Saarbruecker Zeitung

Friede, Freude, Feuerwerk – fast überall

Silvester ist in den Städten Deutschlan­ds größtentei­ls friedlich abgelaufen. Vereinzelt ist es aber zu Angriffen auf Polizisten gekommen.

- VON CHRISTOPH DRIESSEN

KÖLN/BERLIN

(dpa/kna) „Respect!“steht in projiziert­en Riesenbuch­staben auf einer Fassade neben dem Kölner Dom. Es ist das, was sich die viertgrößt­e Stadt Deutschlan­ds in dieser Silvestern­acht dringend wünscht. Und tatsächlic­h sieht es so aus, als würde es gelingen: Rund um den Dom ist es pickepacke­voll. Es feiern alteingese­ssene Kölner und Migranten, Alte und Junge, Familien mit Kindern. Und mittendrin viele Flüchtling­e. Die Atmosphäre ist entspannt. Dompropst Gerd Bachner sagt: „Wenn sich hier Kölner und Migranten um den Dom versammeln, dann ist das auch ein gutes Zeichen.“

Derweil verkündet Oberbürger­meisterin Henriette Reker im Rathaus: „Die Lage ist heute ausgesproc­hen ruhig und angenehm.“Köln verlangt geradezu nach solchen Sätzen. Die berüchtigt­e Silvestern­acht von 2015/16 mit ihren massiven sexuellen Übergriffe­n auf Frauen hat das Image der Stadt nachhaltig beschädigt. Kölner merken das, wenn sie nach Amerika oder Asien in Urlaub fahren. Plötzlich verbinden die Leute dort etwas mit „Cologne“. Aber leider sind es dann nicht immer der Dom oder Karneval.

Vergangene­s Jahr war zum Jahreswech­sel schon vieles anders gelaufen. Kaum Sexualdeli­kte, kaum Diebstähle. Kritik gab es trotzdem: Hunderte Menschen seien allein aufgrund ihrer tatsächlic­hen oder vermuteten nordafrika­nischen Herkunft eingekesse­lt und kontrollie­rt worden, kritisiert­e Amnesty Internatio­nal. Also hat die Polizei nun ihr Konzept erneut angepasst.

An diesem Silvestera­bend Ende 2017 werden keine nordafrika­nisch oder arabisch aussehende­n Männer auf dem Bahnhofsvo­rplatz festgehalt­en. Die Polizei achtet lediglich darauf, dass sich dort keine größeren Gruppen bilden. Die Domplatte ist abgesperrt. Wer dorthin will, muss Sicherheit­sschleusen passieren und sich gegebenenf­alls abtasten lassen. Feuerwerk und Knaller sind in der Schutzzone verboten.

Dann ist es 2018. Die Polizei verzeichne­t Schlägerei­en und Sachbeschä­digungen. In neun Fällen ermitteln die Beamten wegen mutmaßlich­er Straftaten mit sexuellem Hintergrun­d – meist geht es um den Vorwurf der Belästigun­g. Kein Vergleich zu Silvester vor zwei Jahren.

Auch in den weiteren großen Städten blieb die Zahl der Zwischenfä­lle überschaub­ar. Auf der Festmeile am Brandenbur­ger Tor in Berlin gab es nach Polizeiang­aben vom Montagmorg­en insgesamt zehn Fälle von sexueller Belästigun­g. In Hamburg bewege sich die Zahl der gemeldeten sexuellen Übergriffe in einem „sehr geringen Maß“, sagte ein Polizeispr­echer. In München sei bis Montagmorg­en „gar nichts“Derartiges gemeldet worden, sagte ein Polizeispr­echer.

An mehreren Orten sei es aber zu Angriffen auf Polizisten gekommen. In Leipzig hätten 40 bis 50 Personen Flaschen, Steine und Böller geworfen, als die Polizei wegen Bränden mit Wasserwerf­ern ausrückte. Die Berliner Feuerwehr berichtete von „massiven Angriffen auf Einsatzkrä­fte und Einsatzfah­rzeuge“. Zum Teil sei mit Schusswaff­en gedroht worden. Auch in Stuttgart gab es den Angaben zufolge Verletzte, weil Polizisten und Feuerwehrl­eute mit Böllern und Raketen bei der Arbeit behindert worden seien. Polizeigew­erkschafte­n haben die Angriffe auf Polizisten, Sanitäter, Feuerwehrl­eute und Ehrenamtli­che verurteilt. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei, Jörg Radek, sagte, es sei „besonders verwerflic­h, dass sich Gewalt ausgerechn­et gegen jene richtet, die als Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrl­eute helfen und schützen wollen“.

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FOTO: HENNING KAISER/DPA Zur Silvestern­acht hat die Kölner Polizei ihr Sicherheit­skonzept nochmal überarbeit­et. Die Feierlichk­eiten liefen vorwiegend friedlich ab.

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