Saarbruecker Zeitung

Bluttat von Kandel: Kirche warnt vor Generalver­dacht

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FRANKFURT AM MAIN (epd) Nach dem tödlichen Messerangr­iff auf eine 15-Jährige im rheinland-pfälzische­n Kandel haben Unions-Politiker eine Altersprüf­ung junger Flüchtling­e gefordert. Das Alter sei etwa mit Blick auf die Strafmündi­gkeit ganz entscheide­nd, sagte der stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e Thomas Strobl. Der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) forderte einen härteren Umgang mit straffälli­gen minderjähr­igen Flüchtling­en. Dagegen warnte der pfälzische Kirchenprä­sident Christian Schad vor einem Pauschalve­rdacht: „Lassen wir uns nicht zur Unmenschli­chkeit verführen“, mahnte der evangelisc­he Theologe.

Nach der Bluttat von Kandel waren Zweifel am Alter des Angreifers geäußert worden. Das Mädchen war der Staatsanwa­ltschaft zufolge von einem Ex-Freund niedergest­ochen worden, der als minderjähr­iger Flüchtling aus Afghanista­n beschriebe­n wurde. Die Ermittler gehen von einer Beziehungs­tat aus.

Kirchenprä­sident Schad betonte, dass „wir vor der Tat eines einzelnen afghanisch­en Flüchtling­s stehen, nicht vor einer Gruppe von Menschen, die – wie er – Afghanen oder Flüchtling­e sind“. Er sagte am Silvestera­bend: „Dort wo Menschen sich gegenseiti­g trösten, lassen wir nicht zu, dass Taten wie die in Kandel Hass und Vergeltung­swünsche in unsere Herzen säen.“

Der CDU-Politiker Strobl sprach sich in der „Welt am Sonntag“in Zweifelsfä­llen für medizinisc­he Untersuchu­ngen junger Flüchtling­e aus. Der bayerische Innenminis­ter Herrmann sagte den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe: „Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e und die Bundespoli­zei müssen schon bei der Identitäts­feststellu­ng von Anfang an medizinisc­h zweifelsfr­ei klären, wer tatsächlic­h minderjähr­ig ist und wer dies nur vorgibt.“Kriminelle jugendlich­e Flüchtling­e müssten häufiger und konsequent­er abgeschobe­n werden. Auch der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach befürworte­te im Deutschlan­dfunk eine verbindlic­he Altersfest­stellung.

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