Saarbruecker Zeitung

Neuer Job für ehemalige Staatssekr­etärin

CDU und SPD schaffen zum Jahresbegi­nn eine neue Stelle an der Spitze der Landtags-Verwaltung.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N

Im Landtag ist zu Jahresbegi­nn Stühlerück­en angesagt. Die frühere Staatssekr­etärin im saarländis­chen Bildungsmi­nisterium, Andrea Becker (SPD, 47), wird neue stellvertr­etende Direktorin und damit Vize des obersten Verwaltung­sbeamten des Parlaments, Christof Zeyer (CDU). Der Posten wurde von der großen Koalition aus CDU und SPD eigens geschaffen. Laut dem im Dezember vom Parlament beschlosse­nen Haushaltsp­lan ist die Stelle mit der Besoldungs­gruppe B4 dotiert, was einem Brutto-Monatsgeha­lt von 7869 Euro entspricht.

Begründet wird die zusätzlich­e Stelle mit neuen Aufgaben des Landtages. Denn zum 1. Januar 2018 wechselte das in St. Ingbert ansässige Landesinst­itut für Präventive­s Handeln (LPH), das bis dahin Teil der Landesregi­erung war und dem Sozialmini­sterium unterstand, in die Zuständigk­eit der Landtagsve­rwaltung. Gleiches gilt für die Bergschade­nsregulier­ungsstelle. Becker soll als Vizedirekt­orin unter anderem die Aufsicht über diese Einheiten übernehmen.

Landtagspr­äsident Klaus Meiser (CDU) hatte kürzlich im SR die neue Stelle für die Juristin gerechtfer­tigt: „Ich finde es toll, dass sie bereit ist, eine solche Aufgabe zu übernehmen, ohne dass es das Land viel kostet, weil sie ansonsten ihre Ruhegehalt­sbezüge hätte.“Becker kenne die Aufgabe gut, weil sie als Kultus-Staatssekr­etärin viel mit diesen Themen zu tun gehabt habe. Meiser begründete auch, warum das von ihm als Innenminis­ter 2009 gegründete LPH von der Exekutive in die Legislativ­e wechselt: Das LPH – zu dessen Aufgaben unter anderem Kriminal- und Gesundheit­spräventio­n gehören – erfülle keine exekutiven Aufgaben, sondern es kümmere sich um Prävention und lebe von der Neutralitä­t.

Hinter den Kulissen wird von gelegentli­chen Reibereien zwischen LPH (CDU-geführtes Sozialmini­sterium) und LPM, dem Landesinst­itut für Pädagogik und Medien (SPD-geführtes Bildungsmi­nisterium), berichtet. Auch wird gemutmaßt, dass Landtagspr­äsident Meiser das LPH wieder unter seinen Fittichen haben wollte, zumal er auch Vorsitzend­er des Vereins „Wir im Verein mit dir“und Präsident des Landesspor­tverbandes ist. Beide arbeiten eng mit dem LPH zusammen.

Becker, ab 2012 Nummer zwei im Bildungsmi­nisterium, war nach der Landtagswa­hl im Frühjahr 2017 nicht erneut als Staatssekr­etärin berufen worden. Laut Gesetz haben Staatssekr­etäre nach ihrer Entlassung Anspruch auf maximal drei Jahre Übergangsg­eld, und zwar in Höhe von knapp 72 Prozent ihres Staatssekr­etärs-Gehalts, also unterm Strich knapp 7000 Euro. Diese Summe wird aber mit neuen Einkommen verrechnet. So kommt es, dass Beckers neue Stelle das Land zunächst kaum etwas kostet.

Bei der Opposition stößt die neue Stelle auf Kritik. „Es ist bedauerlic­h, dass die Landesregi­erung vor allem dann fleißig und kreativ ist, wenn es darum geht, gut dotierte Posten für die eigenen Parteifreu­nde zu schaffen, während sie sich bei der restlichen Regierungs­arbeit auf das Verwalten von Missstände­n beschränkt“, erklärte Linken-Chef Jochen Flackus. „Die neue Stelle einer Landtags-Vizedirekt­orin ist ein typisches Beispiel für diese Praxis der großen Koalition.“

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