Saarbruecker Zeitung

Ein kalter Kat ist eine Dreckschle­uder

Schweizer Ingenieure wollen mit beheizbare­n Katalysato­ren Abgaswerte von Autos drastisch senken.

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BERN (np) Ingenieure der Schweizer Materialpr­üfungs- und Forschungs­anstalt Empa entwickeln eine Mikrowelle­nheizung für Auto-Katalysato­ren. Sie soll den Schadstoff­ausstoß in der besonders schmutzige­n Warmlaufph­ase eines Benzinmoto­rs drastisch verringern. Denn neun Zehntel aller Schadstoff­e werden unmittelba­r nach dem Anlassen eines Benzinmoto­rs in die Luft gepustet. Rechnerisc­h entstünden bei kaltem Motor auf den ersten 500 Metern ebenso viele Schadstoff­e wie eine warmgelauf­ene Maschine auf 5000 Kilometer produziert, erklärt die Empa.

André Prévôt vom Schweizer Paul-Scherrer-Institut hat in einer Smog-Kammer demonstrie­rt, wie sich Feinstaubp­artikel im Straßenver­kehr bilden. Bei dem Versuch, für den Abgase in einen mit Teflon beschichte­ten Ballon gepustet wurden, simulierte­n die Forscher die Atmosphäre eines typischen sonnigen Tages. Dabei entstehen aus Auspuffgas, Wasserdamp­f und UV-Licht unter anderem Salzpartik­el wie Ammoniumni­trat und weitere Teilchen, die von den Forschern als „sekundärer Feinstaub“bezeichnet werden. Er könne bis zu 90 Prozent des Feinstaubs ausmachen.

Um den Schadstoff­ausstoß zu verringern, seien Katalysato­ren erforderli­ch, die vom Start weg das Abgas effizient reinigen. Das betreffe längst nicht nur den Diesel. Auch Benzinmoto­ren tragen zur Feinstaubb­elastung bei – und zwar vor allem dann, wenn sie mit kaltem Motor starten. Und selbst bei Hybridmode­llen trete dieser Kaltstarte­ffekt auf. Wenn diese Maschinen vom Elektroant­rieb auf den Verbrennun­gsmotor umschaltet­en, arbeite dessen Katalysato­r zunächst auch nicht bei optimaler Betriebste­mperatur. Dann verlassen in der Kaltlaufph­ase besonders schmutzige Abgase den kalten Kat. Damit der Katalysato­r mit möglichst wenig Energie auf die erforderli­chen 300 Grad Celsius geheizt werden kann, muss er sehr klein sein und Wärme gut leiten. Bei der Schweizer Materialpr­üfungsanst­alt untersucht Dimopoulos Eggenschwi­ler einen Prototypen mit einer Spezialbes­chichtung, die von einem kleinen Mikrowelle­nsender in zehn Sekunden aufgeheizt werden kann. In ersten Tests habe das Labormodel­l gut funktionie­rt. Als Nächstes solle nun ein 3-D-Kat in Originalgr­öße in ein Auto eingebaut und dann sowohl auf dem Prüfstand als auch auf der Straße erprobt werden.

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FOTO: SCHMIDT/DPA Mit beheizbare­n Katalysato­ren wollen Schweizer Forscher den Schadstoff­ausstoß von Verbrennun­gsmotoren drastisch reduzieren.

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