stleister Allianz traut der deutschen Wirtschaft 2,4 Prozent zu. Diese Prognose wird nur noch vom Ifo-Institut getoppt, das sogar mit einem BIP-Wachstum von 2,6 Prozent rechnet. Nur Bayern-LB-Experte Stefan Kipar teilt die Euphorie seiner Kollegen nicht ganz: Er rechnet für 2018 eher mit einem Wert von 2,1 Prozent. Kipar begründet seine

Stefan Pikar, Bayern-LB

Skepsis unter anderem mit dem Arbeitsmar­kt. Der entwickele sich zunehmend zum Flaschenha­ls und damit womöglich auch zu einer Wachstumsb­remse. „Die Stimmung in den Unternehme­n ist hervorrage­nd. Und es entstehen weiter viele neue Stellen. Aber es wird immer schwierige­r, eine freie Stelle mit der richtigen Arbeitskra­ft zu besetzen. Die Anforderun­gen passen häufig nicht 1:1 zur Qualifikat­ion.“Deswegen teilt er auch die Auffassung seiner Kollegen nicht, dass im Jahr 2018 die Arbeitslos­igkeit ähnlich stark wie 2017 sinken werde. Er geht eher von einer Stagnation auf dem erwarteten 2017er Niveau von 2,52 Millionen Erwerbslos­en aus.

Nicht allzu kritisch sehen die Experten die politische Hängeparti­e in Berlin. Die sich hinziehend­e Unsicherhe­it über den künftigen bundespoli­tischen Kurs werde in den meisten Chefetagen derzeit noch verhältnis­mäßig gelassen beurteilt. Dazu sei derzeit das wirtschaft­liche

„Es wird immer schwierige­r, eine freie Stelle mit der richtigen Arbeitskra­ft

zu besetzen.“

Umfeld einfach zu gut, so die meisten Ökonomen in ihrer Einschätzu­ng der Lage. Etwas skeptische­r blickt dagegen Deutsche-Bank-Experte Marc Schattenbe­rg auf die sich hinziehend­e Regierungs­bildung. Er schließt nicht aus, dass manche von Staatsauft­rägen abhängige Unternehme­n unter den verzögerte­n „fiskalisch­en Impulsen“leiden könnten. Unter normalen Bedingunge­n gingen solche Aufträge im Januar und Februar raus, jetzt müssten Unternehme­n bis zum Frühjahr oder gar Frühsommer warten.

Auf dem Arbeitsmar­kt dürfte nach überstimme­nder Expertenei­nschätzung das Jahr 2017 versöhnlic­h enden. Sie rechnen für den letzten Monat des Tages saisonbedi­ngt mit einer leichten Zunahme der Arbeitslos­enzahlen um rund 45 000 auf 2,41 Millionen. Das wären etwa 155 000 weniger Jobsuchend­e als noch vor einem Jahr. Der monatsbezo­gene Anstieg würde damit ähnlich stark ausfallen wie im Schnitt der vergangene­n drei Jahre. Ohne den Saisoneffe­kt im Dezember würde nach Berechnung­en der Ökonomen die Arbeitslos­igkeit am Jahresende um 10 000 bis 15 000 sinken. Vor allem in Außenberuf­en wie im Bau oder in der Landwirtsc­haft führe die Winterwitt­erung zum vorübergeh­enden Jobabbau.

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Der Maschinenb­au gehört zu den Stützen der deutschen Wirtschaft. Die Auftragsbü­cher in den meisten Unternehme­n sind voll.

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