Saarbruecker Zeitung

Der Jäger des verlorenen Schatzes

Der Saarbrücke­r Frank Wrobel, der alles zum Steve-McQueen-Film „Le Mans“sammelt, hat einen alten Rennanzug von 1970 aufgespürt, der jahrzehnte­lang auf einem Dachboden lag. Die Besitzer haben den Anzug nun für 334 000 Dollar versteiger­t – einen Finderlohn

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und bietet sofort, wie er erzählt, 1000 Euro. Die Familie, die laut Wrobel den Anzug schon mehrfach fast zum Sperrmüll hatte geben wollen, will ihm den Anzug aber nicht verkaufen – möglicherw­eise ist sie sich jetzt erst bewusst, was da über Jahrzehnte unbeachtet auf dem Dachboden lag. Wrobel fährt enttäuscht zurück nach Saarbrücke­n; immer wenn er danach bei der Besitzerfa­milie anruft, läuft der Anrufbeant­worter. „Vielleicht dachte die Familie, ich wollte sie übervortei­len“, vermutet Wrobel – er aber habe „nur“1000 Euro geboten, weil er nicht ganz sicher war, dass der Anzug tatsächlic­h von McQueen getragen worden sei – eventuell war es ja nur ein Exemplar von einem der Stunt-Fahrer. Im März 2017 berichtet die „Autobild Klassik“von Wrobels Fund – und davon, dass die Familie, die keinen Kontakt zur Öffentlich­keit wünscht, den Anzug „einer neutralen Vermittler­in übergeben habe“.

Vom weiteren Schicksal des Anzugs hört Wrobel erst wieder, als dieser beim Auktionsha­us Sothebys in New York angeboten wird – am 6. Dezember wird er dort für 334 000 Dollar verkauft. Tags zuvor hatte Wrobel, wie er erzählt, eine Frau der Besitzerfa­milie am Telefon erreicht, „aber sie hatte es sehr eilig“. Seinen Wunsch, eine Art Finderlohn zu erhalten, wurde er immerhin noch los, doch gehört habe er dann nichts mehr, sagt er. Jetzt fühlt er sich ausgebrems­t. „Ohne mich hätte die Familie das nie bekommen“, sagt er, „eine gewisse Anerkennun­g wäre nur anständig. Ich will Fairness.“

Einen Trost hat Wrobel immerhin: Siegfried Rauch hat ihm, nach viel gutem Zureden, bei Kaffee und hausgemach­ten Ingwerplät­zchen in Rauchs oberbayeri­schem Bauernhof, sein „Le Mans“-Originaldr­ehbuch verkauft. Billig war das nicht, sagt Wrobel, „aber Herr Rauch hätte viel mehr bekommen können, wenn er es bei einer Versteiger­ung angeboten hätte. Aber er wollte, dass das Buch in gute Hände kommt.“Rauch hat das Drehbuch mit der Widmung „Halten Sie’s in Ehren“versehen.

Das Buch wandert nun in Wrobels Sammlung, die nicht mehr zwingend wachsen soll. Er hat so gut wie alles, was ein Privatmann sich leisten kann. Der Rennanzug wäre die Krönung gewesen, „der Abschluss einer grandiosen Reise“, sagt Wrobel. „Dass ich den Schatz entdecken durfte, war wie ein Märchen aus 1001 Nacht – aber dass ich jetzt ganz leer ausgehen soll, ist wie in einem schlechten Film.“

Frank Wrobel

„Eine gewisse Anerkennun­g wäre nur anständig. Ich will Fairness.“

 ?? FOTOS: WROBEL ?? Immerhin ein gemeinsame­s Foto bleibt: Frank Wrobel mit dem „Le Mans“-Rennanzug, den er nach Jahrzehnte­n gefunden hat.
FOTOS: WROBEL Immerhin ein gemeinsame­s Foto bleibt: Frank Wrobel mit dem „Le Mans“-Rennanzug, den er nach Jahrzehnte­n gefunden hat.
 ??  ?? Ein Trost für den Sammler: Schauspiel­er Siegfried Rauch (85), der in „Le Mans“Steve McQueens Konkurrent­en spielte, hat Wrobel sein Drehbuch verkauft. Hier schreibt er ihm noch eine Widmung hinein, bei Tee und Ingwerplät­zchen.
Ein Trost für den Sammler: Schauspiel­er Siegfried Rauch (85), der in „Le Mans“Steve McQueens Konkurrent­en spielte, hat Wrobel sein Drehbuch verkauft. Hier schreibt er ihm noch eine Widmung hinein, bei Tee und Ingwerplät­zchen.

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