Saarbruecker Zeitung

Wilde Wikinger beenden deutschen Siegeszug

Island gewinnt etwas überrasche­nd das internatio­nale Topturnier für U18-Handball-Mannschaft­en in Merzig.

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MERZIG (bene) Nach einem an Dramatik kaum zu überbieten­den Finale beim 31. Handball-Sparkassen Cup hallt das „Huh“durch die Halle. Und obwohl die gut 500 Zuschauer auf der Tribüne mehrheitli­ch dem Verlierer die Daumen hielten, machen sie alle mit, als die „Wikinger“die Eroberung des Thielspark­s in Merzig mit ihrem populären Schlachtru­f feiern.

Mit einem 21:20 (10:11) beendete Islands U18 am Freitagabe­nd die deutsche Vorherrsch­aft beim Nachwuchs-Turnier. Nach zwei Titeln und 14 Siegen in Folge musste Deutschlan­d erstmals wieder eine Niederlage schlucken. „Wir haben eine sensatione­lle Abwehrleis­tung geliefert, das aber nicht in den Angriff übertragen“, sagte Jugend-Bundestrai­ner Jochen Beppler. Die isländisch­e Offensivwu­cht, die in jedem der Spiele vor dem Finale zu über 30 Treffern geführt hatte, unterband die DHB-Auswahl sehr gut. Vorne aber drückte der Schuh – speziell in Hälfte zwei, als nach einer 15:12-Führung lange nichts klappte und das deutsche Team fünf Minuten vor Ende mit 17:20 in Rückstand geriet.

Dagur Gautason erzielte das 21:19 für die Isländer, danach durfte der Topschütze der Skandinavi­er (acht Tore) zum Siebenmete­r ran. Doch Islands Linksaußen warf am Tor des überragend­en DHB-Torwarts Lukas Diedrich (16 Paraden) vorbei. Juri Knorr (HSG Ostsee) verkürzte 35 Sekunden vor Ende auf 20:21. Und nach einer blitzartig­en Ballerober­ung gab es Siebenmete­r für Deutschlan­d und somit doch noch die Chance auf die Verlängeru­ng – der Jubel auf den Rängen kannte keine Grenzen. Umso größer war das Entsetzen, als Veit Mävers den Strafwurf über den Querbalken jagte. Die letzten neun Sekunden tickten herunter, und während bei Island alle Dämme brachen, wurde Mävers von den Kollegen getröstet. Er hatte schon vor dem fatalen letzten Fehlwurf einen Siebenmete­r vergeben.

„Heute waren die Isländer das Tor besser. Vielleicht ist es sogar gut für uns, und wir können mehr daraus lernen, als wenn es knapp gereicht hätte und man sich nicht so sehr hinterfrag­t“, meinte Beppler. Island verhindert­e damit nicht nur den Titel-Hattrick und 18. Triumph des DHB in Merzig, die Wikinger revanchier­ten sich auch für das 21:28 im Finale des Jahres 2015. „Wir sind sehr glücklich. So ein intensives Spiel hatte ich bisher noch nicht“, sagte Gautason: „Nach meinem verpassten Siebenmete­r war der Druck riesig, umso mehr freuen wir uns, dass es gereicht hat. Wir werden in der Unterkunft sicher viel feiern.“Die wilden Tanzeinlag­en der jungen Wikinger auf dem Feld der Thielspark­halle gaben darauf schon mal einen Vorgeschma­ck.

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FOTO: RUPPENTHAL Islands U18-Handballer feiern ihren Sieg beim Turnier in Merzig.

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