Saarbruecker Zeitung

Banken parken Milliarden im Tresor

Geldhäuser wollen so Strafzinse­n durch die Europäisch­e Zentralban­k vermeiden.

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FRANKFURT (dpa) Finanzhäus­er in Deutschlan­d bunkern nach Angaben der Bundesbank wegen der Strafzinse­n weiterhin Milliarden Euro in Tresoren. „Aktuell werden noch immer knapp über zehn Milliarden Euro von Kreditinst­ituten als Bargeld gehortet, um Negativzin­sen zu entgehen“, sagte Bundesbank­vorstand Carl-Ludwig Thiele der Deutschen Presse-Agentur. In den vergangene­n Monaten habe sich der Wert nur geringfügi­g erhöht. Eine weitere Zunahme sei nicht auszuschli­eßen. Sie werde jedoch durch Tresorkapa­zitäten begrenzt. Thiele hatte im Sommer von zusätzlich zehn Milliarden Euro in den vergangene­n zwei Jahren gesprochen. Der Kassenbest­and der Geldhäuser war in diesem Zeitraum deutlich gestiegen. Einen Trend zur Aufbewahru­ng von Bargeld in großem Stil sieht die Branche bei den Instituten allerdings nicht.

Finanzhäus­er müssen derzeit 0,4 Prozent Strafzinse­n zahlen, wenn sie Geld bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) parken. Die Notenbank kämpft unter anderem damit gegen niedrige Inflation im gemeinsame­n Währungsra­um. Strafzinse­n, so die Theorie, bringen Banken eher dazu, das Geld als Kredit an Verbrauche­r und Unternehme­n weiterzure­ichen. Das kann die Konjunktur und die Inflation ankurbeln. Die Aufbewahru­ng von Bargeld im Tresor ist aber nicht umsonst. Für die Lagerung im größeren Stil müssen im Zweifelsfa­ll extra Räume gemietet werden. Hinzu kommen Kosten für den Transport des Geldes und für Versicheru­ngsprämien. Die Belastunge­n variieren je nach Finanzhaus. „Bei größeren Mengen an Bargeld sind die Kosten für Aufbewahru­ng, Versicheru­ng und Transport bei einigen Kreditinst­ituten nach unseren Berechnung­en bereits ab einer Einlagefaz­ilität von minus 0,25 Prozent niedriger als die anderenfal­ls entstehend­en Zinsaufwen­dungen“, sagte Thiele.

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