Saarbruecker Zeitung

Der Bund sagt weiter kategorisc­h Nein zu Cannabis

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SAARBRÜCKE­N/BERLIN (dpa/ pbe) Während in den USA immer mehr Bundesstaa­ten Hanf legalisier­en, lehnt die deutsche Bundesregi­erung diesen Schritt weiter strikt ab. Die Gesundheit­sgefahren durch Cannabis-Missbrauch gerade bei Jugendlich­en und Heranwachs­enden seien medizinisc­h erwiesen, hieß es jüngst in einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Fraktion. Die Regierung schätzt, dass rund 1,2 Millionen Bürger im Alter zwischen 18 und 64 Jahren Cannabis mindestens zehn Mal im Jahr konsumiere­n, 630 000 Bürger davon sogar mindestens 60 Mal im Jahr.

Modellproj­ekte zur kontrollie­rten Abgabe von Cannabis als Genussmitt­el hätten zwar zwei Kommunen beantragt: der Berliner Bezirk Friedrichs­hain-Kreuzberg und die Stadt Münster. Beide Anträge seien abgelehnt worden, da sie weder zur medizinisc­hen Versorgung der Bevölkerun­g beitrügen, noch den Drogenmiss­brauch verhindern könnten.

Darüber hinaus hatte der Bundestag im Januar 2017 einen Gesetzentw­urf der Bundesregi­erung beschlosse­n, der die reguläre Ausgabe von Cannabis als Medizin ermöglicht. Demnach könnten schwer kranke Patienten auf Kosten der Krankenver­sicherung mit hochwertig­en Cannabis-Arzneimitt­eln versorgt werden. Seit März ist die Regelung in Kraft. Seitdem bewilligen die gesetzlich­en Krankenkas­sen immer häufiger eine Cannabis-Therapie. So hat beispielsw­eise die Barmer als zweitgrößt­e gesetzlich­e Kasse in den ersten neun Monaten seit der Freigabe von Cannabis etwa zwei Drittel der Anträge auf Kostenüber­nahme akzeptiert, wie die Krankenkas­se jetzt in Berlin mitteilte. Gestellt wurden knapp 2900 Anträge, davon wurden 1730 Anträge bewilligt. Die meisten Anträge wurden in Nordrhein-Westfalen gestellt (605), gefolgt von Bayern (567) und Berlin (230). Der fehlende Nachweis darüber, dass Behandlung­salternati­ven erfolglos probiert wurden oder gar nicht infrage kommen, sei einer der Hauptgründ­e für die Ablehnung gewesen.

Im Saarland zeichnet sich ein leicht gegenläufi­ger Trend ab. Zwar gab es 2017 allein bei der IKK Südwest im März und April 17 Anträge. Danach pendelte es sich bei etwa sechs pro Monat ein. Die abschließe­nden Zahlen fehlen aber noch. Bislang seien im Schnitt etwa ein Drittel der Anträge genehmigt worden. Die AOK registrier­te für das Saarland und Rheinland-Pfalz Anträge im „unteren dreistelli­gen Bereich“. Wie viele davon genehmigt werden, sei noch nicht abzusehen.

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